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Dienstag, 28. Mai 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 1



 Motorstand: 941 Std.

Am Morgen hat es nur mehr 9 Grad in der Kajüte, man glaubt es kaum! Höchste Zeit, dass ich von hier weg komme…
Albert von der „Imagine“ nimmt mich freundlicherweise zum Ausklarieren mit, so konnte ich schon am Vortag mein Dingi verstauen und Najadchen startklar machen. Nur noch ein Formular galt es auszufüllen, dann hatte ich den Bürokratenschwachsinn der Kiwis endlich hinter mich gebracht.
Das Wetterfenster ist unverändert so lala, es kann also losgehen.
Gleich beim Start um 11:00 die ersten Überraschungen: Im Ankergeschirr hatte sich eine herrenlose (oder besser gesagt „schiffslose“) Trosse verfangen, die ein tieferes Eingraben des Ankers erfolgreich verhindert hat. Na ja, bis 35 Knoten Wind hat er trotzdem gehalten. Das hat schlussendlich doch ausgereicht. Und mit der Muschelmenge, die die Ankerkette bewachsen hatte, könnte ich ein Feinkostgeschäft beliefern…
Stärkere Vibrationen (vom Antrieb her) behinderten mein hurtiges Vorankommen zudem nachhaltig. Klar, Muscheln lieben nicht nur Ankerketten, sondern auch Propeller und Edelstahlwellen… Mit Material- und Nervenschonenden 3 Knoten Fahrt ging es daher erzwungenermaßen gemütlich hinaus in die Bay of Island, bis mir das Wasser sauber genug war, um dort einen Reinigungsstop einzulegen. Ich habe zwar einen Neoprenanzug, fand es aber nicht notwendig, ihn anzulegen, denn „die paar Muscheln sind ja schnell abgekratzt“. Wieder einmal ein schwerer Denkfehler, Gerhard! Bekanntlich bestraft der liebe Gott kleine Sünden ja sofort... Himmel war das Wasser arschkalt!! Zudem waren Prop und Welle mehr als ich gedacht hatte mit Muscheln bewachsen, was natürlich einen zeitlich länger dauernden Reinigungsaufwand bedingte… Trotzdem konnte ich die Arbeit vollenden, möchte aber auf meinen körperlichen und seelischen Zustand („Du Vollkoffer, für was hast du denn einen Neoprenanzug in der Backskiste, hä??) danach nicht näher eingehen… Rob von der gerade vorbeifahrenden „Inish“ funkte mich an, ob bei mir denn alles in Ordnung sei? Meine Antwort konnte er fast nicht verstehen, da meine Stimmbänder mir nicht mehr ganz gehorchten und ich so stark zitterte, dass ich kaum den Hörer halten konnte. Aus eigener Erfahrung kann ich nun bestätigen, dass die Überlebenschancen nicht sehr groß sind, wenn du bei diesen Wassertemperaturen ins Wasser fällst. Wie auch immer, jedenfalls war das Ergebnis des unfreiwilligen Kryotripps zufrieden stellend, die Vibrationen des Antriebes waren weg und Najadchen durchschnitt wieder geschmeidig die Wellen.
Ca. 15 bis 20 Schiffe laufen zeitgleich mit mir aus, wollen das Wetterfenster nutzen. Zudem haben etliche Skipper (und deren Crew) schon Terminprobleme, da ihre Visa ablaufen.
Einige große Delfine kamen am Ende der Bay heran, umspielten fröhlich prustend Najadchen, verabschiedeten mich freundlich. Dann ging es unter Segel hinaus in den Pazifik, Kurs Fiji. Ziemlich schnell verliefen sich die Schiffe – einige wollen nach Neukaledonien, andere über das Minervariff nach Tonga, andere wiederum nach Fiji. Ich setzte meinen Kurs etwas östlich ab, um den vorhergesagten Windstärken- und Richtungen besser Rechnung tragen zu können. Leider wurde der Wind gegen Abend immer weniger, es wurde eine richtige Herumgurkerei - in der Nacht musste der Motor ran, denn ich wollte möglichst schnell Höhe gewinnen, um die vorhergesagten günstigen Winde zu erreichen.


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