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Samstag, 4. September 2010

Von Cefalù nach Sferracavallo

In der Nacht heult es, dass ich mich gezwungen sehe, eine Zeit lang Ankerwache zu halten – aber nichts passiert.
In der Früh dann endlich: Der Wind hat in die halbwegs richtige Richtung gedreht, die Stärke passt auch. Ich setze noch im Vorhafen die Segel und vertschüsse mich Richtung Westen.
An Palermo segle ich eiskalt vorbei – eine italienische Großstadt mit erhöhtem Kriminalitätspotential und einem nur rudimentär vorhandenen Müll - Entsorgungskonzept tue ich mir sicher nicht an…
Vielleicht trotzdem ein paar Worte zu der Stadt, die an einer großen Bucht, umrahmt von einer tollen Bergkulisse, liegt:

Palermo ist die Hauptstadt der Autonomen Region Sizilien. Im 8. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern gegründet, erlebte die Stadt vor allem unter der Vorherrschaft der Araber sowie der Normannen und der Staufer eine Blütezeit. Der ursprüngliche Name der Stadt kam aus dem Punischen und lautete Ziz (die Blume). Er bezog sich auf die Fruchtbarkeit der Landschaft. Den heutigen Namen gaben die Griechen, die den natürlichen Hafen Palermos begehrten: Πανόρμος Panhormos = Ganzhafen, großer Hafen. 408, 406 und 391 v. Chr. verteidigten die Karthager ihren Musterhafen gegen Syrakus und Flotten anderer Griechenstädte und entzogen ihr starkes Bollwerk der Hellenisierung. Im Gegensatz zu anderen großen Städten Siziliens gelangte Palermo nie unter griechische Herrschaft, lag aber nahe der Grenze zum griechischsprachigen Ostteil der Insel. Während des Ersten Punischen Krieges von 264 bis 241 v. Chr. war Palermo ein wichtiges Bollwerk der Karthager, bis es 254 v. Chr. von den Römern durch eine Meerblockade erobert wurde und den Namen Panormus erhielt. Unter Augustus siedelten sich ehemalige römische Legionäre an und Panormus entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Städte auf Sizilien. Nachdem die Vandalen im Jahr 429 ihr Reich in Nordafrika mit dem heutigen Tunesien als Zentrum gegründet hatten, fielen sie mehrfach in Sizilien ein und eroberten die Stadt. Palermo verlor an Bedeutung und fiel schließlich 535 an Ostrom. Ein Aufschwung setzte erst wieder unter islamischer Herrschaft ein. Arabisch ‏“Balarm“ genannt, wurde Palermo 831 zur Hauptstadt der Emire von Sizilien und entwickelte sich durch den Anbau von Orangen- und Zitrusbäumen zu einem blühenden Wirtschaftszentrum. Der Hafen wurde ausgebaut und es entstanden neue Stadtviertel. Die damalige Einwohnerzahl wird auf etwa 100.000 bis 120.000 geschätzt. Unter den europäischen Städten hatten damals nur Byzanz und Córdoba mehr Einwohner. Es glich in der Größe den damaligen islamischen Metropolen, wie Kairo oder Bagdad. Seit der Antike war Sizilien die Kornkammer der damaligen Welt und das begehrteste Agrarland des Mittelalters. Dies machte es zu einem Zankapfel unter den politischen Mächten.1072 eroberten die Normannen unter Roger I. Palermo. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde es Hauptstadt der Grafschaft, ab 1130 des Königreichs Sizilien. Die kulturelle Blütezeit unter den Normannen dauerte an, als 1194 die Staufer die Macht übernahmen. Friedrich II. baute die Stadt zur glanzvollen Residenz aus und gründete die Sizilianische Dichterschule. Nach der Hinrichtung des letzten Staufers Konradin geriet Sizilien unter die Herrschaft von Karl von Anjou, der die Hauptstadt seines Reichs nach Neapel verlegte. Palermo verfiel immer mehr und die Armut der Bevölkerung führte 1282 zur Sizilianischen Vesper. Mit diesem Aufstand endete die Herrschaft Karls auf Sizilien. Tausende Franzosen wurden dabei von der einheimischen Bevölkerung getötet. Allein in Palermo starben 2000 Menschen. In der Folgezeit nahmen die Aragonier, Österreicher und Bourbonen die Stadt in Besitz und sie verlor weiter an Bedeutung. 1860 zog Giuseppe Garibaldi in Palermo ein und ein Jahr später kam Sizilien zum neuen Königreich Italien. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Palermo schwer beschädigt. Viele Bewohner der Altstadt zogen um in neugebaute Siedlungen am Stadtrand und die Wiederaufbauarbeiten gingen nur sehr schleppend voran. Palermo erlebte einen starken Zustrom von Menschen aus dem ländlichen Sizilien, so dass die Einwohnerzahl schnell sehr stark anstieg. Um Palermo herum wurden massenweise billig gebaute Sozialsiedlungen errichtet, während die Restauration des alten Zentrums vernachlässigt wurde und es zunehmend verfiel. Zudem war Palermo von Kriegsende bis Ende des 20. Jahrhunderts fest in der Hand der Mafia. Es war Zentrum zweier großer Mafiakriege und zählte zu den gewalttätigsten Städten Europas- 1981 bis 1983 ereignete sich in Palermo durchschnittlich alle drei Tage ein Mafiamord. In den 1980er Jahren kämpften vor allem die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino dagegen an. 1992 wurden beide in der Nähe Palermos von der Mafia umgebracht. Erst unter dem „Antimafia“-Bürgermeister Leoluca Orlando (Amtszeit 1985-2000) blühte das öffentliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt wieder auf. Unterstützt von anderen Politikern, von Künstlern und von der Bevölkerung setzte er den Kampf gegen die Mafia fort. Die Kriminalität sank und heute liegt Palermo in der Verbrechensstatistik nicht mehr unter den 15 ersten Städten Italiens. Wichtigster Wirtschaftssektor ist der Dienstleistungssektor. Hierzu trägt auch der zunehmende Tourismus bei. Des Weiteren ist Palermo Standort verschiedener Industriebetriebe aus den Bereichen chemische Industrie, Fahrzeug- und Schiffbau, Metall- und Textilindustrie. Die Landwirtschaft spielt mit dem Anbau von Zitrusfrüchten und Gemüse im Vergleich zu früher eine untergeordnete Rolle. Trotz des Aufschwungs Ende des 20. Jahrhunderts hat Palermo unter den Provinzhauptstädten Italiens das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen und leidet an einer hohen Jugendarbeitslosigkeit. Heute hat Palermo ungefähr 656.000 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2009)

Ich kann noch das markante Kap „Capo Gallo“ runden, dort schläft der Wind dann allerdings ein. Wie so oft an hohen und steilen Kaps ändern sich auch hier die Wind – und Strömungsverhältnisse aprupt. Ich dümple noch bis zu dem Städtchen Sferracavallo…


… dessen Hafen allerdings mit Fischerbooten voll belegt ist. Also schmeiße ich wieder einmal meinen Anker mitten in einem Hafenbecken in den Schlick – wenn es wem nicht passt wird man es mir schon sagen…
Mein Abendmahl nehme ich an Bord vor einer herrlichen Bergkulisse ein:


War ein schöner Segeltag heute!

Etmal: 41sm, Position: N 38° 12,00’ / E 013° 16,50’