Für etwaige Wünsche, Bitten und Beschwerden bin ich manchmal erreichbar unter:
gerhard-auf-see@gmx.at

Mein Skype - Name: neptun.22



Montag, 13. Januar 2014

Glück gehabt….


Wieder einmal war das Schicksal gnädig mit mir: „IAN“, ein Zyklon der Stärke 5, verfehlte uns knapp - Najadchen lag nämlich nur etwa 480 sm von ihm entfernt, als er über Tonga wütete. Was „Stärke 5“ bedeutet, kann man z.B. hier nachlesen:
 

…und so sah er aus:


Übrigens schön zu sehen: Im Gegensatz zur Nordhalbkugel unseres hilflos durchs All trudelnden Fetzenlaberls namens "Erde" drehen sich hier auf der Südhalbkugel die tropischen Wirbelstürme (und nicht nur die) im Uhrzeigersinn.
 
Und was berichtete der ORF darüber?

„Schwerster Zyklon der Geschichte über Inselstaat Tonga"

"Über den kleinen Inselstaat Tonga im Pazifik ist der bisher schwerste Wirbelsturm in der Geschichte des Landes hinweggefegt. „Ian“ stürmte mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern (andere Quellen sprechen aber von 270 Stundenkilometern) über die bei Touristen beliebten Inseln hinweg und zerstörte ganze Dörfer. Mindestens ein Mensch starb, wie die Behörden heute mitteilten. Es wurden aber weitere Opfer befürchtet.

Bis zu 70 Prozent der Häuser zerstört

Bei „Ian“ handelte es sich um einen Zyklon der Stufe fünf, der erste dieser Art in Tonga. Armeechef Satisi Vunipola sagte den Medien des Landes, dass bis zu 70 Prozent der Wohnhäuser und Gebäude der Inselgruppe Ha’apai zerstört oder beschädigt worden seien. Die restlichen 30 Prozent seien von Wassermassen getroffen worden.
Besonders schlimm traf es offenbar Lifuka, die Hauptinsel der Ha’apai-Inseln. Viele Einwohner flohen vor dem Wirbelsturm in Kirchen. Alles, was es in Lifuka gebe, sei „beschädigt, egal ob Gebäude, Ernten, Straßen oder andere Infrastruktur“, sagte Ian Wilson von den neuseeländischen Rettungsbehörden. Es sei wegen der vielerorts unterbrochenen Kommunikation aber schwierig, ein genaues Bild vom Ausmaß der Zerstörung zu bekommen.“

Publiziert am 12.01.2014, ORF

Wie gesagt, Glück gehabt. Allerdings scharrte ich schon in den Startlöchern, bereit zur Flucht… Nein, ich bin nicht feig, aber auf Najadchen bin ich mir heikel! Und ich fühle mich eigentlich auch noch zu jung, um zu sterben. Überhaupt jetzt, wo ich so schöne Beißerchen habe!
 

Dienstag, 31. Dezember 2013

2013 – Jahresrückblick


Wie schnell doch die Zeit vergeht, schon wieder ist ein Jahr um. Es wäre an sich ein sehr schönes geworden, aber leider wurde der Tod unserer Mutter sein trauriger Höhepunkt. Obwohl sie ein hohes Alter in geistiger Frische erreichte, schmerzt ihr Verlust nach wie vor. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem „großen“ Bruder bedanken, der die traurige Pflicht einer standesgemäßen Grablegung alleine bewältigen musste und mich zusätzlich noch nach Kräften aus der fernen Heimat unterstützt. Danke, Hermann!
Dazu gleich noch folgendes: Warum aktualisiere ich eigentlich nur mehr so selten meinen Blog? Ich schrieb ihn hauptsächlich für meine Mutter, damit sie wusste, was ihr Zweitgeborener so alles treibt. Mit ihrem Tod ist dieser Schreibantrieb vorbei. Daher werde ich besagten Blog auch nur mehr mit den wirklich großen Abschnitten oder erwähnenswerten Ereignissen weiterführen, mein Leben vor Anker interessiert ja außerdem eh niemanden – und wenn jemand Trost und Rat brauchen sollte, etwas Spenden oder wissen will, meine E-Mail Adresse steht ja im Impressum…
Als positiven Höhepunkt des Jahres betrachte ich meine neuen Zähne. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber mit hübschen Beißerchen lebt es sich gleich viel, viel angenehmer. Nicht nur, dass mir ein zähes Stück Fleisch nun keinen Schreck mehr einjagt, auch die Mädels in der Stadt kann ich wieder frech anlachen, ohne dass sie vor Entsetzen laut schreiend davonlaufen. Allerdings, wenn ich an das Loch denke, welches durch die Zahnsanierung in die Bordkassa gerissen wurde, vergeht mir das Lachen schnell wieder…
Übrigens: An alle, die beim Ratespiel mitgemacht haben: Danke fürs Mitspielen, aber ihr wart alle gaaaanz weit daneben – die richtige Antwort wäre gewesen: 21 Kronen!! (in Worten: einundzwanzig…) 

Was tut sich sonst, und wieso bin ich eigentlich noch hier? Ganz einfach, Ich werde die Zyklonsaison hier verbringen. Es gefällt mir hier sehr gut, die Menschen sind (meistens zumindest…) freundlich, die Lebenshaltungskosten erfreulich niedrig, das Wetter ist angenehm und gute Tauchgründe gibt es in Hülle und Fülle. Nur vor den unzähligen und oft schlecht kartographierten Riffen heißt es sich in Acht nehmen. Zudem habe ich – dank Hans & Judy – kostenlosen Zugang zu zwei starken Murings in der Nähe von Lautoka bekommen, die ich, je nach vorherrschender Windrichtung, benutzen darf. So liege ich sicher und kann auch bei den starken Winden, die nun öfters auftreten, beruhigt sein. Hans wird heuer übrigens 83 (!!!), und macht mir beim Tauchen (hier bei der Kontrolle meiner Muring), immer noch was vor. Noch dazu mit einer Ausrüstung, die ihre beste Zeit wahrscheinlich kurz nach dem großen vaterländischen Krieg gehabt hat…
 

Zudem habe ich ein sicheres (soweit man von Sicherheit überhaupt sprechen kann, denn wenn so etwas über diese Gegend hinweg ziehen sollte wie auf den Philippinen - Taifun "Haiyan" -, dann gute Nacht...) „Zyklonhole“ gefunden: In der Nähe von Lautoka, der drittgrößten Stadt Fijis, kaum eine Seemeile von meinen Murings entfernt, gibt es einen von Mangroven umsäumten, schiffbaren Fluss – eigentlich ist es ja ein Meeresarm mit einem Bächlein als Zulauf, in dem ich bei drohender Gefahr Najadchen verholen werde. Die Moskitos werden sich bestimmt freuen, wenn wir kommen! Hans & Judy, die mit ihrem Stahlschiff „Maluhia“ schon etliche Saisonen auf diesen Platz ohne Schaden überstanden haben (auch den letztjährigen Zyklon "Evan", der genau über diese Gegend zog), zeigten mir den etwas gefinkelten Weg über die Barre des Flusses sowie das Prozedere und die Tricks für ein sicheres Vertäuen in demselben. Das Bild zeigt besagtes „Zyklonhole“, die blaue Linie ist die Trackaufzeichnung, als wir die Bedingungen mit dem Dinghy erkundeten und die Tiefen ausloteten. Gaaaanz rechts, im letzten Eck, dass wird unser Plätzchen:


