Für etwaige Wünsche, Bitten und Beschwerden bin ich manchmal erreichbar unter:
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Freitag, 31. Juli 2009

Von Malta nach Pantelleria, 3. Tag auf See

Hier möchte ich nicht ins Wasser fallen. Ich würde nicht ertrinken, sondern innerhalb kurzer Zeit von einem Tanker oder Frachtschiff überfahren werden! Durch das Beobachten der Lichter vergeht aber die Zeit schneller, denn an Schlaf ist bei diesem Verkehr fast nicht zu denken. Ich konnte zwar die ganze Nacht durchsegeln, aber nur so mit ein bis zwei Knoten Fahrt – eine harte Geduldsprobe für mich Spontanhektiker...
Im Morgengrauen kommt dichter Nebel auf, auch das noch! Die Strasse von Sizilien, in der ich mich jetzt befinde, ist aber bekannt dafür. Ich stelle mich darauf ein, halte Augen und Ohren offen. Auch meinen Geruchssinn setze ich ein, denn wenn der Wind günstig steht riecht man die Abgase eines Motorschiffes schon, bevor man es noch hört.
Am Vormittag löst sich der Nebel auf, ich kann die vielen Schiffe die mich umgeben, nun auch sehen. Mein AIS – Gerät zeigt mir im Umkreis von 16sm zwölf Stück davon an!! Nein, mir wird nicht fad…. Mittendrin dümpelt Sandpiper mit 1,5 Knoten in Schlangenlinie dahin, da der Wind ungleichmäßig ist und die Wellen uns immer wieder aus der Bahn werfen – der Autopilot hat Mühe, uns wieder auf Kurs zu bringen. Gegen Mittag wird dann der Verkehr bedeutend weniger, die Anspannung lässt nach.
Ich möchte mich behübschen, sprich mir eine Genussrasur gönnen, komme aber nicht mehr dazu, ich brauche plötzlich beide Hände um mich festzuhalten, da Sandpiper wie vom wilden Affen gebissen loslegt. Urplötzlich hat der Wind zugelegt, aber wie!! Gerade richtig!! Mit zwanzig Grad Schräglage und immer knapp vor dem Reffpunkt jagen wir hoch am Wind dahin – und das den ganzen Nachmittag!! Es war herrlich!! Ich bekomme zwar nichts Warmes hinter die Kiemen, aber was soll’s…
Im Abendrot tauchen die Konturen der Insel Pantelleria recht voraus auf. Morgen werde ich dort einlaufen und mich wieder einmal ordentlich ausschlafen!

Donnerstag, 30. Juli 2009

Von Malta nach Pantelleria, 2. Tag auf See

Am Morgen stehen wir gerade mal sieben Meilen nördlich von Gozo, der Wind schläft komplett ein, es wird unerträglich heiß. Ich beschließe doch ein Stück zu motoren, vielleicht komme ich in ein anderes Windsystem. Das gelingt mir erst gegen Mittag, zaghaft füllt ein Haucherl von Wind die Segel, ich humple so mit 1 – 2 Knoten Fahrt über das Meer. Geduld ist angesagt, was ja nicht gerade zu meinen größten Charakterstärken zählt... Noch dazu stimmt die Windrichtung nicht, aber Hauptsache ist, das Schiff bewegt sich ohne Motoreinsatz vorwärts!
Um exakt 20:15 verabschiedet sich der Tag mit einem herrlichen Sonnenuntergang. Ziemlich früh um diese Jahreszeit, ganz im Gegensatz zu meiner Heimat; aber wir sind ja auch schon weit südlich! Ich bereite Sandpiper für die bevorstehende Nachtfahrt vor, lasse aber das Vollzeug oben, da sonst überhaupt nichts weitergeht. Wiederum ist Sandpiper taunass, allerdings nicht so stark wie gestern – das lässt zumindest auf etwas Wind hoffen! Die Großschifffahrt hat beängstigend zugenommen, wieder bin ich froh über die Anschaffung des AIS – Gerätes.
Während der Nachtwache beobachte ich viele „Sternschnuppen“. Deren Anzahl reichte aus, um allen lieben Menschen, die mein Leben begleiten (oder begleiteten…), einzeln etwas Gutes zu Wünschen. Während dieser langen Stunden stiegen in mir wieder die versunken geglaubten Bilder meiner Heimat hoch: Die Wanderwege durch die stillen Nadelwälder, der Geruch frisch gemähten Grases, die gemütlichen Abende am knisternden Kaminfeuer. Unvergessen die Radtouren durch die herrliche Landschaft des schönen Waldviertels; meine Laufstrecken, welche am Rande lieblicher Dörfer vorbeiführten. Die Erinnerung an saftige Wiesen und Felder, die einem bunten Farbenteppich gleichen, das geheimnisvolle Dunkel des Hochwaldes in der Stunde der Dämmerung, all das zog vor meinem geistigen Auge vorbei und machte mich eigenartig schwermütig. Hier, mitten am Meer, alleine in einer einsamen Nacht, wurde mir wieder einmal zutiefst bewusst welche Gnade ich hatte, in einem so wunderschönen Land, wie es mein Österreich ist, geboren worden zu sein.

