In der Früh bin ich umzingelt von verhinderten Strandräubern:
als Bootstourenverkäufer getarnte Piraten:
und blasshäutigen Touristen. Alle grüßen mich freundlich, erkundigen sich nach meinem Befinden und fragen, ob ich was brauche. Geht denn das schon wieder los? Wie verhalte ich mich in so einer Situation richtig? Scherzender Weise rufe ich zu einer der Gulets hinüber, dass ich gerne einen Kaffee hätte, aber mit Milch und Zucker, bitte schön!! Ich falle vor Schreck fast über die Reling, als mich während des Zähneputzens von der Kaimauer aus ein Kellner anspricht und mir eine Tasse duftenden Kaffe hinhält. Ich turne also über besagte Kaimauer…
….an Land, inzwischen ein beliebtes Fotomotiv der Touristen, nehme ihn dankend entgegen und stelle die obligate Frage: „how much“? Die Antwort lautete - „Ist schon bezahlt, ich hole später die Tasse ab“. Sprachs und verschwand wieder. Das könnt ihr doch mit mir nicht machen, so kann das doch nicht weitergehen! Ich erkundige mich nach einem anständigen Supermarkt, sofort wird mir eine Fahrt mit einem Auto dorthin angeboten. Nachdem der aber nicht sooo weit weg ist, lehne ich dankend ab und verproviantiere mich per Pedes. Der Vollständigkeit halber erwähne ich nur, dass mehrere Männer dann mithalfen, den Proviant an Bord zu schaffen….
Nun war der Benzinnachschub dran, wobei man sich dazu folgendes Szenario vorstellen muss: Die Akteure sind: Ein unrasierter Tourist in Schlapfen mit zwei leeren Benzinkanistern (ich…), ein bislang noch nicht in Aktion getretener älterer Türke (Chef), ein bislang noch nicht in Aktion getretener jüngerer Türke (Adlatus) und ein klappriger Fiat Mirafiori. Ort des Geschehens: Der Kai vor Sandpiper. Die Übersetzung erfolgt sinngemäß aus dem Gedächtnis, keine Gewähr für deren Richtigkeit:
(Älterer Türke tritt zu dem am Kai mit seinen Benzinkanistern hantierenden Touristen)
Älterer Türke: Hallo Cheffe, woher kommst du?
Ich: Aus Austria, das ist gleich neben Germany.
Älterer Türke: Aha. Mit dem Schifferl da? (Älterer Türke macht große Augen)
Ich: Ja! Ich armer Tourist, kein Geld für größeres Schiff.
Älterer Türke: Du brauchen Diesel? Ich kann günstig besorgen!
Ich: Nein, Benzin.
Älterer Türke: Schiff fährt mit Benzin?
Ich: Ja, leider.
Älterer Türke: Blöde Konstruktion – du wollen zu Fuß Benzin holen?
Ich: Ja, ich hab da so ein kleines praktisches Wägelchen….
Älterer Türke: Du wissen das Tankstelle weit weg ist?
Ich: (Seufz) Ja leider.
Älterer Türke: (Älterer Türke winkt jüngeren Türken zu sich) Du nehmen mein Auto, Ahmed wird dich fahren. Besser so.
Sprachs, verabschiedete sich freundlich von mir und verschwand wieder zu seinen Kumpanen. Ich brauste daraufhin mit dem hoffnungsvollen Jungtürken, der mir natürlich zeigen musste, wie gut er Autofahren kann, zur Tankstelle. Nach der Rückkehr – richtig, ich musste meine Kanister nicht alleine an Bord hieven – wollte ich das Privattaxi bezahlen, aber der ältere Türke lachte nur und sagte; „Your welcome, my friend“ und nahm kein Geld. Wenigstens mein Fahrer nahm ein Trinkgeld dankend an. Mir viel nichts Besseres ein, als aus dem Supermarkt eine Runde Bier zu holen, das sie gerne annahmen. Einer meinte, ich solle hier mein Segelboot vermieten („rent the Sandpiper“), ein anderer meinte, er hätte in seinem Heimatdorf noch eine unverheiratete Schwester – ob ich vielleicht nicht…. Da wusste ich, es ist Zeit von hier abzuhauen! Wir hatten dann noch ziemlichen Spaß miteinander, nur, als sie mich dann am Abend in dunkle Spelunken mit angeblich losen Mädels verschleppen wollten, wehrte ich dankend ab, ich müsste noch dringend mein Tagebuch aktualisieren…
Die Stadt an sich ist sehr lebhaft, auch modern und ziemlich touristenorientiert, kann aber mit Antalya nicht ganz mithalten. Der Hafen ist groß, nicht mit Molen unterteilt, gegen Schwell sehr gut geschützt und mit Gulets ziemlich belegt:
Der (Diesel) Tankwagen kommt wegen deren großer Anzahl fast täglich. Benzin ist ein Problem, die nächste Tankstelle ist etwa eine Meile entfernt. Wasser und Strom gibt es am Kai, ist aber abgesperrt, den Wasser / Strommann muss man erfragen. Gut sortierte Lebensmittelläden sind etwas weiter entfernt.