Die ausländischen Yachten sind nun Großteils bereits verschwunden, haben ihre weite Reise in hoffentlich sichere Gegenden angetreten. Auch sonst ist es hier ziemlich einsam geworden, in der Stadt sieht man kaum mehr "Palangis", wie wir Weißen hier genannt werden.
Kurz noch etwas zum Begriff „Zyklon“. (Ist griechischen Herkunft und bedeutet soviel wie Kreis = „kyklos“): Die südwestpazifische Zyklonsaison ist der Zeitraum des Jahres, in dem sich die meisten tropischen Wirbelstürme im Südpazifik östlich von 160° östlicher Länge bilden. Die Saison startet offiziell am 1. November und endet am 30. April des folgenden Jahres. (Obwohl man das meiner Meinung nach bei den Wetterkapriolen der letzten Jahre gar nicht mehr so sicher sagen kann - es verschiebt sich alles, und das natürlich unkontrolliert…). Statistisch wird die Inselgruppe von Fiji in 10 Jahren von 10 bis 12 Wirbelstürmen betroffen, wovon 2 bis 3 schwere Schäden verursachen. Noch dazu ist angeblich das Wasser im Südpazifik heuer sehr warm, dadurch steigt die Gefahr zusätzlich. Na bravo, schöne Aussichten…
Und wie geht es Najadchen? An sich ganz gut, die lange Reise erfordert aber doch schon beträchtliche Renovierungsarbeiten, besonders die Segel, Leinen und die Matratzen zeigen starke Abnutzungserscheinungen. (Um etwaige frivole Gedanken gleich mal hintan zu halten: Die Abnützung der Matratzen steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit Bordbesuchen der weiblichen Inselbevölkerung...) Die Anschaffung einer Nähmaschine hat sich für die Segelreparaturen und auch sonst als äußerst sinnvolle Investition erwiesen, ich möchte dieses praktische Ding keinesfalls mehr missen!
Das Gelcot und die Holzteile schreien ebenfalls um Hilfe, das Antifouling ist nur mehr rudimentär vorhanden. Tauchen und Handarbeit sind daher vermehrt angesagt. Ziemliche Probleme bereitet mir allerdings mein Dinghy: Bei meiner Rückkehr von einem städtischen Einkaufsbummel fand ich eines Tages kein Dinghy, sondern nur mehr einen sich gerade noch über Wasser haltenden PVC - Haufen vor. Was war geschehen? Eine Klebenaht hat dem (eh schwächlichen) Innendruck nicht mehr standhalten können und hat w.o. gegeben. Na bravo, von wegen "Zweikammersystem". Die Zwischenwand hat sich auch gelöst.... Ein Taxiboot musste organisiert werden, um trockenen Fußes wieder zu Najadchen zu kommen. Wieder 10 F$ für A & F... Interessant (für Außenstehende) war dann sicherlich die folgende Aktion, als ich mit dem Resevedinghy (klein, tarngrün und kippelig) das eher formlose Dinghywrack zum Basisschiff schleppte. Rudern, Schwell und Gegenwind, kleiner Schlauchdurchmesser und ich. Welten prallen aneinander... Ein gewisser E. Hemingway hätte seine Freude gehabt: Der alte Mann und das Meer...


Überhaupt ist (wie eh allseits bekannt) ein PVC - Gewebe als Schlauchbootmaterial für die Tropen ungeeignet. Es wird dünn und brüchig. Zudem: Hier in einer versorgungsmäßigen Entwicklungszone einen wirklich guten Kleber zu finden ist eine Odyssee für sich, aber ich hoffe doch stark, dass sich der Aufwand gelohnt hat und ich den Gummiwutzler noch einige Zeit lang nutzen kann. Das Kleben bei Wind und starker Sonneneinstrahlung (sollte man nicht, ich weiß…) war dann auch „besonders lustig“… Wie sagte einmal ein bekannter Segler: "Man repariert sich so um die Welt" Dem kann ich nur leidvoll zustimmen. Sonne, Wind und Salzwasser fordern nun mal ihren Tribut!
Obwohl es mich im Prinzip ja nichts angeht macht mich der Umgang der dafür Zuständigen mit den Ressourcen dieses Landes ziemlich wucki: Große Teile der Wälder werden im brutalen Kahlschlagverfahren zu Hackschnitzel verarbeitet, in riesigen Haufen zwischengelagert und dann lose per Schiff nach Japan, zur dortigen Zelluloseerzeugung, abtransportiert.
Die Zuckerindustrie, ebenfalls eines der großen wirtschaftlichen Standbeine Fijis, ist fast noch ärger: Die prähistorischen Fabrikationsanlagen erzeugen einen ungefilterten Schadstoffausstoß, der jenseits des Vorstellungsvermögens eines durchschnittlichen Mitteleuropäers liegt. Zudem werden die abgeernteten Zuckerrohrfelder durch die Bank abgebrannt – ein Wahnsinn für die Umwelt und Gesundheit – bei Windstille und Inversionslage verschwinden ganze Landstriche unter einer Rauchdecke:


Während in Europa viel getan wird, um den Schadstoffausstoß von Verbrennungskraftmaschinen zu verringern, laufen hier die Aggregate der teilweise antiken Tank- und Frachtschiffe Tag und Nacht, wobei deren Auspuffschwaden nichts Gutes verheißen – besonders krass sichtbar wird der erhöhte Schadstoffausstoß, wenn die Schiffsmotoren von Diesel- auf Schweröl umgeschaltet werden. Zudem plündert eine hier stationierte asiatische Fangflotte, die unter der Flagge eines hiesigen Inselstaates operiert, die Fanggründe der Umgebung – was die alleine hier in Lautoka an Thunfischen anliefern, ist gewaltig.
Inwieweit der Fremdenverkehr die Umwelt negativ beeinflusst kann ich nicht beurteilen – er ist jedenfalls ein weiteres, ganz wichtiges Standbein zur Erhöhung des Bruttosozialproduktes des Inselstaates, wo in abgeschirmten Ressorts den zahlungskräftigen Touristen eine heile Welt vorgegaukelt wird, in der die einheimischen Mädchen mit halben Kokusnussschalen - als „traditionellen“ Büstenhalter - herumlaufen und diese widerliche Brühe namens „Kava“ als Kulturgut verkauft wird. Zudem ist der gewöhnliche Fijianer eine richtige Drecksau. Anders kann man das nicht bezeichnen. Alles, aber auch wirklich alles, was nicht mehr benötigt wird, wird entweder ins Meer oder am Wegesrand entsorgt. Es ist unbeschreiblich, was ich bei meinen Radtouren und auf dem Meer schwimmend so alles sehen muss – aber lassen wir das lieber, ich will ja niemanden den Appetit verderben. Vielleicht sind ja nur die mangelnden Müllentsorgungsmöglichkeiten schuld daran, oder der nötige Sensibilisierungsprozess hat noch nicht eingesetzt, wer weiß das schon… Doch die Menschen sind im Allgemeinen freundlich und lebenslustig, eigentlich sind sie, vor allem der melanesische Bevölkerungsanteil, oft als einfach gestrickte, große Kinder zu betrachten, während der indische Bevölkerungsanteil  eher der geschäftstüchtigere, umtriebigere ist – und wie bereits schon früher einmal erwähnt: Alle lieben ihre Kinder, was sie mir sehr sympathisch macht. Leider feiert aber die Bürokratie hier fröhliche Urstände. Nur ein Beispiel, meine anstehende Visumverlängerung: Dieses wurde mir von der Immigration in Nadi am Airport um ein ganzes Jahr verlängert, gekostet hatte es mich 477,- F$ und ein Foto. In Lautoka hätte ich nur eine Verlängerung um ein halbes Jahr bekommen, dafür aber 660,- F$ löhnen müssen. Eine ärztliche Untersuchung und ein polizeiliches Führungszeugnis, beides natürlich kostenpflichtig, wäre zusätzlich notwendig gewesen. Ich sag lieber nix mehr, sonst reg’ ich mich nur unnötig auf…
Ansonsten lebt der Großteil der Bevölkerung, wie alle Menschen in den so genannten „Südseeparadiesen“, in der spannungsgeladenen Konfliktsituation zwischen Tradition und Moderne: Handy und Internet sind allgegenwärtig, die fehlenden Infrastrukturen und archaische Behausungen allerdings auch…
Manche, und das sind beileibe keine Einzelfälle, wagen sich in ihrer Not mit Schwimmhilfen aufs Meer, mit denen ich nicht einmal in einem geschützten Swimmingpool angstfrei rumpaddeln würde:




