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Samstag, 28. August 2010

Der Stromboli und ich...

Die Nacht war ruhig, es wird wieder ein heißer und windstiller Tag. Gut so, da kann ich mein schönes Schiff alleine vor Anker Schwojen lassen, denn ich will auf den Gipfel! Wenn ich schon mal hier bin…
Nach der Menge der hier liegenden Schiffe zu schließen muss der Berg ja voller Bergsteiger sein! Fehlanzeige – sobald ich die Touristenmeile der Ortschaft hinter mir habe, bin ich alleine. Und zwar Mutterseelen alleine. Nicht nur beim Aufstieg, nein, auch am Gipfel und auch beim Abstieg. Lauter faule Säcke! Warum nehmen die Leute die weite Anreise auf sich, wenn sie dann doch nur in der Sonne rumliegen? So schön ist doch der schwarze Lavasand - Strand gar nicht…


Ich jedenfalls wandere durch die Lavalandschaft, viele (braune) Eidechsen und eine Schlange kreuzen meinen staubigen Weg, der mich erstmal zur „Sciara del Fuoco“ führt:


Dort überrascht mich ein Schild mit der Aufschrift: „Weitergehen lebensgefährlich, nur mit Führer gestattet, ansonsten 500,- € Strafe“. Spinnt ihr? Ich hatsche doch nicht zwei Stunden durch die Landschaft um dann unverrichteter Dinge wieder umzukehren! Also, auf geht’s, die 500,- € Strafe riskiere ich. Ich klettere am Rand der „Feuerrutsche“ hoch, einem schlechten, kaum sichtbaren Pfad folgend. Die Leute dürften sich doch von dem Schild abschrecken lassen, darum bin ich hier also alleine! Der Aufstieg ist zwar nicht allzu schwierig, aber dafür sehr anstrengend – auf dem Geröll und losen Sand ermüdet man rasch, hat auch nur schlechten Halt:



Als ich in Höhe der aktiven Krater bin kann ich nachvollziehen, warum die Verantwortlichen das Verbotsschild aufgestellt haben…
Einem Grat entlang geht’s dem 926m hohen Gipfel entgegen, ab und zu stehen Schutzbauten…


…(ähnlich wie die Wartehäuschen einer Straßenbahnhaltestelle, allerdings massiv gebaut) in die man flüchten kann, falls dem Wanderer ein kräftigerer Ausbruch als üblich überraschen sollte und es Steine und Lava (oder heißt es dann Magma?) vom Himmel regnet. Üblich deshalb, weil alle paar Minuten / Stunden einer der aktiven Krater „übergeht“, Wolken ausstößt, unanständige Geräusche und schwefelige Düfte von sich gibt und etwas flüssiges Material in die Luft schleudert – ich durfte das zweimal erleben, was ziemlich beeindruckend war. Überhaupt, wenn man so wie ich, von oben in die Krater hineinschauen kann!!


Der ganze Vulkan ist gepflastert mit Messsonden, um Daten für die Geologen (oder Vulkanologen…) zu erfassen und um die Bevölkerung vor einem drohenden Ausbruch warnen zu können. Von diesen (kräftigen) Ausbrüchen hat es ja schon mehrere gegeben, der letzte war, glaube ich, 2007. Immer wieder mussten dabei Menschen ihr Leben lassen.
Der Ausblick vom Gipfel war grandios:


Der Abstieg, zumindest der erste Teil, gestaltete sich schwieriger und vor allem gefährlicher als der Aufstieg: Ich nahm eine andere Route, da galt es zuerst ein großes Lavasand - Areal zu queren…


…über dem lose Lavablöcke abzustürzen drohten…


…was auch während meines Abstieges geschah, allerdings waren es nur kleinere Brocken und die rollten entfernt von mir talwärts. Man hört sie kommen, sie erzeugen ein dumpfes, polterndes Geräusch. Zudem war der Sand glühend heiß – der Hang liegt der Mittagssonne zugewandt – und zwar so heiß, dass ich mich entschloss, im hurtigen Laufschritt diese unangenehme Stelle zu passieren. Bergab und knöcheltief im schwarzen Sand versinkend mag mein Laufstil einige hundert Meter weit vielleicht nicht besonders elegant ausgesehen haben, ich war aber um äußerste Effizienz bemüht, denn meine Zehen schmerzten schon nach kurzer Zeit ganz schön ob der ungewohnten Hitze…
Der Rest war dann mehr oder weniger nur mehr ein wandern auf einem staubigen Pfad, der sich durch die undurchdringliche Maccia windet, die hier aus Brombeersträuchern, Ginster, Wermut, Erikagewächse, Schilf und was weiß ich noch alles besteht:


Unentdeckt ob meiner unerlaubten Gipfelbesteigung mischte ich mich wieder unter das bunte Völkchen der Touristen, machte auf unschuldig und war zufrieden – denn es war ein zwar anstrengender, aber wunderschöner Tag für mich.
Der Strohhut, den mir Freund Reinhard geschenkt hat und den ich Anfangs leicht belächelt habe, hat mir bei dieser Vulkanwanderung gute Dienste geleistet – danke Reini!!
An Bord zurück nahm ich erst mal ein ausgiebiges Bad, obwohl das warme Wasser keine richtige Abkühlung brachte. Das Gewand wusch ich auch gleich, das war so was von dreckig – überall dieser feine Sand…
Anschließend motorte ich zur Südseite der Insel, um den Vulkan aus anderen Perspektiven auch noch zu sehen:


In einer flachen Bucht, leider nicht sehr geschützt, lege ich mich vor Anker und hoffe, dass die Nacht ruhig bleibt.

Etmal: 5sm, Position: N 38° 46,67’ / E 015° 12,16’