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Donnerstag, 28. Mai 2009

Von A. Nikolaos nach Spinalonga

Ich verabschiede mich von Jürgen und Uschi, Hans – Peter, Theo und Leslie und von Ekki. Meine Stimmung ist nicht besonders, wieder einmal muss ich liebgewordene Menschen verlassen. Der Wind pfeift zwar ein bisschen viel, aber Hans – Peter und Ekki helfen mir beim Ablegen. Ein letztes Winken noch, dann bin ich wieder alleine auf weiter Flur:


Ich komme, nur unter Fock, gut voran. Ich will eigentlich nur ein kurzes Stück die Küste Hochsegeln und dann in die große Spinalonga – Bucht einlaufen, um die dortige Festung und die ehemalige Leprakolonie zu besichtigen. Ich setze das Großsegel zur Fock, als der Wind günstig steht. Leider schläft dieser auf halbem Wege ein – dachte ich zumindest. Er hat nämlich nur tief Luft geholt… Während ich mich mit den flappenden Segeln rumärgere, sehe ich im Norden urplötzlich weiße Schaumkronen auf den Wellen auftauchen – oje, jetzt aber schnell! Ich kann gerade noch das erste Reff einbinden, dann geht’s schon zur Sache. Diesmal aber so richtig. Hatten wir ja schon länger nicht mehr. Die Reffbändsel kann ich gar nicht mehr einbinden, ich halte mich lieber fest… Ich muss aber gegenan, es nützt nichts. Schnell bin ich klatschnass, für die Brillen wären Scheibenwischer auch nicht schlecht… Kurzzeitig laufe ich vor dem Wind ab, um das zweite Reff einzubinden und in mein Schwerwetterzeug zu schlüpfen. Dann nehme ich den Kampf auf. Wäre doch gelacht! Stundenlang kämpfe ich mich die paar Meilen hoch; der Autopilot kann mit diesen Wetterbedingungen nicht mehr mithalten, er reagiert zu langsam. Die Fock ist zu groß für die herrschenden Windverhältnisse, Sandpiper wird ziemlich Leegierig. Das ist blöd, aber die Wellen gehen mir zu hoch, um das Vorsegel zu wechseln. Nochmals Ablaufen möchte ich auch nicht, die Heißerkämpfte Höhe will ich nicht wieder herschenken. Ein paar Mal dachte ich, jetzt liegen wir flach, aber Sandpiper richtete sich immer wieder brav auf, schüttelte sich und stampfte weiterhin munter durch die Wellen. Nur der Skipper hing mit der Zeit etwas schlaff im Cockpit… Ich versuche in die Landabdeckung zu kommen, das bringt in diesem Fall aber auch nichts, nur die Wellen werden unwesentlich kleiner. Sandpiper legt eine atemberaubende Schräglage hin, zudem ist der Wind ziemlich böig. Ich muss bei deren Einfall Sandpiper anluven lassen, sonst wird die Krängung zu viel. Es erstaunt mich, dass Sandpiper bei dreißig Knoten Wind anständig Raum nach Luv macht. Der Schwachpunkt des Gespanns bin wieder mal ich; einmal lege ich eine Patenthalse hin (das war allerdings nicht lustig…), die das Rigg in seinen Grundfesten erschütterte. Den Kopf konnte ich ja gerade noch in Sicherheit bringen, aber ich hab geglaubt, den Traveller reißt es aus seiner Verankerung, so hat es gekracht. Bei den Wenden bräuchte ich eine dritte Hand, die haben auch nicht alle einwandfrei geklappt. Ein paar Mal brachte ich Sandpiper nicht durch den Wind, dann behalf ich mir eben mit der Technik der Q – Wende. Für mich ist es immer wieder schön zu erleben (im wahrsten Sinn des Wortes…), wie viel Wind und Welle dieses kleine Schiffchen abkann. Ich war dann allerdings schon froh, als ich in die Spinalonga – Bucht einlaufen konnte…. Sandpiper und ich waren über und über mit Salz bedeckt, meine schwarze Jacke graugefleckt. Die gestrige Süßwasserwäsche Sandpipers hätte ich mir sparen können.
Ich suche mir ein halbwegs geschütztes Plätzchen...


...und lasse bei dreieinhalb Meter Wassertiefe alle dreißig Meter Kette raus – ich bin hundemüde und möchte keinen Ankerplatzstress in der Nacht haben. Außerdem habe ich eh ungehindert Platz zum schwojen. Das Ankermanöver fahre ich unter Segel, ein schönes Manöver, wie ich finde.
Ich klariere Sandpiper auf, befreie uns so gut es geht vom Salz und versuche mit Corned Beef, Knoblauch, Zwiebel und Eiern ein schnelles und nahrhaftes Abendessen herzustellen.
Hoffentlich schmeckt es dem Klabautermann auch…..

Etmal: 21sm, Position: N 35° 16,86’ / E 025° 43,51’