24 Stunden - Etmal: 73sm, Position: N 36°42,03’ / E 013°00,28’

Mittwoch, 29. Juli 2009

Von Malta nach Pantelleria, 1. Tag auf See

Gegen Morgen, so um vier Uhr, wache ich auf, leider kein Wind, also brauche ich gar nicht so zeitig aufbrechen wie geplant. Ich versuche trotzdem zu dieser nachtschlafenden Stunde eine Internetverbindung herzustellen, was mir aber nicht gelingt. Verdammt noch mal, ich möchte mich doch per Mail verabschieden, bevor ich wieder in den Weiten des Meeres verschwinde! Um acht Uhr dann das Gleiche Spiel – keine Internetverbindung, kein Wind… Trotzdem: Ciao Valletta, ciao Malta!! Ich laufe unter Motor aus und gurke die Küste nach Nordwesten hoch. Ein Verkehr an Wasserfahrzeugen aller Art herrscht hier, sagenhaft. Ich weiß zwar nicht wo die hinwollen, sie sind jedenfalls alle schneller dort als ich… als ich die Nachbarinseln von Malta, Comino und Gozo, hinter mich gebracht habe, hört der Verkehr schlagartig auf. Gott sei Dank! Außerhalb der Abdeckung durch die Inseln kann ich endlich die Segel setzen, doch der Wind kommt gegenan und ist nur schwach. Eine elende Kreuzerei beginnt - wieder einmal. Den ganzen lieben Tag lang kämpfe ich mit nur mäßigem Erfolg. Mit Einbruch der Dämmerung wird das Deck taunass; ein Zeichen, dass kein Wind kommen wird. (Alte Seefahrerregel) In der Nacht wird es noch schlimmer, schlaftrunken muss ich wehrlos mit ansehen wie Sandpiper zeitweise sogar rückwärts „segelt“ - die fast wie höhnisch blinkenden Lichter von Gozo immer noch in Sichtweite. Wenigstens von der Großschifffahrt bleibe ich noch verschont; so kann ich halbwegs ungestört lesen. Antonio Tabucchis „Erklärt Pereira“ ist an der Reihe.

Etmal: 48sm, Position: N 36°12,08’ / E 014°12,70’