Für die betuchten Touristen gibt es natürlich so etwas…


Auffällig ist das völlige Fehlen von Mopeds und Motorrädern, auch Radfahrer sind im Straßenverkehr eine absolute Rarität. Klar, bei den vorherrschenden Straßenverhältnissen, wenn man die Fahrkünste der Einheimischen und den technischen Zustand ihrer Fahrzeuge in Betracht zieht, ist es irgendwie auch verständlich. Nur so verrückte „Palangis“ wie ich schlängeln sich keuchend durch das Gewühl, in dem eine einfache archaische Regel fast jede Ampel oder sonstige neuzeitliche Regelung außer Kraft setzt: Der Stärkere hat Vorfahrt. Das spart Kosten und ist für jedermann leicht verständlich. Allerdings kommt es manchmal schon zu erhitzten Debatten, wer den nun der „Stärkere“ sei… Erstaunlicherweise nehmen jedoch die meisten Autofahrer Rücksicht und lassen mich, wenn auch manchmal nur knapp, am Leben. Obwohl ich schon ab und zu, eher unwillig und unfreiwillig, mal auf das Bankett, welches meistens auf einem anderen Niveau liegt und mit übergroßen Schlaglöchern übersät ist, abbiegen muss, wenn mich so ein altersschwacher, aber dafür überladener und überbreiter Zuckerrohrtranporter auf einer engen Strasse überholen will - was mir dessen Fahrer meistens auch durch hartnäckiges Betätigen seines Signalhornes nachdrücklich andeutet. Normalerweise werde ich bei so einem Geräusch schlagartig bockig, aber der gesunde Überlebenstrieb ist zum Glück übermächtig… Wesentlich ärgerlicher sind da schon die örtlichen Hunde. So lästig wie hier habe diese noch nirgends woanders erlebt. Einem Radfahrer dürften die Meisten von Ihnen noch nie begegnet sein, noch dazu ein Bleichgesicht! Also auf ihn mit wütendem Gebell, gemeinsam sind wir stark! Allerdings können sie noch nicht wissen, wie schnell ich von meinem Rad herunter bin und wie treffsicher ich Steine schleudern kann. Ich suche mir immer den größten Kläffer heraus, dem jage ich dann mit Steinwürfen und mit einem ca. einen Meter langen, 3- poligem Stromkabel bewaffnet, welches sich als sehr wirksame Hunde - Abwehrwaffe herausgestellt hat, hinterher. So haben wir alle unseren Spaß und bringen etwas Abwechslung in unser ach so tristes Leben...

Abendstimmung am Liegeplatz


Ansonsten ist bei mir alles im „grünen Bereich“, wie ich einen Zustand ohne allzu große Probleme gerne beschreibe. Wie es weitergeht? Warten wir einmal die Zyklonsaison ab, dann werden wir ja weitersehen!

Bis dahin wünsche ich Euch allen alles Gute, Glück und Gesundheit für das neue Jahr!

Montag, 26. August 2013

Zwischenbericht Fiji


Was gibt es bisslang zu berichten? Nun, nach den anfänglichen Ärgernissen während des Einklarierens hat sich meine Stimmungslage wieder dramatisch verbessert, denn: Ich kann wieder lachen, ohne dass die Mädels laut schreiend vor mir davonlaufen – daran ist der Zahnarzt meines geringsten Misstrauens schuld… Es war eine gute Idee, die Sanierung meiner Beißerchen hier durchzuführen, denn ich bin zufrieden mit der Arbeit des Docs, obwohl teilweise keine europäischen Standards anzuwenden sind - besonders nicht bez. der Einrichtung allgemein und deren Sauberkeit... Aber der Doc trägt Augen- und Mundschutz sowie Latexhandschuhe, bohrt sehr gefühlvoll und weiß meiner Meinung nach vor allem ganz genau, was er macht. Die Kronen sitzen schmerzfrei, passgenau und sind farblich sehr gut auf die vorhandenen Zähne abgestimmt - Herz was willst du mehr! Eine Krone kostet 350,- Fiji Dollar. Das sind z. Zt. rund 140,- € Dafür bekomme ich in Österreich gerade mal einen warmen Händedruck, wie man bei uns so schön sagt…
P.s.: Wer übrigens die richtige Anzahl meiner hier eingesetzten Kronen errät, gewinnt zwei Wochen Gratisurlaub auf Najadchen! (Das errät nämlich niemand…)
Ansonsten ist die Lage hier durch den hohen Bevölkerungsanteil an indischstämmigen (knapp 40 Prozent), die einst zur schweren Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern ins Land geholt wurden, etwas gespannt, wie die bürgerkriegsähnlichen Unruhen der letzten Jahre (4 Militärputsche in 20 Jahren…) zeigen. Obwohl seit 2006 das Militär regiert ist dieses erstaunlicherweise auf den Strassen nicht zu sehen, auch selten die Polizei, die übrigens nur mit Schlagstöcken ausgestattet ist. (Zumindest in der Öffentlichkeit…) Viele indo-fidschianische Fachleute wanderten aber wegen der gesellschaftlichen Probleme im Land ab. Während die ursprüngliche fidschianische Bevölkerung (vorherrschend Melanesier mit polynesischem Einschlag) hauptsächlich in der (eher wenig einträglichen) Landwirtschaft tätig ist, hat der indo-fidschianische Bevölkerungsanteil Handel und Gewerbe fest in der Hand…
Der optische Gegensatz zwischen den beiden Haupt- Bevölkerungsgruppen ist übrigens ziemlich krass: Der indische Teil ist eher schlank, feingliedrig und geschäftstüchtig, ihre Frauen tragen ihre glatten, schwarzen Haare oft lang, haben meistens (zumindest wenn sie jung sind) wunderschön gezeichnete Gesichter mit Augen, in denen man(n) gerne versinken möchte… Der ursprüngliche Bevölkerungsanteil hingegen ist meistens etwas mehr als wohlgenährt (höflich ausgedrückt…), oft groß gebaut mit breiten Gesichtern und krausem Haar, vor dem jede Bürste oder Kamm garantiert kapitulieren muss. Beiden gemeinsam ist die Liebe zu ihren Kindern, dass sie mir besonders sympathisch macht.
Rad fahren macht hier absolut keine Freude, denn die Strassen sind oft eng, in einem sehr schlechten Zustand und die meisten Autofahrer rücksichtslos. Als Fußgänger hat man hier ganz besonders schlechte Karten (Spring oder stirb…) Erstaunlicherweise wird aber ein Fußgängerübergang konsequent beachtet…
Anbei noch ein paar Eindrücke, bunt gemischt:

