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Freitag, 29. Mai 2009

Spinalonga

In der Nacht hat der Wind nachgelassen, ich habe wie ein Murmeltier geschlafen. Ich lege einen Faulenzertag ein, lege mich vor der kleinen Festungsinsel vor Anker...


...und bin dort der erste Besucher des Tages. Zu meinem Glück, denn gerade als ich meine Besichtigung beende fallen Heerscharen von Touristen, die mit Ausflugsschiffen herangekarrt werden, ein – nichts wie weg hier…
Im 15. Jahrhundert errichteten die Venezianer auf Spinalonga eine Burg bzw. ein riesiges Fort:



1669 eroberten die Türken Kreta. So ein Fort mit solch dicken Mauern war aber zu dieser Zeit praktisch uneinnehmbar:



Noch ein halbes Jahrhundert nach dem Einfall der Türken in Kreta blieb Spinalonga in venezianischer Hand und wurde zum Zufluchtsort für die Christen, die vor der Wut der Türken hierher flüchteten. Erst im Jahre 1715 überließen die Venezianer den Türken in einem Sondervertrag die kleine Insel. Bis die Türken um 1900 Kreta endgültig verließen, diente die mächtige Burg als Wohnraum für türkische Siedler.
Im Jahre 1903 machte die Kretische Republik Spinalonga zu einer Leprakolonie:


Wie fast überall auf der Welt wurden die Aussätzigen aus der Gemeinschaft ausgestoßen und gezwungen, hier isoliert zu leben und zu sterben. Alle Einwohner von Kreta, welche an der Lepra erkrankt waren, wurden nach Spinalonga verbannt. Die Lepra war zu dieser Zeit (etwa 1900-1950) eine Hochansteckende, gefährliche und unheilbare Krankheit. Niemand konnte geheilt werden - also erwartete den Leprakranken auf Spinalonga lebenslänglich. In Spitzenzeiten waren über 1000 Kranke auf der Insel. Dies blieb so bis etwa 1953 die ersten wirksamen Lepramedikamente gefunden wurden. Etwa 8 Jahre später wurde die Leprastation Spinalonga überflüssig und aufgelöst. Einwohner der Region nutzten darüber hinaus die Tatsache aus, dass die Kranken eine bescheidene staatliche Unterstützung erhielten. Mit kleinen Booten brachten sie Lebensmittel auf die Insel, die sie dort zu weit überhöhten Preisen verkauften. Auf diese Versorgung von außen angewiesen, waren die Inselbewohner wehrlos. Als in den 40er Jahren eine Medizin zur Behandlung dieser Krankheit entdeckt wurde, begann Lepra langsam seinen einstigen Schrecken zu verlieren und damit verbesserte sich auch das Schicksal der Verbannten. 1957 schließlich verließen die letzten zehn Überlebenden die Insel, Spinalonga war von nun an nur noch historisches Relikt.
Die Spinalongabucht vor der Stadt Elounda war bis zum 2. Weltkrieg Zwischenstation für die Postflieger des britischen Imperiums, die so die Verbindung nach Indien aufrecht hielten. Hier landeten die Wasserflugzeuge, wurden aufgetankt und versorgten in Krisen die Truppen auf Kreta.
Ich verhole mich weit genug von den Ausflugsschiffen weg und verbringe den Rest des Tages mit etwas wandern und schnorcheln. Ich versuche, mit der Harpune ein paar Fische zu erlegen:


Ich glaube allerdings, die lachen jetzt noch. (Ich wollte für das Foto auch lachen, aber da wäre mir dann das Messer aus dem Mund gefallen...)
Das Ding schießt so was um die Ecke, unbeschreiblich. Der sicherste Platz für die Fische war der vor der Pfeilspitze. An dieser Technik muss ich also auch noch feilen – oder eben hungern…