Dienstag, 28. Juli 2009

Malta / Valletta

05:00 – Marlies und Kurt legen ab, sie segeln Richtung Sizilien. Viel Glück, euch Beiden!
Am Vormittag hole ich meinen Autopiloten ab: Zerlegt, nicht repariert… Nach nur fünf (...) Tagen haben die "Spezialisten" hier vor Ort festgestellt, dass sie das Gerät nicht reparieren können – Bestandteile können sie mir auch keine geben. Ich sag dazu lieber nix, sonst reg ich mich nur auf...
Folgende Defekte hat das Gerät: Der Motor ist abgebrannt. Ein elektronisches Bauteil (mit drei Anschlüssen, ich vermute ein Transistor oder ein Thyristor) hat sich durch Hitzeeinwirkung selbst ausgelötet (oder wurde nicht richtig verbaut, jedenfalls fiel mir das Teil beim Öffnen des
Gerätes lose entgegen). Der mechanische Endanschlag (motorseitig) der Spindel mit der Lagerung ist komplett zerstört. Meine Theorie ist, das mein Kielschwerter von den Wellen sehr leicht aus der Richtung geworfen wird und das Gerät daher permanent gegensteuern muss - das es dann schlussendlich nicht aushält... Das Dumme ist nur, ich stehe jetzt unmittelbar vor den langen Etappen und habe nur mehr meinen alten, bereits mehrmals reparierten, ST1000+ zur Verfügung...
Am Abend bricht die Internetverbindung wieder zusammen – es ist zum aus der Haut fahren!
Ach ja, der Liegeplatz hat mir vom 22.07. bis 29.07 nur 72,- Teuro gekostet – ein fairer Preis, wie ich finde! Allerdings gibt es wegen Umbauarbeiten die letzten beiden Tage keine Toiletten und Duschen.
Obwohl es mir auf Malta ganz gut gefallen hat und es noch so einiges zu sehen gäbe: Jetzt wird’s wieder höchste Zeit für einen Abschied!!

Montag, 27. Juli 2009

Malta / Valletta

Nach dem Wäschewaschen mache ich mich auf den Weg, um meinen hoffentlich reparierten Autopiloten abzuholen. Es erwartet mich eine herbe Enttäuschung, da der Typ, der den kaputten Autopiloten übernommen hatte, angeblich die ganze Woche nicht mehr kommt. Ein anderer Typ verspricht mir allerdings hoch und heilig, die Sache bis morgen früh zu erledigen. So oder so. Na darauf bin ich aber gespannt…
Ich kaufe mir einen neuen Trolly, der allerdings nicht ganz so praktisch wie mein Alter ist – ich hatte leider keine größere Auswahl. Damit brachte ich gleich meinen neuerlichen Einkauf, den ich sicherheitshalber getätigt habe, da ich eventuell länger unterwegs sein werde, zum Schiff.
Mit Marlies und Kurt den Rest des Tages in sehr angenehmer Weise verplaudert.
Die Hitze lässt etwas nach, nach Aussagen der Einheimischen war es seit 11 Jahren nicht mehr so heiß. Meine Internetverbindung bricht ab und ist nicht mehr zu erneuern. Nach Auskunft des W-Lan Betreibers ist das Netz in Ordnung, mein Laptop müsste defekt sein. Da bei meinem zweiten Schleppi dasselbe Symptom auftritt, glaube ich das einfach nicht. Der Typ ist aber vom funktionieren seines Netzes überzeugt, ich hingegen überhaupt nicht….

Sonntag, 26. Juli 2009

Malta / Valletta

Ich mache mich früh auf die Socken, ziehe meine hurtigen Schuhe an und erkunde die „drei Städte“ Birgu, Senglea und Cospicua, welche Valletta gegenüberliegen, per Pedes. Dieser Gewaltmarsch dauert den ganzen Tag, ich komme erst am Abend hundemüde, aber voll von den verschiedensten Eindrücken zum Schiff zurück.

Fiaker zuhauf, wie in Wien:


Multifunktionsuhren:


Riesige Vorderladerkanonen, angeblich 100 Tonnen schwer...


...die allerdings, außer zur Erprobung, nie abgefeuert wurden:


Es gibt sie noch, die alten Busse...


...vorsintflutlichen Taxis...


...und Telefonhütteln, diese allerdings mit moderner Technik:


Ein wilder Stilmix stört etwas das Auge...




Übrigens schießen die hier wie in Sizilien morgens, mittags und abends ihre Böllersignale ab, Sonntag gab’s dann ein bisschen mehr von den Knallereien. Vielleicht entsorgen sie aber so nur „umweltfreundlich“ die vom Krieg übrig gebliebene Munition, wer weiß??