Mein Ankerplatz in der Nähe des Piers für die Großschifffahrt - für Abwechslung ist gesorgt...
Vuda - Marina, hurrikansicher gelagerte Schiffe.
Port Lautoka, Fangentladung (Thunfisch)
Etwas seltsam angelegter Friedhof auf Viti Levu



Volksfest in Lautoka: Gegessen wird im Schneidersitz auf einer geflochtenen Matte. Frank voll integriert...
Die Zuckerfabrik in Lautoka, eine der Haupteinnahmequellen Fijis. Ohne Rücksicht und Filter in Betrieb...
Brand in der Raffinerie
Das Ende (m)einer Ankerwinsch...
Das war einmal der Elektromotor (m)einer Ankerwinsch...
Holzschnitzellagerung, Port Lautoka. Eine Brutstätte für Kakerlaken und ein Grund für die teilweise Kahlheit der Hauptinsel Viti Levu. Dieses Material wird ca. einmal pro Monat Verladung nach Japan zur Papierherstellung verschifft
So lebt ein Großteil der Bevölkerung am Land...
Kein Scherz: Waschmaschine in einem Waschsalon...
Dazu der Bügeltisch...
Die lange Reise hinterläßt seine Spuren...
Das Ende eines Benzinkochers: der von Durchrostung bedrohte Drucktank und der hygienisch nicht mehr duldbare Zustand machten seine finale Entsorgung notwendig...


Abendstimmung am Ankerplatz Lautoka

Samstag, 3. August 2013

Stress am Ankerplatz


Am Wochenende dann die „Vertreibung aus dem Paradies“: In die neben mir liegende deutsche Yacht „Kira“ wurde des Nächtens, obwohl sich zwei (!!) Personen an Bord befanden, eingestiegen; Das angehängte Dingi und diverses elektronisches Equipment wurde geklaut. Da war Tumult am Ankerplatz, das kann ich Euch sagen! Das Dingi wurde zwar später wieder gefunden, aber der Benzintank und der Motordeckel fehlten, die anderen Sachen blieben verschwunden. Dem Skipper der deutschen Yacht "Renahara" wurde während des Festes in Lautoka die Geldbörse geklaut - der Dieb hatte sich allerdings dabei so dämlich angestellt, dass er auf frischer Tat ertappt wurde und der Skipper seine Börse wieder zurückbekam. Und Frank, ein deutscher, der gerade auf einer Schweizer Yacht mitsegelt, wurde in Suva überfallen und beraubt. Ganz schöne Action hier - ich habe meine Sicherheitsvorkehrungen jedenfalls ein bisschen erhöht...

Sonntag, 30. Juni 2013

Schlangenalarm!


Kräftiger Adrenalinstoß in der Morgenstunde: Als ich in der Heckkajüte auf der Suche nach meinem Lötkolben ahnungslos herumkrame kommt es zu einer Begegnung der etwas anderen Art: Eine Seeschlange (Später identifiziert als „ Laticauda Colubrina“, auf deutsch „Nattern – Plattschwanz“ aus der Familie der Giftnattern) hatte sich hier, versteckt zwischen dem Werkzeug, häuslich niedergelassen!! Ich glaub, mich trifft der Schlag… Wenn das Tierchen sich nicht bewegt hätte, es wäre wahrscheinlich noch längere Zeit unbemerkt als blinder Passagier mit Najadchen auf Reisen gewesen. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn ich unabsichtlich bloßfüßig daraufgetreten wäre. Oder es sich in meiner Koje gemütlich gemacht hätte. Denn dummerweise ist diese Schlangenart hochgiftig…
Wie das Tierchen an Bord kam ist mir inzwischen auch klar: Über die Kante am Heck -


- und durch die Entwässerungsöffnungen im Heckdeckel gelangte sie ins Cockpit, neugierig wie sie wohl ist schlängelte sie sich durch das offen stehende Heckkajütenfenster, fiel auf die sich darunter befindliche Matratze – und war damit gefangen, da sie den Weg zurück wegen des Höhenunterschiedes nicht mehr schaffte…
Jedenfalls war die Kleine nicht aggressiv und unternahm keine Anstalten mich zu beißen, entkam aber mit gefinkelten Täuschungsmanövern meinen anfänglich unbeholfenen (und etwas ängstlichen…) Fangversuchen immer wieder. Schließlich und endlich wollte ich sie ja dabei nicht verletzen. Mit der uns Menschen eigenen List und Tücke, sicherheitshalber geschützt durch lederne Arbeitshandschuhe, gelang es mir schlussendlich doch, sie in ein Körbchen zu dirigieren und in die Freiheit zu entlassen:


 Das ging ja noch einmal gut aus – für uns beide… Allerdings behagt mir der Gedanke überhaupt nicht, Anlaufstelle für Giftschlangen zu sein... Wenn es denn sein muss will ich einen ehrlichen Seemannstod sterben, nicht durch einen Schlangenbiss!!

Nachtrag: Zwischenzeitlich war das Tierchen noch zweimal an Bord, sonnte sich aber nur auf der Badeplattform. Schön langsam gewöhnen wir uns aneinander... 

Donnerstag, 27. Juni 2013

Najadchen in Not


Am Morgen nähert sich uns eine dunkelgrau dräuende Wolkenbank – ich verschiebe telefonisch meinen Zahnarzttermin, da ich bei solchen Wetterbedingungen Najadchen nur äußerst ungern alleine lasse:

Najadchen im Stress. Ankerplatz Lautoka, Fiji
Nachdem sich das Unwetter, ohne Schaden angerichtet zu haben, wieder verzogen hatte, ging ich an Land, ließ mich vom Zahnarzt meines geringsten Misstrauens etwas quälen und erledigte einige Besorgungen – das Wetter war schön, in der Stadt kein Wind zu verspüren. Auf dem Weg zum Schiff kam mir die Position von Najadchen etwas verändert vor. An Bord angelangt dann die Erkenntnis: Da war jemand!! Der Startschlüssel lag im Cockpit, die Sitzpölster lagen woanders und statt der Ankerkette befand sich nunmehr eine Leine im Bugbeschlag. Hä? Was’n da los?? Auf meinen suchenden Rundumblick bemerkte ich Andrea von der österreichischen Yacht „YabYum“, die mir Zeichen gab. Also nichts wie rüber zu ihr. Was war geschehen? Während ich in der Stadt war drehte der Wind, eine unangenehme Welle entstand und zerrte am Ankergeschirr von Najadchen. Der Anker brach aus und Najadchen ging auf Drift. Dieser Scheiß Anker, der mich ja schon mehrmals, das letzte Mal in Neuseeland, im Stich gelassen hatte, grub sich nicht wieder ein und Najadchen geriet ganz nahe vor die Trossen eines großen Frachters, der am Kai gerade seine Fracht löschte. Zum Glück wurde der ungeplante Alleingang von Najadchen auf den österreichischen Yachten bemerkt, Heinz und Chiko sowie zwei Skipper einer maltesischen Yacht retten mein Schiff in letzter Minute – auch wenn das Schiff vielleicht nicht ganz verloren gegangen wäre, um den Mast wäre es wohl geschehen gewesen… Zum Glück hatte ich die Kajüte nicht abgesperrt, so konnte Heinz den Startschlüssel finden und Najadchen aus der Gefahrenzone bringen – allerdings mussten sich die Retter arg plagen, da ja Najadchens Ankerwinsch nicht mehr funktioniert und somit vierzig Meter Kette plus Anker an Deck gehievt werden mussten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich Najadchen abgesperrt hätte oder der Startschlüssel nicht aufgefunden worden wäre… Etwas Glück (und aufmerksame, hilfsbereite Kameraden) braucht man(n) halt im Leben. So gerne habe ich noch nie Bier ausgegeben! Danke nochmals, Kameraden!

