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Mittwoch, 29. Oktober 2008

Ungestörte Nacht, am Morgen kommt, wie von Heli vorausgesagt, starker Wind auf. Hier im Golf von Patras weht er zurzeit aus Osten, also genau aus der Richtung, in die ich will…. Egal, ich will mir sowieso die Stadt geben und mich frisch verproviantieren.
Durch meinen unkonventionellen Liegeplatz komme ich wegen dem stärker werdenden Wind in Bedrängnis. Ich muss weg. Ein junger Grieche – ZORAN - und ein junger Engländer – CHRIS – helfen mir spontan, besorgen mir einen anderen Liegeplatz und helfen tatkräftig mit beim Verlegen des Schiffes an einen anderen Steg. Danke ihr Beiden! Der Mieter des Liegeplatzes, den ich nun belege, kommt auch vorbei und hat kein Problem damit, dass ich auf seinem Platz liege. Also gut Leute, ihr habt Euch somit ein Fläschchen Schnaps, welches ich aus der alten Heimat mitgenommen habe, wohlverdient! Nun kann ich die Stadt in Ruhe besichtigen. Diese ist ein wahrer Hexenkessel. Verlaufen kann man sich nicht, da alle Strassen rechtwinkelig zueinander angelegt sind. Das macht das Orientieren leicht. Das Hafenviertel ist öde und heruntergekommen, die Stadtmitte voll von Leben und unzähligen kleinen Geschäften. Die Besichtigung der Festung hätte ich mir ersparen können, nur die Aussicht von dort oben war herrlich.
Im Hafen lerne ich dann völlig unvorbereitet und ahnungslos die andere Seite unserer ach so heilen Welt kennen: Eine Menge dunkelfarbiger, hagerer Männer mit scharfem Blick, meist schlecht gekleidet, schleicht um den abgesperrten Bereich des Fährhafens herum, immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, ungesehen auf eines dieser Monsterschiffe, und damit in eine andere Welt zu gelangen. Fast chancenlos sind sie dabei, durch ihre Hautfarbe verraten sie sich selbst. Auf der Gegenseite rigorose Absperrmaßnahmen und ein Großaufgebot an Polizisten, auch in Zivil. Sirenen heulen plötzlich auf, laufende Polizisten, über Zäune flüchtende Gestalten, beleben die Szene. Ich bleibe, beobachte die Situation. Ein beklemmendes Gefühl steigt in mir hoch, ich fühle mich irgendwie mitschuldig am Elend dieser Menschen. „Festung Europa“, nun weiß ich genau, was damit gemeint ist…..