Samstag, 25. Juli 2009

Malta / Valletta

Natürlich war der Typ in dem Laden, der meinen Autopiloten begutachten sollte, nicht da. Macht nichts, in Malta gibt es ja noch genug zu sehen!
Mit meinem praktischen Wägelchen zur Tankstelle getrabt, um Treibstoff zu besorgen. Bei der Rückkehr bricht von dem ein Rad ab, ich stehe ziemlich blöd da. 46 Liter Benzin bei der Gluthitze händisch zu schleppen macht mir absolut keinen Spaß. Nach 200 Metern reichen meine Hände bis zum Boden… Ich stelle die Kanister beim Ufer ab, gehe zum Schiff und rudere mit dem Schlaucherl zurück, um diese zu holen. Ist zwar auch kein Vergnügen, aber immer noch besser als lange Arme zu bekommen…
Ich helfe Kurt und Marlies aus der Schweiz ihre Vanguard „Guapa“ in die Lücke zwischen mir und meinen Nachbarliegern, den Argentiniern, zu zwängen und gebe ihnen eine meiner beiden Mooringleinen ab. Wir kommen gleich ins Gespräch, verquatschen den halben Tag. Die Kajüte heizt sich zwischenzeitlich auf 40 Grad auf. Alles stöhnt unter der Hitze. Im Hafenbecken hat sich eine stinkende Schicht von Diesel angesammelt, die leider ein abkühlendes Bad im Wasser verhindert…
Ich warte bis es etwas abkühlt, dann marschiere ich einkaufen, denn die Vorräte auf Sandpiper neigen sich langsam aber sicher dem Ende zu. Wieder schleppe ich in der Gluthitze wie ein Lastesel Sachen durch die halbe Stadt…
Den Stoff des Hubdaches habe ich damals nach seiner Reinigung nicht mehr angeschraubt, sondern mit Druckknöpfen befestigt – das macht sich nun bezahlt, da ich einen Teil davon einfach hochrolle, damit es in der Kajüte etwas mehr durchziehen kann – bei der enormen Hitze eine kleine Erleichterung!

Freitag, 24. Juli 2009

Malta / Valletta

Die Sprache der Eingeborenen, „Malti“, ist irgendwie witzig, klingt wie Maschinengewehrfeuer… Das Geschriebene dazu liest sich wie eine Mischung aus schwitzerdytsch und Asterix - gälisch, über das noch zusätzlich ein Verschlüsselungsprogramm gelaufen ist – wer es nicht glauben mag, hier ein Beispiel:


Die Menschen sind freundlich und nett zu mir, Stress haben die wenigsten. Beim Autofahren sind sie allerdings mit großer Vorsicht zu genießen. Für mich leicht problematisch ist der Linksverkehr, ein Erbe der englischen Kolonialzeit. Beim Überqueren der Strasse schaue ich noch immer (ja, ich schäme mich eh schon…) zuerst in die falsche Richtung…
Das Kriegsmuseum (sehenswert) bei der Festung St. Elmo besucht...


...in der Gluthitze einen Teil des historischen Vallettas durchstreift:




Allerdings sind hier meine Reinlichkeitsbegriffe wieder einmal viel zu hoch angesetzt – der gleiche Unrat auf den Strassen und im Wasser wie auf Sizilien...
Es gibt, ähnlich wie es in Wien die Würstelstände sind, Verkaufswägen, die verschiedene Arten von Pizzen und ähnlichem feilbieten. Es Schmeckt hervorragend und ist sehr preisgünstig!
Am Abend hat es in der Kajüte immer noch über 30 Grad…

Donnerstag, 23. Juli 2009

Malta / Valletta

Die Versorgungslage der Stadt erkundet - es schaut trist aus: Die nächste Tankstelle und ein halbwegs brauchbarer Supermarkt sind rund einen Kilometer vom Hafen entfernt… Ich entdecke aber einen Raymarine - Distributor, dem ich meinen defekten Autopiloten zur Reparatur / Garantieleistung / bringe. Nach zwei Tagen will er mir Bescheid geben, was damit ist. Ich bin gespannt… Elektronisches Schiffszubehör ist hier sehr teuer, die Autopiloten sind um rund 40 – 50 € teurer als in Deutschland oder Österreich.

