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Sonntag, 5. Oktober 2008

In der Nacht sind noch etliche Charteryachten eingelaufen und haben sich teilweise auf abenteuerliche Art und Weise vor Anker gelegt. Die Crews waren gut drauf und hatten anscheinend schon dem Alkohol zugesprochen. Das ging so lange gut, bis der Wind zunahm….. Was dann passierte kann man mit Worten gar nicht beschreiben: Ein Geschrei, Getrampel, Taschenlampengefuchtel, Krachen, wildes herumkurven um schlierende Anker zum Eingraben zu bewegen, etc., begann. Und das stundenlang! Der Wirt und ich schüttelten nur mehr den Kopf ob solcher Hirnlosigkeit. Was machen die eigentlich, wenn wirklich Starkwind aufkommt?
Für mich aber beginnt ein abenteuerlicher Tag: Die Nacht war kalt, der Wind hat auf Nord gedreht, stahlblauer Himmel, wolkenlos. Typische Bura - Lage. Ich lege zeitig ab, um die Gunst der Stunde zu nutzen. Kaum aus der Bucht heraußen, legt der kleine Gerhard (wieder einmal….) die Ohren an. Ein bisschen viel Wind für ein kleines Schiff…. Um es auf den Nenner zu bringen: Ich rauschte von der Insel SOLTA weg, übers offene Meer an der Westküste der Insel HVAR vorbei, um am Abend an der Süd -Westküste der Insel KORCULA, in der Bucht „TRI LUKE“, müde aber Happy, meinen Anker ins glasklare Wasser fallen zu lassen. Die Entfernung betrug sagenhafte 38,7sm (= 71,7km) bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,2 Knoten. Wobei die Maximalgeschwindigkeit im Surf laut meinem GPS bei 9,6 Knoten lag!!! (Obwohl ich das nicht ganz glauben kann…) Unbeschreiblich für eine 22er Neptun – manchmal habe ich mich nur angehalten, wenn’s die Wellen runterging. Wie in der Hochschaubahn, nur eben auf dem Wasser! Meine Gefühlswelt kann ich gar nicht beschreiben, die Spannbreite reichte von der Panikattacke bis zur höchsten Stufe des Entzückens.
Als ich an der Insel VIS, dem ehemaligen LISSA, vorbeirauschte, überquerte ich historisches Terrain: Hier, im Norden der Insel, fand am 20. Juli 1866 die berühmte Seeschlacht zwischen Österreich und Italien statt, die mit dem Sieg der technisch und zahlenmäßig weit unterlegenen österreichischen Flotte unter dem Kommando von Wilhelm Freiherr v. Tegetthof (1827 – 1871) endete. Die Italiener standen unter dem Kommando des glücklosen Conte di Persano (1806 – 1883). Mein Weg führte ziemlich genau über das damals versenkte Flaggschiff der Italiener, der „Re d`Italia“ hinweg, die in etwa 100m Tiefe liegt. Ein Gefühl von Trauer kam in diesem Moment in mir hoch. Trauer über die toten Seeleute, die hier ihr nasses, kaltes Grab finden mussten. Sinnlos gestorben, wie alle Toten in einem Krieg sinnlos sterben müssen. Ob wir das wohl je begreifen werden? Ich gebe die Hoffnung nicht auf....
Ich aber segelte weiter - Immer weiter von dort weg, wo mir einmal alles lieb und teuer war........