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Samstag, 22. November 2008

Insel Aigina - der Sturm

In der Nacht begann der Tanz: Durch das Schlagen der Fallen an die Masten wach geworden, merke ich, wie stark der Wind zugelegt hat. Ich kontrolliere meine Leinen und Fender, alles i.O. Aber im Hafen spielte es sich ab: Ein Schwimmsteg (genau, der an dem ich gestern noch gelegen bin…) zerlegt sich im Wellengang selbst (im Hafen!!), ernst blickende Männer versuchen hastig, Schiffe zu sichern, Yachten legen sich bedenklich quer, stoßen an die Stege, zerquetschen Fender, Chaos herrscht. In den letzten 12 Stunden ist das Barometer wiederum um 10 (!!!) Hektopascal gefallen, So etwas habe ich noch nie erlebt. Beim ersten Tageslicht versucht eine Fähre anzulegen: Sie läuft die Mole schräg mit dem Wind an (ging nicht anders), wird nur durch Motorkraft an der Stelle gehalten, der Wind dreht sie aber in einem Halbkreis langsam um die besagte Mole herum, währenddessen wird die Klappe geöffnet, Menschen springen in Eile auf, die Klappe schrammt in einer kreischenden Drehbewegung über den Beton, Autos werden mit heulenden Motoren hinaufgejagt. Kurz bevor die Fähre ihren (unfreiwilligen) Halbkreis beendet und an die Mole krachen muss, bricht der Lademeister den Vorgang mit hektischen Armbewegungen und Gebrülle ab, die Fähre zieht im letzten Augenblick mit Vollgas von der Mole zurück und damit aus dem Gefahrenbereich weg. Ein Teil der Menschen und Autos bleiben zurück. Dazu pfeift der Wind mit 30, in Böen bis 40 Knoten, das aufgewühlte Meer ist weiß, Gischt schlägt über die Hafenmauern. Und dann passiert das für mich unfassbare: Die Fähre fährt dasselbe Harakirimanöver noch mal!!!! Die restlichen Menschen und Autos kommen auch noch an Bord, dann endlich rauscht die Fähre Richtung Piräus davon. Ich atme erleichtert auf, nichts ist passiert. Der Fährenkapitän muss entweder ein Irrer oder ein echter Könner sein. Jedenfalls ein „wilder Hund“, wie man bei uns so sagt. Meiner Bewunderung kann er sich jedenfalls sicher sein. Das war auch die einzige Fähre heute, der Betrieb wurde daraufhin eingestellt, selbst das flotte Tragflügelboot musste im Hafen bleiben. Auch von den Fischern fuhr keiner hinaus. Ich übrigens auch nicht….
Der Sturm dauerte den ganzen Tag, geschichtete, drohend aussehende Wolkenformationen zogen über den Himmel. Mein griechischer Gönner (Gregorius, genannt Gregory), der mir den Liegeplatz besorgt hat, kommt ans Schiff und erkundigt sich nach meinem Befinden. Er war übrigens auch schon in Österreich, in Schladming Schi fahren…. Er warnt mich, da der Wind in der Nacht auf bis zu neun (!!!) Beaufort zulegen soll. Na hoffentlich nicht! Der Barometerstand ist leicht steigend, das gibt Hoffnung.
Ich besorgte mir am Markt einen frischen Fisch (von gestern….), den ich mir am Boot a la natur zubereitete (Rosmarinzweigerl habe ich noch von Trizonia). Als Nachspeise reichte Demichef Gerhard Joghurt mit Honig. Geht’s mir heute wieder gut!
Gegen Abend dreht der Wind von SW auf NW, damit bläst er nun die Wellen genau in den Yachthafen herein – SANDPIPER wird unruhig, zerrt wild an ihren Leinen, bockt. Das wird eine unangenehme Nacht werden….