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Dienstag, 28. Mai 2013

Neuseeland ade


So, die Hurrikan Saison ist vorüber, ein passendes Wetterfenster ist für Mittwoch in Sicht; Da werde ich an der Rückseite des gerade durchziehenden Tiefs (die drehen ja auf der südlichen Erdhälfte im Uhrzeigersinn) hoffentlich günstige Winde für den nächsten Abschnitt meiner Reise vorfinden - es geht weiter nach Fiji, das sind rund 1100 Seemeilen Richtung N – NNO.
Mein Aufenthalt in Neuseeland wurde leider vom Tod meiner Mutter überschattet. Auch sonst hielt sich meine Begeisterung über das Land eher in Grenzen: Das Klima, (Heute Morgen z.B. betrug die Temperatur im Schiff ganze 12 Grad. Schnatter, schnatter. Da hätte ich ja gleich im Wald4tel bleiben können), die nur rudimentär vorhandene Kultur und die unendlich vielen Zäune, welche das Land durchschneiden und meinem Freiheitsdrang diametral entgegenstanden, dämpften meine positive Erwartungshaltung beträchtlich. Auch das teilweise hohe Preisniveau und eine unverständliche Bürokratie trugen nicht gerade zur Hebung meiner Moral bei. Zudem wurde (wieder einmal…) versucht, mir mein (neues) Rad zu klauen. Mit einer Säge wurden das Stahlkabel und das Bügelschloss bearbeitet; Bei dem Stahlkabel kam der böse Bube nicht voran, den Bügel des Schlosses bekam er halb durchgesägt, dann hatte ihn entweder jemand oder etwas gestört, oder aber die Säge wurde zu stumpf. Nachdem akute Gefahr bestand, dass der Täter mit qualitativ höherwertigem Werkzeug sein ruchloses Tun fortsetzen würde, bestand forcierter Handlungsbedarf - ich verfrachtete das gute Stück zur Sicherheit aufs Schiff. Warum überhaupt ein neues Rad? Nun, mein braves Streitross, dass mich um die halbe Welt begleitet und mir dabei treueste Dienste geleistet hatte, starb am multiplen Versagen – zu viele Komponenten hatten den Einflüssen der salzhältigen Atmosphäre, der mangelhaften Servicesierung und den Belastungen meiner Muskulatur nicht länger Paroli bieten können; Deren Erneuerung wäre aber wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen. Der örtliche Mountainbikeverein erwarb es schlussendlich um 50 $ als Ersatzteilspender.
Die indigene Bevölkerungsgruppe (Maori) tritt eigentlich nur in den Touristenzentren in Erscheinung, ansonsten sind sie eher unterrepräsentiert. Positiv hervorzuheben ist die großteils imposante, teilweise grandios zu benennende Landschaft, die mich schwer beeindruckt hat. Zudem haben sich die Kiwis (zumindest mir gegenüber) sehr freundlich und hilfsbereit verhalten. Allgemein betrachtet handelt es sich um ein sehr entspanntes und kommunikatives Völkchen. Besonders hervorheben möchte ich ihr sehr faires Verhalten auf See und mir gegenüber als Radfahrer: So viel Rücksichtnahme einem schwächeren Verkehrsteilnehmer gegenüber habe ich noch in keinem anderen Land erlebt – mein Kompliment!
Wer mehr über dieses interessante Land erfahren möchte, findet z.B. hier Basis - Information: htp://de.wikipedia.org/wiki/Neuseeland 

Mein Reisetipp für Neuseeland: Unbedingt in den Sommermonaten (Jänner, Februar) mit einem Wohnmobil bereisen, warme Sachen und eine dicke Geldbörse nicht vergessen…

Anbei ein bebilderter Streifzug über meine Eindrücke von dem wunderschönen, aber auch widersprüchlichen Land: 

Christoph von der österreichischen SY "Eva", mit dem ich eine schöne Campingzeit im Nordteil der Nordinsel verbrachte. Im Hintergrund der "Haruru Fall", ein fünf Meter hoher Wasserfall des Waitangi Rivers unweit von Paihia auf der Nordinsel Neuseelands. Diese Sehenswürdigkeit riss uns allerdings nicht gerade vom Hocker...

