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Donnerstag, 30. Juli 2009

Von Malta nach Pantelleria, 2. Tag auf See

Am Morgen stehen wir gerade mal sieben Meilen nördlich von Gozo, der Wind schläft komplett ein, es wird unerträglich heiß. Ich beschließe doch ein Stück zu motoren, vielleicht komme ich in ein anderes Windsystem. Das gelingt mir erst gegen Mittag, zaghaft füllt ein Haucherl von Wind die Segel, ich humple so mit 1 – 2 Knoten Fahrt über das Meer. Geduld ist angesagt, was ja nicht gerade zu meinen größten Charakterstärken zählt... Noch dazu stimmt die Windrichtung nicht, aber Hauptsache ist, das Schiff bewegt sich ohne Motoreinsatz vorwärts!
Um exakt 20:15 verabschiedet sich der Tag mit einem herrlichen Sonnenuntergang. Ziemlich früh um diese Jahreszeit, ganz im Gegensatz zu meiner Heimat; aber wir sind ja auch schon weit südlich! Ich bereite Sandpiper für die bevorstehende Nachtfahrt vor, lasse aber das Vollzeug oben, da sonst überhaupt nichts weitergeht. Wiederum ist Sandpiper taunass, allerdings nicht so stark wie gestern – das lässt zumindest auf etwas Wind hoffen! Die Großschifffahrt hat beängstigend zugenommen, wieder bin ich froh über die Anschaffung des AIS – Gerätes.
Während der Nachtwache beobachte ich viele „Sternschnuppen“. Deren Anzahl reichte aus, um allen lieben Menschen, die mein Leben begleiten (oder begleiteten…), einzeln etwas Gutes zu Wünschen. Während dieser langen Stunden stiegen in mir wieder die versunken geglaubten Bilder meiner Heimat hoch: Die Wanderwege durch die stillen Nadelwälder, der Geruch frisch gemähten Grases, die gemütlichen Abende am knisternden Kaminfeuer. Unvergessen die Radtouren durch die herrliche Landschaft des schönen Waldviertels; meine Laufstrecken, welche am Rande lieblicher Dörfer vorbeiführten. Die Erinnerung an saftige Wiesen und Felder, die einem bunten Farbenteppich gleichen, das geheimnisvolle Dunkel des Hochwaldes in der Stunde der Dämmerung, all das zog vor meinem geistigen Auge vorbei und machte mich eigenartig schwermütig. Hier, mitten am Meer, alleine in einer einsamen Nacht, wurde mir wieder einmal zutiefst bewusst welche Gnade ich hatte, in einem so wunderschönen Land, wie es mein Österreich ist, geboren worden zu sein.

24 Stunden - Etmal: 73sm, Position: N 36°42,03’ / E 013°00,28’