Ungestörte Nacht, leider Null Wind, der Himmel ist bewölkt, ich lege einen Wander – u. Servicetag ein. Die Gegend hier ist nicht beredenswert, der Ort auch nicht.
Als Entschädigung biete ich einen (tatsächlich passierten) Schwank aus meinem „früheren“ Leben an:
Grüß Euch!
Ich sag Euch, ich bin ja so was von frustriert. Das letzte Mal bin ich vor ca. 18 Jahren mit einer „Mayflower“ - Jolle bei Split gekentert, und jetzt das. Also, es war vorletzten Donnerstag (hab’ erst jetzt genügend Zeit für eine Beichte), als es bei uns im Wald4tel ganz schön aus Nordwest blies. Also nichts wie raus zum Stausee. Meine Lieblingsfrau wollte zwar mit, musste aus familiären Gründen aber dann doch abwinken. Eine Delphino war bald aufgetakelt, aber dann kam es, wie es kommen musste: Nach einigen Kabellängen schlief der Wind ganz einfach ein, dafür näherte sich eine ziemlich große und dunkle Wolke, deren Geschwindigkeit und Inhalt ich leider ganz gewaltig falsch einschätzte. Meine Stimmung sank auf null, so wie der Wind. Mist, dachte ich, kein Wind, aber dafür werde ich waschelnass. Das hab’ ich wieder notwendig gehabt. Der Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht, als mich die erste Böe gleichzeitig mit einem heftig einsetzenden Regenschauer erwischte. Aber wie!! Meine 85 Kilo Kampfgewicht ( Tendenz leicht steigend…. ) reichten gerade noch einmal aus, das anscheinend nicht ganz gut durchkonstruierte Kleinwasserfahrzeug in den Wind zu drehen und aufzurichten, obwohl die Baumnock schon durchs Wasser gezogen wurde. Und dann kam es zu einem fatalen Denkfehler meinerseits: In mir jubelte eine Stimme: „Endlich Wind, los, abfallen und die Schot dicht, dann geht die Post ab!!!“ Was ich dann auch prompt tat….. Die zweite Stimme, die entsetzt „ mach das ja nicht, du Blödel“ aufschrie, hörte ich leider zu spät, denn da hatte mich die zweite Böe schon flach gelegt. Sch…., bloß nicht durchkentern, durchzuckte es mich. Also die Beine über die Bordwand geschwungen und schnell raus aufs Schwert….. Dass da aber leider gar kein Schwert mehr da war merkte ich erst, als ich haltlos in den braunen Fluten des Ottensteiner Stausees kurzfristig versank. Als Brillenträger immer eine blöde Situation. Anscheinend hatte ich das Schwertfall nicht fest genug in seine Kammklemme gedrückt, daher war das damit verbundene Schwert beim Kentern in den Bootsboden verschwunden. Hilflos musste ich mit ansehen, wie sich die Jolle nun langsam, fast majestätisch, in die stabile Rückenlage drehte. Während der Regen wie wild auf mein graues (und nun auch patschnasses) Haupt trommelte und der Wind heulte und pfiff drängte sich mir die Frage auf, ob ich das in meinem Alter noch notwendig hätte…Na ja, wenigstens war das Wasser halbwegs warm. Nach dem bei den herrschenden Verhältnissen an ein Aufrichten der Jolle nicht zu denken war, schnappte ich mir die Vorleine und schwamm, das Boot hinter mir herziehend, zu einem nahe gelegenen Steg, wo die Wassertiefe ausreichend war, um den Mast nicht zu beschädigen. Dann schwamm ich zu einer anderen Jolle hinaus, welche ebenfalls durchgekentert war, um zu helfen. Zwischenzeitlich war die Gewitterfront durchgezogen und Franz, unser „Vercharterer“ kam uns, trotz seinem verletzten und bandagierten Knie, mit seinem Gummiwutzler zu Hilfe. Wir mussten allerdings unter die Boote tauchen, um zu den Schwertfallen zu gelangen und die Schwerter ausfahren zu können. Wie gesagt, mit meinem Nasenfahrrad irgendwie eine unangenehme Angelegenheit. Das Aufrichten verlief dann planmäßig, nur der Wind war (natürlich…) wieder einmal eingeschlafen, darum schleppte uns Franz motorisch zum Steg zurück. Segel abgeschlagen und zum Trocknen unters Dach gebracht, mit dem Nasssauger die Jollen leergesaugt, noch schnell einen heißen Kaffee hinter die bibbernde Binde gegossen, dann ab nach Hause. Gefroren hat es mich wie einen nassen Hund, wie man bei uns so sagt. Meine Lieblingsfrau richtete mich dann freundlicherweise wieder moralisch auf, und nach einer ausgiebigen heißen Dusche habe ich diesem kippeligen und übertakelten Kunststoffgebilde Rache geschworen, denn beim nächsten Mal werde ich ihm kompromisslos und beinhart zeigen, wer hier der Herr in der Jolle ist, bei meiner Ehr’……
Die Geschichte birgt aber noch einige Feinheiten:
1.: Erstaunlicher Weise funktioniert die Fernsteuerung meines Pkws weiterhin einwandfrei, obwohl sie ja eine halbe Stunde unter Wasser war…
2.: Nachdem ich nasse Kleider am Körper nicht mag, hab' ich die Klamotten in den Kofferraum gelegt und bin nackt, nur mit Sandalen und Sicherheitsgurt bekleidet, nach Hause gefahren. Nicht auszumalen, wenn ich in eine Polizeikontrolle geraten wäre.... Ich sehe die Schlagzeilen vor meinem geistigen Auge: "einem fünfzigjährigen Wüstling konnte im Waldviertel das Handwerk gelegt werden. Der bisher als unbescholten bekannte Gerhard K. wurde völlig (!!!) nackt am Steuer seines Pkws angetroffen. Der durchnässte und offenbar unter Schock stehende Mann versuchte den Diensthabenden Beamten eine unglaubwürdige Geschichte aufzutischen, in der angeblich äußerst widrige Umstände sein Verhalten rechtfertigen sollen. Die Behörden ermitteln weiter und bitten eventuelle Augenzeugen, sich zu melden. Vertraulichkeit wird zugesagt..... "
Glücklicherweise bin ich "unertappt" zu Hause angelangt, und dank des elektrischen Garagentorantriebes konnte nicht einmal die Nachbarschaft einen negativen Eindruck von mir bekommen......
…….Ist schon einige Zeit her, diese Geschichte, denn meine „Lieblingsfrau“ ist schon lange nicht mehr meine „Lieblingsfrau“……