Mittwoch, 19. Juni 2013

Tragödie auf See


Zu meiner großen Bestürzung habe ich soeben erfahren dass der Schoner „Nina“, welcher zeitgleich mit mir von Opua ausgelaufen ist, auf seiner Fahrt nach Australien im Sturm, dessen Ausläufer auch meinen Weg kreuzten, gesunken ist. Es gibt keine Überlebenden dieser Tragödie; Sie kostete sieben Menschen das Leben… Da ich die Skipperin Rosemary persönlich kannte, trifft mich diese Mitteilung besonders hart.



Ich werde wohl nie erfahren, was da wirklich passiert ist...

Montag, 10. Juni 2013

Einklarieren Lautoka...



In der Saweni Bay treffe ich nach einer angenehm und ungestört verbrachten Nacht die deutsche Segelyacht „Odin“ mit Ute und Bertel, die ich schon auf Bora Bora kennenlernte. Von ihnen bekomme ich einige wichtige Informationen – für Neuankömmlinge immer eine große Hilfe.
Zu Mittag laufe ich die letzten drei Meilen nach Lautoka, meinem Einklarierungshafen, hoch. Dort beginnt der Ärger mit dem Einklarieren: Unfähige und korrupte Beamte, blöd wie ein Bund Stroh, die nur auf Abzocken aus sind in Kombination mit einem endlos dauernden Papierkrieg, der in seiner Hirnlosigkeit jeder Beschreibung spottet. Nur die Höhepunkte der Aktion: Obwohl ich schon um 13:30 zur Immigration kam, verzögerten die Arschlöcher (sorry, aber anders kann man das Gesindel dort nicht bezeichnen) das Prozedere bis 16:30 (!!), dem offiziellen Dienstschluß – „overtime“, will heißen 44 Fiji Dollar, wurden daher (zusätzlich) fällig… Dann wollten dreien von dem Gesindel auf mein Schiff kommen – mit meinem Dingi! Als sie es sahen und ich ihnen erklärte, dass ich rudern müsste, war ein Besuch auf Najadchen auf einmal nicht mehr notwendig… Die „medical Inspection“ des Beamten vom Gesundheitsministerium bestand lediglich aus der Frage, ob ich mich denn eh wohl fühle – und kostete 232 Fiji Dollar. Der Arsch von der Bio – security, der natürlich auch nicht an Bord war, kassierte 90 Fiji Dollar, für meinen sorgsam gesammelten Müll zusätzlich 15 Fiji Dollar. Besagten Müll (2 Säcke) knallte ich ihm allerdings am nächsten Tag auf seinen Schreibtisch – wobei ich die Ohren ganz flach angelegt hatte, denn mit meiner Freundlichkeit war es vorbei…

Sonntag, 9. Juni 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 13


Um 09:00 Ortszeit, nach 12 Tagen und 21 Stunden Fahrzeit, passierte ich die Einfahrt des Außenriffs von Viti Levu, der Hauptinsel von Fiji.Obwohl die Einfahrt breit und betonnt ist, habe ich bei diesen Passagen immer ein ungutes Gefühl - wenn da etwas ausfällt sitzt du auf dem Riff... Die färbige Linie ist die Trackaufzeichnung unseres Kurses:


 24 Stunden Etmal: 101 sm, Position: 017 48.9820 S  177 17.2738 E Motorstand 990 Stunden

Anschließend gemütliches Hochsegeln bis ca. drei Meilen vor Lautoka, meinem angepeilten Einklarierungshafen, bei glattem Wasser und leichtem Wind – eine Wohltat! Das Einklarieren kann warten, ich suche mir eine nette Bucht (Saweni Bay), gehe wegen der vielen Riffe aber sicherheitshalber nicht zu nahe ran, da ja mein Lot schon vor längerer Zeit ausgefallen ist. Nach nun exakt 13 Tagen rauscht mein Schlickhaken in den Grund. Nach 1184 zurückgelegten Seemeilen bin ich wieder einmal gut angekommen. Danke…
Ich genieße das schöne Wetter, klariere Najadchen auf und schiebe mir etwas Warmes hinter die Kiemen. Eine Nacht ungestört durchschlafen zu können - auf das freue ich mich jetzt schon!

Etmal: 14 sm, Position: (Saweni Bay) 017 38.5417 S  177 23.6641 E

Resümee:

Eine etwas durchwachsene Fahrt bei turbulentem Wetterverlauf, wobei Najadchen wieder einmal seine guten Segeleigenschaften und sein sicheres Seeverhalten, trotz seiner geringen Größe, unter Beweis stellen konnte. Die auftretenden Probleme waren zwar ärgerlich, aber mit Bordmitteln lösbar. Die Wettervorhersagen enttäuschten durchwegs.
Und das schwächste Glied der Kette, der Skipper? Na ja, er hat wohl sein Bestes gegeben, die paar Fehler, die er gemacht hat, wollen wir ihm noch einmal verzeihen, er hat ja Besserung gelobt. Zudem hatte er ziemlichen Spass an der Reise…

Reisedauer von Opua (NZ) nach Lautoka (Fiji) exakt 13 Tage, 1184 Seemeilen, 49 Motorstunden.

Großwetterlage zum Zeitpunkt der Abfahrt, als ich versucht habe, an der Rückseite des Tiefs hochzukommen. Allerdings kam das Hoch von Westen zu schnell und brachte die Flaute:




Von NZ nach Fiji, Tag 12


Die Nacht verlief störungsfrei bei moderatem Wind – durch die überraschenden (und überaus heftigen) Squalls etwas vorsichtig geworden und um meine lädierten Segel etwas zu schonen, segle ich etwas schaumgebremst – es treibt mich ja eh niemand.
70 sm südlich von Fiji, um 16:00 sichte ich einen entgegenkommenden Fischtrawler. Das erste Zeichen von Leben nach Tagen der absoluten Einsamkeit. Dabei handelte es sich um einen jener rostigen Seelenverkäufer, die ich voriges Jahr schon im Hafen von Nuku’alofa auf Tonga sah.
Ansonsten verlief der Tag in Harmonie: Wenig Welle, eher eine sanfte Dünung, mit raumen und konstantem Wind – Seglerherz, was willst du mehr…

24 Stunden Etmal: 100 sm, Position: 019 27.7893 S  177 05.7134 E

Samstag, 8. Juni 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 11


Die Nacht über konnten wir durchfliegen – herrlich! Die Wellen werden weniger, der Wind bleibt relativ konstant. Das Wasser ist nun angenehm warm. Es sind auch wieder fliegende Fische zu sichten, leider auch welche die an Deck landeten und den Weg zurück in ihr angestammtes Element nicht mehr schafften…
Um 11:25 dann ein donnernder Schlag breitseits und ich segle völlig unvorbereitet im freien Flug quer durch die Kajüte – eine heimtückische Welle hatte uns voll erwischt. Besagte Kajüte hat übrigens von ihrem Rauminhalt her temporär an Volumen verloren: Um den über Deck waschenden Wellen möglichst wenig Widerstand zu bieten habe ich das (teilzerlegte) Bike, das (zusammengefaltete) Dingi, die Wasser – und Treibstoffkanister sowie die Überlebenstonne, in der ich den Wassermacher, die Seenotraketen und sonstiges Survival Equipment aufbewahre, in dieser verstaut. Entsprechend beengt geht es nun zu, aber da ich alleine bin stört das kaum.
Ein ca. 3m langer Hai schwimmt gemächlich an uns vorbei, zeigt aber kein gesteigertes Interesse an uns. 

