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Sonntag, 19. April 2009

Gazipasa

Wenn nicht so ein blöder Trawler die ganze Nacht lang seinen Generator Laufen gehabt hätte, wäre dieser Hafen eine Idylle gewesen…. In der Nacht laufen noch zwei Fischer ein und legen sich neben mir ebenfalls vor Anker.
Ich beschließe einen Tag hier zu bleiben, da mich die Burgruine auf dem hohen Kliff reizt:


Gazipasa ist das antike Selinus (oder auch Trajanopolis), hier ist der römische Kaiser Trajan auf seiner Rückreise von einem Feldzug in Kleinasien nach Rom gestorben. Er wurde hier eingeäschert und seine Asche nach Rom gebracht. Ein leeres Mausoleum („empty Kenotaph“…) wurde ihm hier zu Ehren in der Nekropole, der Totenstadt, errichtet. Diese befindet sich am Fuße des Burgberges.
Der Fluss Sarisu hat hier eine fruchtbare Ebene gebildet und mündet unmittelbar neben dem Hafen, von dem er nur durch eine Art Mole getrennt ist, ins Meer:


Treibhäuser beherrschen das Bild dieser Ebene, der Übergang von extensiver zu intensiver Landwirtschaft ist hier augenscheinlich:


Übrigens hat hier bereits die Ananasernte begonnen! Ich habe den Frauen eine Zeitlang bei ihrer mühsamen Erntearbeit auf einem Feld zugeschaut: In gebückter Haltung in der prallen Sonne, und das stundenlang. Wahrscheinlich für einen Hungerlohn… Eine Schar Kinder spielte unbeaufsichtigt am Wegesrand, viel Spielzeug hatten die Kleinen nicht…. Überhaupt habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Türken ein fleißiges Volk sind. Überall wo ich bis jetzt hinkam wurde gebaut, ausgebessert, geputzt oder gefärbelt. Halbfertige Häuser, wie man sie in Griechenland so häufig findet, sieht man hier fast nirgends.
Die Burgruine, welche hellenistische, byzantinische und römische Bauelemente aufweist, klebt wie ein Schwalbennest am höchsten Punkt eines hohen und fast senkrecht zum Meer abfallenden Kliffs:



Der etwas mühsame Aufstieg (typisch Gerhard – er nahm wieder einmal die Diretissima quer durch die Maccia…) hatte sich mehr als gelohnt, die Aussicht von dort oben war atemberaubend schön. Runter ging’s dann den normalen Weg, den ich vorher nur nicht gefunden hatte….
Obwohl ein herrlicher Sandstrand vorhanden, ist diese Gegend touristisch noch eher wenig erschlossen. Viele Neubauten wurden etwas planlos in der Gegend verstreut gebaut, trotzdem herrscht der ländliche Eindruck vor. Schafherden werden auf der Hauptstraße getrieben, niemand stößt sich daran. Die umgebende Landschaft ist bergig und teilweise bewaldet, auf den Höhenzügen des Taurusgebirges liegt noch Schnee.
Der Hafen an sich kann nur als Nothafen beschrieben werden. Allerdings ist es der einzige zwischen Side / Selimiye und Anamur. Er hat keine Befeuerung, es gibt weder vernünftige Anlegemöglichkeiten im Hafenbecken selbst, noch irgendwelche Versorgungsmöglichkeiten, von einem Kiosk und einem Restaurant in Hafennähe einmal abgesehen. Achtung, im Nord und Ostteil des Hafens (Bereich Sandstrand) wird es unerwartet schnell sehr, sehr seicht!
Am Nachmittag habe ich dann wieder einmal den Wasserpass vom Bewuchs befreit und einige kleinere Verbesserungen vorgenommen. Die aufgeklebten Nummern habe ich auch wieder entfernt, die waren viel zu groß für das kleine Schiff und sahen zudem grässlich aus.
Hoffentlich bläst es morgen anständig aus der richtigen Richtung, denn bis Anamur ist es ein Schlag über 40 sm – ohne Hafen dazwischen….