Im Morgengrauen, ca. eine Stunde nach Hochwasser (zur Sicherheit) fahre ich in die von mir für geeignet befundene Bucht ein und laufe, leicht nervös, in langsamer Fahrt auf den Strand zu, immer das Lot im Auge, eine Hand am Schalthebel. Ganz wohl ist mir bei dem Gedanken ja nicht, mein braves Schiff so mir nichts, dir nichts, auf Grund zu setzen. Sicherheitshalber habe ich meine kleine Lady auf eventuell auftretende, unvorhergesehene Vorkommnisse vorbereitet, alles Erreichbare ist gut verstaut, verzurrt und gesichert. Der Wassertank ist dicht verschraubt, die Wasser- u. Kraftstoffkanister und das Bike sind sicher festgebunden, die Batterien sind auslaufsicher und der Ölmessstab dichtet auch zuverlässig ab. Aber ich habe ja sowieso alles bis ins kleinste Detail durchdacht und den Ablauf des Manövers generalstabsmäßig geplant…
Thoralf funkt mich an, es gefällt ihm hier nicht, zu viel Dünung, er verlegt sich lieber in die andere Bucht. Okay, ich bleibe aber hier, denn die andere Bucht ist mir zu steinig und der Strand verläuft mir dort viel zu flach.
Ganz langsam und sanft lasse ich Najadchen auflaufen (ein blödes Gefühl…), lege „hart Ruder“ und drehe uns mit Motorkraft parallel zum Strand. Wir stehen. Soweit, so gut. Ich springe ins Wasser, wate an Land und versuche, mit den vorher bereitgelegten Stangen mein Schiff zu stützen, damit es aufrecht stehen bleibt. Es bleibt beim Versuchen, denn, mein lieber Gerhard, grau ist alle Theorie und deine Pläne sind zum NLMHMHDNDVNVMNML (wegen Jugendgefährdung zensuriert…). Erstens vereitelt die, wenn auch leichte, Dünung die generalstabsmäßig geplanten Manöver, denn der Rumpf bewegt sich unentwegt durch sie, zweitens haben die alten, ausgelaugten Holzstangen doch noch weit mehr Auftrieb als ich dachte, obwohl ich versuchte, sie in den weichen Sand zu rammen und mit einen Anker beschwerte. Der Kampf war hart, kurz und meine Niederlage war bald abzusehen. Also ließ ich Plan „B“ in Kraft treten (Ja, diesmal hatte ich wirklich einen!!). Ich platzierte Fender und das Schlauchboot so gut es eben ging an strategisch gefährdeten Stellen (durch den Auftrieb ist das auch nicht so einfach…) und langsam legte sich Najadchen auf die Backe:
Einige Zeit lang war ich dann heftig damit beschäftigt, das Ruder von seitlichem Druck freizuhalten, denn eine verbogene Ruderwelle – das muss ja nicht unbedingt sein:
Das artete allerdings in eine Sisyphusarbeit aus, denn der Sand rutschte immer wieder nach. Jetzt kann ich nachvollziehen, welche Probleme die Betreiber mit dem Suezkanal, der ja teilweise durch eine Sandwüste führt, haben.
In diesem Moment beneidete ich Thoralf und Gundula um ihren Kimmkieler – für diese Art von Manövern ist so eine Bauweise natürlich ideal:
Ich besserte den Schaden aus, den das kolumbianische Fischernetz vor der Mündung des Rio Magdalena dem Ruder zugefügt hatte…
...und eine Inbusschraube fehlte, darum wackelte die Achse des eh schon lädierten Flügels verdächtig. Es grenzt an ein Wunder, dass ich die Achse und damit den Flügel nicht schon verloren habe… Von Thoralf (die „Wigwam“ liegt ja nicht weit entfernt in der anderen Bucht) bekomme ich eine passende Ersatz - Inbusschraube (Danke nochmals dafür!), reinige und fette den Prop, baue ihn wieder zusammen und hoffe, dass alles gut geht...
Ich kann noch einen Großteil des Rumpfes abschleifen, dann kommt das Wasser wieder, schneller als mir lieb ist.
Ich sichere Najadchen mit zwei auf Spannung ausgebrachten Anker, langsam richtet sich das Schiff wieder auf, kommt frei – es hat nicht einen Kratzer abbekommen, aber die ganze Aktion war doch ziemlich nervenaufreibend für mich.
Unangenehm war, dass, durch die Schräglage bedingt, die Küche den ganzen lieben Tag lang kalt blieb…
Erleichtert, dass das eher so nicht geplante Manöver glimpflich ausgegangen ist, laufe ich aus der Bucht aus und verlege mich wieder an meinen Ankerplatz vor der Isla Chapera. Beim Einfahren des Ankers dann plötzlich ein starker Rumpler, gefolgt von starken Vibrationen im Heckbereich. Sofort nehme ich den Gang heraus - schlagartig sind die Vibrationen wieder vorüber. Oje, mir schwant Übles…
Ich liege sicher vor Anker, also alles halb so wild; ich tauche unter das Schiff – ein Propellerflügel fehlt…NLMMHMHDNDVNVMNML (wiederum wegen Jugendgefährdung zensuriert…). Nachdem es hier nicht zu tief ist, kann ich den abgebrochenen Flügel wieder herauftauchen – um die Achslagerung herum, der schwächsten Stelle, ist das Ding einfach auseinander gebrochen...
Ich glaube, nun habe ich ein etwas gröberes Problem…
2 Kommentare:
Na, da hast du ja nun ein richtiges Segelboot! Aber in P.City gibts sicher Ersatz. Falls du aber ein Teil aus Germany benötigst, ich bin übermorgen dort und kann wenn nötig, was organisiern. Habe z.B. von dort einen neuen Zylinderkopf schicken lassen: normale Post, 43 Tage, für 15 kg 85.-€ Porto. Dann mußte noch ein Satz Auslaßventile her: mit DHL International 3 Tage, aber für 400 Gramm 82.-€!
Gruß, Peter
Danke für Dein hilfsbereites Angebot, aber der neue Prop aus dem Ösiland ist bereits eingetroffen und auch schon montiert! Allerdings hat mir der Transport des 8,7 Kg schweren Paketes per FedEx stolze 415,- € gekostet...
Gruß von Gerhard
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