24 Stunden Etmal: 100 sm, Position: 019 26.6376 S  177 05.0959 E

Freitag, 7. Juni 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 10


In der Nacht dreimal eine Patenthalse geschafft. Der Bullenstander und die Baumbremse haben im gemeinsamen Zusammenwirken aber das Ärgste verhindert. Nur ein hoffnungsvoller Optimist (oder besser gesagt Idiot) wie ich kann versuchen, ungerefft und in der Butterflystellung eine Nacht im Südpazifik durchzusegeln…
Segel schon wieder leicht defekt: Eine Lattentasche ist durchgerissen, ein Mastrutscher ausgerissen. Die Genua ist auch schon ziemlich ausgelutscht. Meine Segel sind halt so wie ich: Nicht mehr die Jüngsten und vom Leben gezeichnet…
Ab Nachmittag dann stabile Verhältnisse, endlich normales Segeln!
Die Kompassrosen, welche in den südlichen Breiten erbärmlich schief in ihren flüssigkeitsgefüllten Gehäusen hingen, richten sich nun, je weiter ich nach Norden komme, wieder kontinuierlich auf, nehmen ihre vorgesehene Stellung wieder ein. Hätte nicht gedacht, dass dieser Effekt bei für die Nordhalbkugel gebauten Kompasse sich so stark bemerkbar macht.

24 Stunden Etmal: 115 sm, Position: 021 03.5763 S 176 48.5808 E

Donnerstag, 6. Juni 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 9


In der Nacht beruhigt sich die Situation. Am Morgen kann ich dann – trotz heftig schwankendem Arbeitsplatz auf Deck - die Segel flicken und neue Mastrutscherösen einschlagen. Anschließend kann ich unter Vollzeug segeln. Die Sonne scheint, ich klariere die Baustelle, äh, ich meine natürlich das Schiff, auf, pflege meinen Körper, mache mir etwas Warmes zu essen, genieße einige Tassen Kaffee und lasse mir dabei die Sonne auf den Bauch scheinen. Das Leben kann so schön sein…
Am Nachmittag bekommt der Wind eine südliche Komponente, Butterflysegeln ist angesagt…

24 Stunden Etmal: 88sm, Position: 022 50.5547 S       176 08.2489 E

Mittwoch, 5. Juni 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 8


Die Nacht verlief so lala, 3. Reff und viertel Genua statt Sturmfock sorgen für stetes Vorankommen gegenan. Am Vormittag steigt Wasser übers Heck ein. Nachdem der Einstieg offen war kam es bis in die Kajüte. Ich war wieder einmal sehr erfreut über die Zusatzarbeit… Wenigstens kann ich den Kurs halten und es wird wärmer. Zumindest die Handschuhe und das warme Mützchen kann ich wieder einmotten!

24 Stunden Etmal: 88sm, Position: 024 08.1320 S       176 23.1830 E

Dienstag, 4. Juni 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 7


In der Nacht geht der Tanz wieder los. Am Morgen ist es wieder soweit: Am Vorliek des Großsegels reißt ein Paar der Rutscher raus, das Segel hängt wie ein Sack am Mast. Am Nachmittag muss dann wieder das 3. Reff herhalten, kräftige Squalls treiben den Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen, es regnet, ich kann kaum den Kurs halten, muss einen Schlag machen. Wiederum kann ich kaum Höhe gewinnen – mühsam ernährt sich das Eichhörnchen…
An dieser Stelle möchte ich die Eindrücke von Albert wiedergeben, der mit seinem Kat „Imagine“ zur gleichen Zeit auf gleichem Kurs wie ich unterwegs war:

„Hallo ihr Lieben,
es wurde gegen Ende Mai dann aber auch höchste Zeit Neuseeland zu verlassen, denn ohne Heizung wurde es zunehmend ungemuetlich an Bord mit Tagestemperaturen um die 16 Grad und morgens auch mal 9 Grad. Dazu kam die Feuchtigkeit an Bord, fuer solche Temperaturen ist unser Schiff nicht gebaut.
Endlich tat sich das lang erwartete Wetterfenster auf, Suedwind und danach SE. Zwar zeichnete sich bei Fidschi eine beginnende Stoerung ab, die aber nach SE abziehen sollte. Mit uns starteten noch weitere 5 deutschsprachige Schiffe, die ueber ein Funknetz kommunizierten. Mangels Kurzwelle konnten wir daran nicht teilnehmen, hoerten aber ueber einen Weltempfaenger mit.
Das war auch gut so, denn unterwegs bekamen wir so mit, dass sich dieses entwickelnde Sturmtief erheblich weiter in unsere Richtung verschoben hatte.
Die ersten zwei Tage mussten wir motoren, doch dann legte der Wind immer mehr zu und schliesslich liefen wir ohne alle Segel vor dem Wind ab Richtung NW und erreichten im Surf immer noch Geschwindigkeiten von 15 kn bei Wind bis 40kn. Dann drehte der Wind auf Nord, also gegenan und er nahm an Staerke immer mehr zu. Einige Stunden versuchte ich gegenan zu bolzen, doch irgendwann wurde es mir einfach zu viel und ich drehte wieder vor den Wind und lief dann nach ESE mit Wind aus NE wieder ohne Segel und sogar mit nachgeschleppten Trossen und alten Segeln, denn in der Nacht sollte noch eine Front durchgehen. Das tat sie dann auch, doch ohne dass der Wind mehr geworden waere. So kurbelte ich morgens den ganzen Apparat wieder zurueck an Bord. Ein anfangs eingesetzter Treibanker hielt uebrigens nur 3 Minuten bis er abriss. So hatten wir trotzdem die ganze Zeit immer die Kontrolle ueber das Schiff, sammelten jedoch wertvolle Erfahrungen wenn es wirklich mal ganz dick kommen sollte. Es ist ein bloedes Gefuehl wenn man auf dem Schiff sitzt und ohne alle Segel nicht mehr bremsen kann und nicht weiss was noch an Wind zu erwarten ist. Ein wirksamer Treibanker muss her und dazu der Fallschirmanker als ultima ratio, ohne den ich damals eigentlich gar nicht losfahren wollte. Letztes Jahr verloren 5 Katamarane ihren Mast auf dieser Route hoerte ich, mir reicht einmal.
Dann endlich drehte der Wind auf SE und ein neues Problem stellte sich. Mit normaler Fahrt wuerden wir am Wochenenden ankommen und muessten erheblich overtime Gebuehren bezahlen.
Jetzt bewaehrte sich unsere neue Vorsegel-Rollanlage und ich drehte die Genua entsprechen der Windstaerke so ein und aus, dass wir puenktlich am Montagmorgen um 7 Uhr in die Bucht von Savusavu einliefen. 12 Tage hatten wir fuer diese Ueberfahrt gebraucht, allerdings auch weit mehr als die 1160sm zurueckgelegt, die wir auf direktem Kurs zu fahren gehabt haetten.
Jetzt liegen wir in tropischer Kulisse vor dem kleinen Ort Savusavu in klarem Wasser bei 30 Grad an Bord. Das Einklarieren verlief problemlos und ein erster Spaziergang durch den Ort gab uns einen Eindruck vom bunten Leben in Fidschi und seinen freundlichen Bewohnern.
Alles Gute und viele Gruesse
von Albert und Jutta“

Gut gemacht Albert! Schön zu wissen, dass ihr es gut geschafft habt!

