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Montag, 13. Juli 2009

Nach Sizilien – 3. Tag auf See

Im Morgengrauen taucht die Küste Kalabriens, der „Vorfuß“ Italiens, der mit Sizilien scheinbar Fußball spielt, auf. Nachdem ich aber gleich nach Sizilien möchte, lasse ich sie an Steuerbord liegen. Ich hätte sie sowieso nicht anlaufen können, da mich der Wind nach Süden drückt. Ich hole mit einem leicht wehmütigen Gefühl die griechische Gastlandflagge, die mich so lange Zeit begleitet hatte, ein und ziehe die italienische hoch. Der Wind lässt kontinuierlich nach, hat aber wieder etwas mehr auf Nord gedreht, ich kann meinen Generalkurs „Richtung Sizilien“ so halbwegs halten.
Einen treibenden Ball aus dem Wasser gefischt, das war ein willkommener Anlass für eine „Mann über Bord“ Übung. Der Wind ist nun sehr schwach, ich nutze diese Situation, um etwas Ordnung in das Chaos an Bord zu bringen. Sandpiper ist über und über mit Salz verkrustet, so wie ich und mein Schlechtwetterzeug.
Nochmals zwei Bälle in einem Netz aus dem Wasser gefischt. Ich weiß schon, dass Italien ein Fußballbegeistertes Land ist – aber warum schießen die ihre Bälle ins Meer und spielen nicht damit? Außerdem: Was mache ich jetzt bloß mit drei Bällen an Bord??
Eine Stunde später: Ein UBO (Unbekanntes Treibendes Objekt, nicht zu verwechseln mit einem UFO…) wird in einiger Entfernung gesichtet. Wieder starte ich eine MOB – Übung („Man Over Board“). Ich fische ein aufgeblasenes und unbeschädigtes Kinderplanschbecken (ohne sich darin befindlichem Kind…) aus dem Wasser. Mutieren wir nun zum Spielzeugtransporter oder wie? Beim nächsten Kinderspielplatz spiele ich verfrühten Weihnachtsmann…
Gegen Mittag schläft der Wind ein, ich dümple so mit einem Knoten Fahrt dahin… Die Küste kommt nur unendlich langsam näher. Ich versuche, die GPS – Maus zu reparieren, scheitere aber damit. Anschließend versuche ich mein Hand – GPS, an dem bereits das AIS – Gerät und das UKW – Funkgerät angeschlossen sind mit dem Laptop zu verbinden – und scheitere wieder… Mit dem alten Garmin GPS gelingt es mir dann endlich, mit einem improvisierten Kabel eine Verbindung herzustellen:


Nicht dass ich navigatorisch unbedingt darauf angewiesen wäre, das nicht, aber übersichtlich ist es schon, wenn man den Kurs mitplotten kann. Außerdem will das Kind im Manne sein Spielzeug haben…
Je näher ich mich der Strasse von Messina nähere, umso dichter wird der Schiffsverkehr. Unglaublich, wie schnell (und auch leise!!) manche dieser Biggis sind!
Der Wind dreht plötzlich und frischt auf. Nun drängt er mich nach Norden hoch, an die Küste Kalabriens. Und dann, im Licht der untergehenden Sonne war er plötzlich da: Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich den markanten, rauchenden Kegel des Ätnas weit in der Ferne aufragen:


Europas höchster aktiver Vulkan – immerhin 3323 Meter hoch. Sein letzter großer Ausbruch war 2001. Hoffentlich hält er still, wenn ich in seiner Nähe bin…
Ich binde das erste Reff ein – nach einer Stunde reffe ich wieder aus - und dümple in der Flaute vor der Strasse von Messina rum. Das wollte ich doch schon immer machen, dort, wo sich wie bei einem Nadelöhr die Fähren und Frachter treffen, in der Nacht mit flappenden Segeln herumzudümpeln…


Es nützt alles nichts, ich muss den Motor anwerfen, um den großen Pötten nicht im Weg Rumzustehen. Es wäre viel zu gefährlich bei dem Verkehr, der hier herrscht. Wiederum macht sich die Anschaffung des AIS – Radarwarngerätes bezahlt. Es meldet zuverlässig die Annäherung der großen Pötte, die durchgehend mit AIS ausgestattet sind. Nur eine große private Motoryacht war damit nicht ausgestattet, weil wahrscheinlich nicht ausrüstungspflichtig. Gerade dieser Motoryachtskipper fühlte sich bemüßigt, um drei Uhr in der Früh in knapp hundert Meter Entfernung an mir vorüberzurauschen. Typisch Motorbootfahrer eben… Ich runde den südlichsten Zipfel vom Festland Italiens und steuere geradewegs auf den Ätna zu; hoffentlich finde ich an seinem Fuße einen guten Platz für Sandpiper, da ich zu seinem Krater hinauf möchte; das wird wahrscheinlich nur mit einer Führung möglich sein. Mal sehen, die Touristeninformation wird mir darüber schon Auskunft geben können.
Die Uhrzeit darf ich auch nicht vergessen, wieder umzustellen!

24 – Stunden Etmal: 88sm