 

 Zu Briefkästen haben die Kiwis offenbar ein spezielles Verhältnis...


...oder wollen sie auf diese Weise nur Altlasten entsorgen? 


Alpakas, eine domestizierte (und entzückende) Kamelform, die hier vorwiegend ihrer Wolle wegen gezüchtet wird


Friedhof in Russell: Grabmahl von Hannah King Letheridge, der ersten weißen Frau, die in Neuseeland geboren wurde. 91- ein stolzes Alter, überhaupt für die damalige Zeit! 


Das Land der Zäune und Verbotsschilder. Mehr als ärgerlich, wenn man nach zig- Kilometern Fahrt wieder umkehren muss. Denn nicht immer ist am Beginn einer Straße ein "no exit" Schild vorhanden, welches eine Sackgasse bezeichnet...


Was will uns dieses Bild sagen? Es ist ein typisches Landschaftsbild des Nordteils der Nordinsel: Vom einstigen Primärwald ist außer Restbeständen in Ungunstlagen fast nichts mehr vorhanden, die Bonität der Böden ist schlecht und nur als Weideland zu verwenden. Abgeholzt wird intensiv, aufgeforstet wird fast nur mit einer Schnellwachsenden Kieferart - ein naturnaher Mischwald, der Schädlingen und den Unbilden der Natur besser widerstehen könnte wird wohl wegen zu wenig Kapitalertrag gar nicht erst in Erwägung gezogen... 


Hier häufig anzutreffen: Muschelfarm in den flachen Gewässern der "Bay of Islands", einem fjordartigen Revier an der Ostküste der Nordinsel


Einer der vielen naturnahen, nur rudimentär ausgestatteten Campingplätze des Department of Conversation (DOC), meist in landschaftlich interessanter Lage angelegt und sehr preisgünstig. Infos darüber gibt es z.B. hier: http://www.doc.govt.nz/

 

Im Vordergrund unsere Überlebenszelle, in der Beschreibung vollmundig als "geräumiges Zweimann - Zelt" beschrieben. Aber es leistete uns gute Dienste, war einfach zu handhaben und nahm nur wenig Platz weg - nahe liegend, bei diesen Ausmaßen, oder?


Faszinierende, unberührte Küstenlandschaften sind charakteristisch für den "Far North": 




Was will uns der Besitzer des stilistisch fragwürdigen Gebäudes mit diesem Akkurat - Heckenschnitt wohl sagen? Vielleicht „My home is my Castle“?

 

Keine Angst kleiner Piepmatz, ich bin dein Freund! 


Arghhhh!!! Ästhetisch mehr als gewöhnungsbedürftig, über seine Funktionalität vermag ich nichts auszussagen...


Vorbildlich: Verkehrserziehung schon bei den Kleinen


Hochfarn, neben dem Kauri - Baum eine der markantesten Pflanzen Neuseelands


Neugierig sind sie schon, die Haupteinnahmequellen und Leistungsträger der hiesigen Landwirtschaft. Denn, man mag es kaum glauben, aber es gibt bereits mehr Rinder als Schafe in Neuseeland


 Dieses entzückende Kälbchen konnte sich kaum von meinen (anscheinend schmackhaften) Fingern trennen


Eine Auswahl der hier zahlreich vorkommenden Vogelarten; Säugetiere sind in Neuseeland hingegen, bedingt durch seine exponierte Lage, nur spärlich vetretenen. (Von Kühen und Schafen einmal abgesehen...)