24 Stunden Etmal: 85sm, Position: 025 35.8491 S       176 36.4717 E 

Montag, 3. Juni 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 6


In der Nacht wird der Wind weniger, doch der konfuse Wellengang, die nachlaufende Dünung, bleibt stark. Daher lasse ich sicherheitshalber die Sturmfock oben und dümple halt so weiter. Fehlte noch, dass ich in der Nacht über Bord gehe…
Das Schöne an der Fahrt ist u.a. auch: Mit jeder gewonnenen Meile nördlich wird es wärmer! Auch das Wasser ist nun schon warm genug, um endlich wieder einmal eine intensive Körperpflege zu ermöglichen.
Am Vormittag schläft der Wind komplett ein, der Motor muss wieder ran. Der beginnt am Nachmittag zu stottern und bleibt stehen. Was’n jetzt wieder los?? Bloß den Tankinhalt um ca. 6 Stunden etwas falsch berechnet, da die scheiß Tankuhr ja auch schon lange nicht mehr funzt… Das Nachtanken aus den Kanistern war bei dem herrschenden Wellengang auch nicht gerade lustig…
Kein Wind – es ist zum Haare raufen. Die verschiedenen Wetterberichte, kurz vor der Abfahrt noch eingeholt, erwiesen sich allesamt als falsch, ein Blick in eine Kristallkugel wäre wahrscheinlich ähnlich effizient gewesen… Froh bin ich, wenn ich von der Gegend endlich wieder weg bin…
Wie beim „Herunterfahren“ von Tonga sichte ich auch nun wieder schwimmende Bimsfelder. 

24 Stunden Etmal: 84sm, Position: 026 35.6814 S       175 36.6067 E

Sonntag, 2. Juni 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 5


Wind und Welle nehmen weiterhin zu, ebenso das etwas unangenehme Gefühl in der Magengegend…
Nachdem uns eine gemeine Welle voll breitseits erwischt hatte, nahmen verschiedene Dinge des Schiffes schlagartig eine andere Position ein, eine Packung Teighörnchen reißt auf, verteilt seinen Inhalt am Boden, etwas Wasser kommt ins Schiff, alles wird klamm. Die Bordhygiene kommt vieeel zu kurz und die Stimmung war auch schon einmal besser...
Es ist stark bewölkt, teilweise regnet es. Der starke Wind erzeugt eine heulende, beunruhigende Geräuschkulisse – das trägt auch nicht gerade zur Entspannung bei…
In einer miesen Böe springt der Autopilot aus seiner Lagerung an der Pinne, wir produzieren eine Patenthalse. Blöd bei dem starken Wellengang, wo es oft übers Deck wäscht. Der Bullenstander hält aber… Die umschlagende Pinne reißt den Heckdeckel auf, bricht einen der beiden Verriegelungsbeschläge ab. Ich komme nicht mehr durch den Wind, ich will mit Motorkraft Najadchen wieder in die richtige Position drehen, aber der Motor springt nicht an - überkommende Wellen haben das Motorpaneel unter Wasser gesetzt und einen Kurzschluss verursacht. Nachdem ich das Groß temporär geborgen hatte bekam ich jedoch die Situation schnell wieder unter Kontrolle. Dann drehte der Wind, es ging hart gegenan. In dieser Situation offenbarten sich (wieder einmal!) die tollen Segeleigenschaften meines braven Mädchens: Trotz seiner geringen Größe nahm es elegant selbst die gemeinsten Wellen, obwohl wir manchmal bis zum Mastfuß im Wasser standen. Mit jeder Welle wuchs mein Vertrauen zu meinem Schiffchen. Nachdem ich durch den langen Aufenthalt in Neuseeland gut ausgeruht war, konnte ich zudem die doch eher unangenehmen Segelbedingungen locker wegstecken. Allerdings wurden die erstaunlich schnell heranrauschenden Squalls ziemlich heftig, ich konnte kaum mehr Raum nach Luv gewinnen, muss die Wellen mehr schräg nehmen. Zum Glück ist kein anderes Schiff in der Nähe und Freiraum ohne Ende – ein beruhigendes Gefühl!
Das GPS 32 bekommt zu wenig Spannung, ich weiß nicht warum, es fällt dadurch teilweise aus. Der Toilettenbesuch entwickelt sich zu einem Trapezakt mit ungewollter Komik, aber alles geht gut…
Unangenehm ist nur: Seit zwei Tagen kein Kaffee, kein warmes Essen…
Die (bisher nicht benutzte) 12V Steckdose im Vorschiff dürfte anscheinend verkehrt gepolt sein, das Ladegerät des Laptops fängt bei Gebrauch an dieser Dose zu brummen und heiß werden an.

24 Stunden Etmal: 76sm, Position: 027 21.0004 S  176 03.2858 E

Samstag, 1. Juni 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 4


Kaum zu glauben: In der Nacht kommt endlich Wind auf. Noch dazu aus der richtigen Richtung!
Während des Tages wird der Wind stärker, das Wellenbild konfuser und höher.
Ein mittlerer Bonito geht mir an die Angel. Diese Fischart schmeckt mir zwar nicht besonders, aber umsonst soll das Tier auch nicht gestorben sein – mit etwas mehr Gewürzen, schnell abgebraten und mit Limonensaft verfeinert, ist sein Geschmack dann doch akzeptabel. Im Gegensatz zu den Doraden oder Tunas kämpft diese Art von Fisch fast nicht an der Angel.
Am Nachmittag muss das zweite Reff rein, Traveller ganz nach Lee. Der aufgenähte UV – Schutz der Genua löst sich teilweise auf, flattert herzzerreißend im Starkwind. Wir sind wie die Fetzenflieger unterwegs, aber das Segel an sich ist noch in Ordnung, wenn auch schon ziemlich außer Form. Ich wechsle auf die Sturmfock - die Konstruktion am Babystag erweist sich als Fehlkonstruktion. Das ganze Konstrukt vibriert bei einem gewissen Windeinfallwinkel, dass es einem Angst und Bange um den Mast wird. Ich ziehe daher mit meiner Eigenkonstruktion (eingeschäkelte Schlaufen) und mit Hilfe des Spi – Falls die Sturmfock über die weggerollte Genua. Diese Konstruktion funzt ganz gut. Dank eines selbstgefertigten Loops geht auch der Wechsel der Schoten recht schnell von statten. Allerdings ist das Arbeiten am Bug bei dem herrschenden Wellengang alles andere als lustig. Aber keiner hat gesagt, dass es leicht werden wird…
Manchmal sind die überkommenden Wellen so stark, dass es Wasser durch das (fest verriegelte Vorschiffsluk) drückt, welches von dort dann auf die darunterliegenden Matratzen fließt. Darüber bin ich natürlich hoch erfreut…
Dann muss das dritte Reff rein, welches ich in weiser Voraussicht in Las Palmas nachrüsten habe lassen. Darüber bin jetzt sehr froh…

