06:30 Der Wecker läutet.
06:45 Der Kaffe ist fertig.
07:00 Der Skipper ist fertig (nicht mit den Nerven, sondern mit der Morgentoilette…).
07:15 Sandpiper läuft aus, Skipper ist mit kleinem Schwerwetteranzug bekleidet.
07:20 Skipper setzt Vollzeug, Kurs Kap Anamur liegt an.
07:40 Wind lässt stark nach, Genua geborgen, Blister gesetzt.
07:50 Wind lässt noch mehr nach, Groß geborgen, es wird warm, Skipper zieht den kleinen Schwerwetteranzug wieder aus.
08:00 Wind schläft komplett ein, Blister geborgen, Sandpiper dümpelt in der Flaute, Skipper zieht sich nackt aus….
Es ist zum Davonlaufen. Ich stehe extra zeitig auf, um den Wind zu nützen, und nach knapp zwei Meilen nun das. Das Meer wird glatt und ruhig, es wird stechend heiß. Ein Kreuzfahrtschiff zieht weit draußen Richtung Antalya vorbei. Das Erste seit langem.
Ich dümple so dahin, den Burgfelsen von Gazipasa noch in Sichtweite. Ich warte auf den Wind, nutze die Zeit und führe ein Motorservice durch und befreie den Motorschacht von Algen und Muscheln. Durch die beengten Verhältnisse ein eher mühsames Unterfangen. Eine Strömung mit knapp einem Knoten setzt hier nach Westen. Irgendwann beschließe ich, doch die eiserne Genua (den Motor…) zu bemühen. Ich halte auf das offene Meer zu, um der Landabdeckung zu entkommen. Nichts, kein Wind. So tuckere ich eben der Küste entlang nach SO, Kap Anamur entgegen. Die steilen und schroffen, südseitig gelegenen Hänge werden in diesem Bereich wieder extensiv auf schmalen Terrassen bewirtschaftet, es sind Bananenstauden, die hier angebaut werden. Unterwegs treffe ich auf zwei Fischfarmen, die in Google Earth sichtbar, auf der Seekarte aber nicht eingezeichnet sind….
Vorbei geht es am antiken Antiochia in der damaligen Provinz Kilikien:
Nachdem windmäßig gar nichts geht, suche ich mir nach Stunden ein halbwegs geschütztes Plätzchen, im Schutz einiger vorspringender Felsen lege mich dort vor Anker:
Die wildromantische Landschaft mit ihrem herrlichen Strand gefällt mir sehr, doch was ich beim Schnorcheln unter Wasser sehe, gar nicht: Das Meer ist, in diesem Bereich zumindest, ganz einfach tot. Obwohl das Wasser hier wieder relativ sauber ist, regt sich kein Leben, keine Pflanzen wachsen am Meeresgrund. Eine graugrüne Schicht bedeckt den Boden, hie und da etwas Seegras. Keine Muscheln, keine Seeigeln, keine Fische, nichts. Ziemlich erschrocken über das Gesehene zittere ich mich an Bord bei einem kärglichen Mahl wieder warm….
Ich beginne, den Traveller auf Leinenbedienung umzubauen, denn das Bedienen mit den zwei Stoppern nervt mich schon lange. Mit feinem Sand vom Strand, auf ein Stück Tuch verteilt, schleife ich den Aluminium - Pinnenbeschlag blank, der schon ziemlich unansehnlich aussah. Die Pinne selbst ziehe ich mit einer scharfen Glasscherbe ab und öle sie mit Olivenöl ein. Nach dem Trocknen reibe ich Kerzenwachs in die noch offenen Poren und poliere das Holz mit einem Tuch auf. In Alanya habe ich mir ein passendes Brett organisiert, aus dem ich eine neue Auflage für die Klappe der Pantry fertige. Das klapprige Originalteil aus Kunststoff hat leider seinen Geist aufgegeben. Allerdings durch meine Schuld, ich habe das Teil über Gebühr belastet.
Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden, das Ganze ist gut gelungen und schaut schön aus.
Zwei Segler ziehen am Horizont unter Maschine Richtung Kap Anamur vorbei, die Dämmerung schleicht sich langsam heran, sanft rollt Sandpiper in der leichten Dünung. Eine richtige Idylle, nur wenn ich an den Meeresgrund denke, werde ich nachdenklich....
Etmal: 24,5 sm, Position: N 36° 04,79’ / E 032° 35,49’