 
Ein dem Straßenverkehr zum Opfer gefallenes Opossum (zoologisch Possum oder Fuchskusu). Diese Tiere, einst zum Zweck der Fellgewinnung eingeführt, richteten unter den wehrlosen Bodenbrütern erheblichen Schaden an und werden gnadenlos mit Gift und Fallen bejagt...
 
  

Die toten Tiere werden dann, tief im Wald und abseits der Touristentrampelpfade, einfach auf einen Haufen geworfen, wo sie verfaulen und einen bestialischen Gestank verbreiten. Irgendwie kommt mir bei diesem Bild die Galle hoch...


Touristenattraktion Dampflokomotive in Kawakawa - die Geleise ohne bauliche Trennung vom übrigen Verkehr mitten auf der Hauptstrasse verlegt, quer durch den ganzen Ort. Ob der Zug wohl wegen des Fußgängerüberganges angehalten hat?

 

So werden hier Häuser gebaut: Auf ein Holzgerüst....

 

...wird eine Verblendung gepappt. Fertig...


Trockenfall - Möglichkeit in Russell


Kap Reinga, der (fast) nördlichste Punkt Neuseelands. Hier treffen die Tasmansee und der Pazifik aufeinander, "vermählen" sich der Maorilegende nach


Der Leuchtturm von Kap Reinga. Einst ein einsamer Arbeitsplatz, nunmehr von Wellington aus ferngesteuert

  

 Die Beschreibung zum Leuchtturm:


Für mich unerklärlich: Das sind die Reste des (Original!) Luftfilters meines Yanmar 2GM20 Motors. Der filternde Schaumstoff hat sich ganz einfach aufgelöst. Sachen gibt’s, man glaubt es kaum...

 

Unzählige Muschelschalen zeugen hier von einem für diese Spezies geeignetes Gewässer, welches daher, zusätzlich begünstigt durch flach verlaufende, sandige Uferverläufe, zur intensiven Muschelzucht genutzt wird. Das einst stolze Schiff mit seinen kühn geschwungenen Linien wird allerdings wohl nie wieder das Schlagen der Wellen des Pazifiks an seinen morschen Planken verspüren... 

  
 Wie "nahrhaft" das Wasser hier wirklich ist kann man an dem schon nach relativ kurzer Zeit aufgetretenen Bewuchs an meinem AB - Motorschaft sehen... 


 Die beiden erstaunlich zutraulichen Jungvögel beäugten mich genau so neugierig wie ich sie...

 

 Ruhe sanft...


Die dafür zuständige Behörde ist offensichtlich der Meinung, wenn keine oder nur sehr wenige Müllentsorgungsmöglichkeiten vorhanden sind, es auch kein Müllproblem gibt. Klassischer Denkfehler... Tatsächlich gibt es z.B. Campingplätze, wo du deinen Müll wieder mitnehmen musst. Wohin sagt dir allerdings niemand. Was folgt zeigt das Bild... Der gemeine Trampelpfadtourist sieht so etwas natürlich nicht, dem wird die heile Welt vorgespielt... Auf meinen Radtouren sah ich solche wilden Mülldeponien allerdings öfters... 

 

 Beliebter Rastplatz für Enten - die Badeplattform von Najadchen

 

Die Wanderungen durch den Regenwald sind immer wieder ein Erlebnis


 Die markanten Skulpturen und Bauwerke des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser, der lange Zeit hier in Kawakawa lebte (und auch verstarb), avancierten schon zu seinen Lebzeiten zur Touristenattraktion


Der Herbst ist da - Zeit, weiterzuziehen!

 

Für mich heißt es wieder einmal Abschied nehmen – diesmal mit leichtem Herzen. Meine Reise zurück in die Tropen stelle ich unter das Motto: „Fluctuat nec mergitur“. Soll heißen: „Von den Wogen geschüttelt, wird es doch nicht untergehen“. Na hoffentlich stimmt das auch…
(Der Spruch stammt natürlich nicht von mir, sondern ist die Inschrift des Stadtwappens von Paris…)

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