Geschlafen wie ein Murmeltier, obwohl es in den Nächten nun schon stark abkühlt. Aber sobald die Sonne hervorkommt, wird es wieder schön warm. Auf den Korinth umgebenden Berggipfeln lag heute früh der erste Schnee! Dazu strahlend blauer Himmel - eine Traumkulisse.
Das Hafenoriginal (männlich) bringt mir (unaufgefordert) Brot (ich hoffe frisches). Ich ärgere mich nochmals (sinnloses Unterfangen) mit den Autopiloten ab. Dann entsorge ich meinen Müll, lege dem Hafenoriginal, der zwischenzeitlich verschwunden ist, als Danke für das Brot noch eine Packung Zigaretten auf sein Boot und laufe dann aus dem Hafen aus. Dabei passierte mir ein Missgeschick: In der Eile des Ablegens schob ich den Choke des Motors nur halb zurück - mit dem Ergebnis, dass der Motor nicht auf Touren kam, dafür aber umso mehr blauen Abgasqualm produzierte. So trieb ich stinkend und lärmend, aber fast ohne Vortrieb, quer durch den Hafen…. Kurz bevor ich an der nächsten Kaimauer landete fand ich die Ursache des Missstandes und konnte gerade noch unbeschadet den Hafen verlassen.
Ich fuhr zur Kanaleinfahrt und meldete mich über Funk (Kanal 11) in meinem bekannt guten Englisch (Lachkrampf) für die Durchfahrt an: „Canal Control, this ist the austrian Sailing vessel „Sandpiper“…usw. - Ich wette, die lachen jetzt noch. Macht nichts, nach einer Stunde ging’s hinter einem „Biggi“ (einem seeeehr großen Schiff) und einer Motoryacht los: Die hydraulisch betriebene Hebebrücke senkte sich und verschwand unter Wasser, mit knapp sechs Knoten (für mich Höchstgeschwindigkeit) rauschten wir in Brassfahrt durch den 6,3Km langen und 25m breiten Kanal, der von 1882 bis 1893 erbaut wurde. Bis 76 Meter hoch ragen beidseits die Kalksteinwände beeindruckend hoch. Für mich war diese Durchfahrt ein Erlebnis, welches sich nur schwer in Worten fassen lässt. Ich weiß nicht, wie viele Opfer der Bau dieses Kanals gefordert hat, ich gedachte ihrer jedoch in stillem Gedenken.
Die zweite Hebebrücke am anderen Ende des Kanals hob sich wie von Geisterhand bewegt hinter uns aus dem Wasser, wir waren durch – sind nun im SARONISCHEN GOLF. An einem Kai, so hoch, dass ich raufkraxeln musste, legte ich an, um die Kanalgebühren zu bezahlen. 95,- € für mein Schifferl waren ein herber Schlag für die Bordkassa. Der Wind stand günstig, er blies mich aus dem SARONISCHEN GOLF direkt in die ÄGÄIS hinein, Kurs auf die Insel AIGINA. Zeitweise war’s zwar ein bisschen heftig, bis 25 Knoten Wind. Der kam aber von achtern, also halb so wild. Der strahlend blaue Himmel verabschiedete sich mit einem furiosen Abendrot hinter der beeindruckenden Kulisse des griechischen Festlandes. Spannend wurde es kurz vor dem Ziel. Natürlich (….) war es wieder einmal stockfinster: Unzählige Fischerboote, teilweise unbeleuchtet, wieselten um mich herum, dazwischen riesige Fähren, deren Geschwindigkeit ich immer noch unterschätze und als Draufgabe näherte sich mir ein gelbes Drehlicht. Ich lachte noch „die Straßenmeisterei macht heute Überstunden“. Das Lachen verging mir aber schnell, als ich merkte, dass besagtes gelbes Drehlicht das einer Katamaranfähre war, die mit unglaublicher Geschwindigkeit an mir vorbeizog. Kurzfristig hatte ich alle Hände voll zu tun, um von den nachfolgenden Wellen nicht umgeworfen zu werden. Dann das Übliche: Eine vorsichtige Einfahrt in den Stadthafen, ein paar Erkundungsrunden, dann ein Anlegemanöver an einer mir passend erscheinenden Stelle. Kurze Zeit später erscheint ein freundlicher Grieche, fragt woher ich komme und unterhält sich mit mir (in Englisch…), führt mich dann zu einem freien Liegeplatz im angrenzenden Yachthafen, wo ich sicher und ungestört bleiben kann, da das sonst dort liegende Schiff über Winter an Land steht. Gleichzeitig warnt er mich vor einem herannahenden Sturm. Sehr nett von dir, herzlichen Dank!! Morgen früh verhole ich mich dann in besagten Yachthafen.
Ich drehe noch eine Runde in der anscheinend prosperierenden Stadt, genehmige mir einen Imbiss, setze mich in die Plicht und beobachte den Sternenhimmel. Ein herrlicher Segeltag hat ein gutes Ende gefunden. Ich liege sicher und bin glücklich.
Etmal: 27sm, Position: N 37° 44,68’ / E 023° 25,70’