24 Stunden Etmal: 117sm, Position: 028 32.6979 S   175 51.6754 E

Donnerstag, 30. Mai 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 3


Noch immer kein Wind. Es nervt, ich will nicht Motoren!! Ich muss aber irgendwie von dem weiträumigen Hoch wegkommen, sonst verhungere ich hier. Und was nach dem Hoch kommt, kann in dieser Gegend sehr, sehr böse sein.
Die Buglaterne fällt aus – die überkommenden Wellen haben den Kabelanschluss wegkorrodiert… Nun habe ich auch kein Positionslicht mehr, nur mehr die Dampferlichter…

24 Stunden Etmal: 111sm, Position: 032 12.7412 S  175 15.5203 E

Mittwoch, 29. Mai 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 2


Keine besonderen Vorkommnisse, leider herrscht totale Flaute, ich muss Motoren. Durch die Volvo – Wellendichtung tritt Wasser ein. Beunruhigend… Nach erneutem Entwässern und Abschmieren ist sie (vermutlich nur temporär) dicht, kein Wasser dringt mehr ein. Beruhigend… Allerdings eiert die Welle etwas.
Ein mir unbekanntes Segelschiff, eine Ketsch, kommt mir entgegen, wendet hinter mir, läuft in einer halben Meile Abstand langsam an mir vorbei. Mysteriös… Niemand reagiert dort auf meinen Anruf per Funke. Kann auch nicht sein, da ich dahinter komme, dass mein Handfunkgerät unerklärlicherweise seinen Geist aufgegeben hat. („Raymarine“ und Qualität: Zwei Welten prallen aneinander…) Ich bereite jedenfalls Verteidigungsmaßnahmen vor, falls jemand auf dumme Gedanken kommen sollte. Aber ein paar Stunden später verschwindet das unbekannte Schiff an der Kimm und auch vom Radarschirm.
Jetzt habe ich ein Problem: Nachdem das Haupt – Funkgerät auch außer Betrieb ist, bin ich nun komplett ohne Kommunikationsmöglichkeiten. Das ist mehr als ärgerlich, denn dieses Handfunkgerät war zudem ein Teil meines Sicherheitskonzeptes: Falls ich in die Rettungsinsel umsteigen müsste, hätte ich damit eventuell vorbeifahrende Schiffe anfunken wollen. Diese Option gibt es nun nicht mehr…
Noch immer kein Wind, nur der Seegang wird rauer. Der Seealltag spielt sich schön langsam wieder ein, ich gewöhne mich schnell wieder an die Bewegungen und Geräusche des Schiffes.

24 Stunden Etmal: 93sm, Position: 034 03.7212 S  174 58.6733 E 

Dienstag, 28. Mai 2013

Von NZ nach Fiji, Tag 1



 Motorstand: 941 Std.

Am Morgen hat es nur mehr 9 Grad in der Kajüte, man glaubt es kaum! Höchste Zeit, dass ich von hier weg komme…
Albert von der „Imagine“ nimmt mich freundlicherweise zum Ausklarieren mit, so konnte ich schon am Vortag mein Dingi verstauen und Najadchen startklar machen. Nur noch ein Formular galt es auszufüllen, dann hatte ich den Bürokratenschwachsinn der Kiwis endlich hinter mich gebracht.
Das Wetterfenster ist unverändert so lala, es kann also losgehen.
Gleich beim Start um 11:00 die ersten Überraschungen: Im Ankergeschirr hatte sich eine herrenlose (oder besser gesagt „schiffslose“) Trosse verfangen, die ein tieferes Eingraben des Ankers erfolgreich verhindert hat. Na ja, bis 35 Knoten Wind hat er trotzdem gehalten. Das hat schlussendlich doch ausgereicht. Und mit der Muschelmenge, die die Ankerkette bewachsen hatte, könnte ich ein Feinkostgeschäft beliefern…
Stärkere Vibrationen (vom Antrieb her) behinderten mein hurtiges Vorankommen zudem nachhaltig. Klar, Muscheln lieben nicht nur Ankerketten, sondern auch Propeller und Edelstahlwellen… Mit Material- und Nervenschonenden 3 Knoten Fahrt ging es daher erzwungenermaßen gemütlich hinaus in die Bay of Island, bis mir das Wasser sauber genug war, um dort einen Reinigungsstop einzulegen. Ich habe zwar einen Neoprenanzug, fand es aber nicht notwendig, ihn anzulegen, denn „die paar Muscheln sind ja schnell abgekratzt“. Wieder einmal ein schwerer Denkfehler, Gerhard! Bekanntlich bestraft der liebe Gott kleine Sünden ja sofort... Himmel war das Wasser arschkalt!! Zudem waren Prop und Welle mehr als ich gedacht hatte mit Muscheln bewachsen, was natürlich einen zeitlich länger dauernden Reinigungsaufwand bedingte… Trotzdem konnte ich die Arbeit vollenden, möchte aber auf meinen körperlichen und seelischen Zustand („Du Vollkoffer, für was hast du denn einen Neoprenanzug in der Backskiste, hä??) danach nicht näher eingehen… Rob von der gerade vorbeifahrenden „Inish“ funkte mich an, ob bei mir denn alles in Ordnung sei? Meine Antwort konnte er fast nicht verstehen, da meine Stimmbänder mir nicht mehr ganz gehorchten und ich so stark zitterte, dass ich kaum den Hörer halten konnte. Aus eigener Erfahrung kann ich nun bestätigen, dass die Überlebenschancen nicht sehr groß sind, wenn du bei diesen Wassertemperaturen ins Wasser fällst. Wie auch immer, jedenfalls war das Ergebnis des unfreiwilligen Kryotripps zufrieden stellend, die Vibrationen des Antriebes waren weg und Najadchen durchschnitt wieder geschmeidig die Wellen.
Ca. 15 bis 20 Schiffe laufen zeitgleich mit mir aus, wollen das Wetterfenster nutzen. Zudem haben etliche Skipper (und deren Crew) schon Terminprobleme, da ihre Visa ablaufen.
Einige große Delfine kamen am Ende der Bay heran, umspielten fröhlich prustend Najadchen, verabschiedeten mich freundlich. Dann ging es unter Segel hinaus in den Pazifik, Kurs Fiji. Ziemlich schnell verliefen sich die Schiffe – einige wollen nach Neukaledonien, andere über das Minervariff nach Tonga, andere wiederum nach Fiji. Ich setzte meinen Kurs etwas östlich ab, um den vorhergesagten Windstärken- und Richtungen besser Rechnung tragen zu können. Leider wurde der Wind gegen Abend immer weniger, es wurde eine richtige Herumgurkerei - in der Nacht musste der Motor ran, denn ich wollte möglichst schnell Höhe gewinnen, um die vorhergesagten günstigen Winde zu erreichen.