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Dienstag, 21. Oktober 2008

Vom Lärm der Motorräder und eines laufenden Aggregates genervt, aber sonst ungestörte Nacht. Der Wind hat auf NO gedreht, bleibt aber sehr, sehr schwach. Ein schöner Tag beginnt. Ich beschließe für mich, doch Benzin zu bunkern, da die nächste Versorgungsstation einfach zu weit entfernt ist. Sicherheit geht eben vor, überhaupt in einem Revier, wo man noch nie war und vor Überraschungen nicht sicher sein kann. Außerdem schadet ein bisschen Muskeltraining nicht, ganz im Gegenteil. Hab’ ich meinen Kunden schließlich auch immer gesagt. Gott, ist das schon lange her! Übrigens streiken heute die Fluglinien, etc. Na hoffentlich hat wenigstens die Tankstelle offen….. Ich bringe an meinem 20 Liter Blechkanister rucksackähnliche Tragegurte (Die von meinem Laptop Rucksack – Fürnweger Peter sei dafür nochmals gedankt!) mit ein paar Schnürln und Karabiner an und rudere an Land. Frohen Mutes mache mich auf die Socken, in der Hoffnung, dass die Tankstelle nicht bestreikt wird. Ich habe Glück, sie wird es nicht. Ich schultere meinen nun vollen Kanisterrucksack und marschiere zurück. Das System bewährt sich so gut, dass ich gleich noch einmal gehe. Zwischenzeitlich grüssen mich am Weg die Einheimischen schon, wenn ich, unter der Last meiner Bürde ächzend, keuchend und schwitzend, vorbeischlurfe. Bei einer Schule bemerke ich, leicht überrascht und konsterniert, wie im Schulhofareal klassenweise, und offensichtlich unter Anleitung des Lehrpersonals, die Kids kommandomässig marschieren und exerzieren. Fast im Stechschritt… Hä? In welcher Zeit leben die hier eigentlich? Im Zeitalter der EU und der Völkerverständigung sollte doch so etwas längst der Vergangenheit angehören?? Nachdenklich geworden bringe ich das mühsam transportierte Benzin an Bord, mache das Schiff startklar und verziehe mich. Das Städtchen an sich hat mir gut gefallen, nur der Lärm war mir etwas zu viel.
Ich nehme wieder Kurs Richtung Süden, der Küste entlang, schneide großräumig Buchten ab und kann zeitweise sogar den Blister setzen. Leider ist nach einiger Zeit wieder Schluss mit lustig, die „eiserne Genua“, mein braver (bisher…) Motor muss wieder ran. Ist ja keine Kunst, Benzin ist ja nun genug vorhanden. Geh sparsam damit um, mein Freund, einiges an Müh und Plag steht hinter seiner Beschaffung!
Während ich diese Zeilen schreibe brennt mir die Sonne auf den Rücken, die Küste gleitet langsam vorbei, ich sitze nackt am Vorschiff, nuckle an einem Softdrink, eine sanfte Brise umschmeichelt meinen nahtlos braungebrannten Körper und ich fühle mich, sorry, sauwohl….
Das dürfte Äolus, der Gott der Winde, gehört haben, denn er nimmt sich meiner an und schickt mir sofort einen kräftigen Westwind, der meinen Blister ordentlich füllt und mich bei fünf bis sechs Knoten Fahrt gehörig fordert. Nix ist mehr mit nackig am Vorschiff, stattdessen ist nun ein kräftiges und gefühlvolles Handerl an der Pinne gefragt. Es wird Nacht, ein traumhafter Sonnenuntergang macht mein Herz weit. Ich steuere die Einfahrt von PREVEZA, das liegt am Beginn des AMBRAKISCHEN GOLFES, unter Blister an. Ein Traum für jeden Segler! Die schwierige Einfahrt, gut betonnt aber technisch gefinkelt, fahre ich mit Hilfe der digitalen Seekarte meines Laptops durch – alles unter Blister. Ich bin so was von aufgekratzt, dass ich erst ganz kurz vor der Marina das Segel berge. In derselben drehe ich dann eine Runde, bevor ich ein Platzerl finde. Ein perfektes Anlegemanöver bei Dunkelheit, denn der Mond ist noch nicht aufgegangen, beschließt einen herrlichen Segeltag. Personal zeigt sich keines, morgen wird mich halt jemand verjagen oder eben auch nicht. Warten wir es ab. Ein schwedischer Skipper, wie sich später herausstellt im wahrsten Sinne ein „alter Schwede“, erklärt mir, dass es hier keine Duschen und an diesem Steg auch keinen Strom gibt. Na bravo. Egal, jetzt will ich erst mal schlafen. Geschützt liege ich ja, allerdings stinkt es erbärmlich nach Heizöl und ein Aggregat läuft auch in der Nähe. Zum Glück habe ich Ohropax mit!
Etmal: 28,5sm, Position: N 38° 57,60’ / E 020° 45,43’