In der Nacht legt sich der Wind, die Schiffe im Hafen liegen endlich ruhig. Um 09:30 stehe ich vor dem Marinabüro – natürlich ist niemand da. Gut Freunde, dann eben nicht! Insgesamt habe ich fünfmal versucht, meine Liegeplatzgebühren zu bezahlen, ich brauche also kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich ohne zu bezahlen auslaufe. Beim Ablegen läuft alles klar, bis auf eine winzige Kleinigkeit – mein Heckanker, ein 8Kg Danforth, hat sich in einer Mooringleine verhakt….. Wassertiefe 5m und arschkalt, da kommt Freude auf…. Ich habe absolut keine Lust zum Tauchen, pure Gewalt bringt, außer dem Skipper ins Schwitzen, nichts. Taktik ist also angesagt. Ich lokalisiere zu welchem Schiff die Mooringleine führt, verhole mich mit Tricks dorthin und ziehe von dort den Anker der Leine entlang. Langsam kommt dieser, an der nach oben zu dem Schiff führenden Mooringleine hoch, wo ich ihn dann aushaken und verstauen kann. Endlich kann ich Auslaufen, Kurs Marmaris liegt an. Der wind kommt aus NW/W, leider etwas schwach.
Ich nehme, ein bisschen traurig, Abschied von Griechenland, wo ich so viele schöne Stunden (und einige Hoppallas….) erleben durfte. Viele nette Menschen lernte ich kennen, niemand tat mir böses an, sogar die winterliche Ägäis fletschte nur die Zähne, hat aber nicht zugebissen. Danke für alles, mein liebes Griechenland, ich wünsche Dir für die Zukunft alles, alles Gute!!!
Während die Konturen von Rhodos langsam im Dunst verwischen, tauchen die schneebedeckten Gipfel des Taurusgebirges und seiner Ausläufer immer klarer hervor. Hier, mitten am Meer, hole ich in einer feierlicher Stimmung aus der Steuerbordsaling die griechische Flagge nieder und setze stattdessen die türkische, in Kombination mit der gelben „Q“ Flagge, um ordnungsgemäß in Marmaris einzuklarieren. Die weitere Fahrt verlief ohne Probleme, leider schlief der Wind bald ganz ein, zwei Drittel der Fahrt musste ich unter Maschine zurücklegen. In der riesigen Bucht von Marmaris rauscht seitlich vor dem Stadthafen mein Eisen in den Grund, ich bin gut in Asien angekommen. Für mich ein erhebender Moment, denn ich bin zum ersten Mal in meinem Leben in der Türkei.
Ich gehe nicht von Bord, sondern lasse die Stimmung auf mich einwirken. Die Marmaris umgebende Berglandschaft ist bezaubernd herb, die Bucht liegt ruhig im Abendlicht, es ist windstill, das Meer unbewegt. Aus der beschaulichen Stimmung reißt mich erst der Singsang des Muezzins, welcher für meine Ohren arg unmelodisch klingt. Ich köchle mir eine gute Nudelsuppe mit viel Gemüse und bereite mich mental auf das morgige Einklarieren vor.
Etmal: 26,5sm, Position: N 36° 51,06’ / E 028° 16,13’