Was gibt es zu Malta zu sagen?
Nun, Malta wurde 1964 vom Vereinigten Königreich unabhängig. 2004 wurde Malta Mitglied der Europäischen Union und ist seitdem ihr kleinster Staat. 2008 wurde in Malta der Euro eingeführt. Die Republik Malta verteilt sich auf die drei bewohnten Inseln: Malta, etwa 246 km², Gozo (maltesisch Għawdex, etwa 67 km²) und Comino (Kemmuna, etwa 3 km²) sowie auf einige kleine, unbewohnte Inselchen. Malta zählt mit einer Fläche von 316 Quadratkilometern zu den so genannten Zwergstaaten, ist etwas kleiner als die Stadt Bremen und knapp doppelt so groß wie Liechtenstein. Es ist neben Zypern das einzige Land der Europäischen Union, das vollständig unterhalb 37° geographischer Breite liegt. Die höchste Erhebung des Landes ist der Ta' Dmejrek mit 253 Metern. Nach Meinung von Bewohnern der Alpenrepublik Österreich also nur ein Hügelchen. Auf Grund der extremen Wasserarmut existieren auf Malta, Gozo und Comino keine permanenten Flüsse. Der Nordwesten wird von korallinem Kalkstein und Grünsand, der überwiegende andere Inselteil jedoch von Globigerinenkalk dominiert. Dieser stellt auch Maltas einzige natürliche Ressource dar und wird von der Bevölkerung intensiv abgebaut und genutzt. Auf Malta herrscht subtropisches, trockenes Mittelmeerklima. Dieses ausgeglichene Seeklima ist von milden, feuchten Wintern und trockenen, warmen, aber nicht übermäßig heißen, Sommern geprägt. Waren die maltesischen Inseln in früheren Jahrhunderten noch dicht bewaldet, besitzen sie heutzutage auf Grund der größtenteils kargen und unfruchtbaren Böden keine große Pflanzenvielfalt. Die Gesamteinwohnerzahl beträgt etwa 410.000 (Stand: 2007). Da das gesamte Staatsgebiet Maltas mit 316 km² relativ klein ist, ergibt sich eine sehr hohe Bevölkerungsdichte von 1.298 Personen pro Quadratkilometer, was der vierthöchsten Bevölkerungsdichte in der Welt entspricht. 92 Prozent der Menschen leben in Städten. Maltesisch („Malti“) zählt zu den semitischen Sprachen und hat sich aus einem arabischen Dialekt entwickelt. Aber auch größere Wortschatzanteile aus dem Italienischen sowie geringere aus der spanischen, französischen und englischen Sprache finden sich im Maltesischen wieder. Auf den Inseln der Republik Malta finden sich Spuren einer Jahrtausende alten Geschichte. Sie reichen von den ersten monumentalen steinzeitlichen Tempelanlagen der Megalithkultur über römische Gräber und Katakomben bis zu den Wehranlagen des Malteserordens. Malta stand unter dem Einfluss vieler Kulturen. Im Laufe der Jahrhunderte beherrschten Phönizier, Griechen und Römer die Insel. Im 9. Jahrhundert, als die Inseln zum Byzantinischen Reich gehörten, wurde die Inselgruppe von den Arabern erobert. Im 11. Jahrhundert gingen die Inseln an Sizilien und 1282 an Aragon. 1530 gab der spanische König die Inseln an den Malteserorden, dessen protestantischer Zweig heute als Johanniterorden firmiert. Der Orden des heiligen Johannes zu Jerusalem zu Rhodos und zu Malta (früher auch als Hospitalier bezeichnet) verstärkte die Befestigungsanlagen am Hafen und verteidigte die Insel erfolgreich gegen osmanische Angriffe. Als deren Konsequenz wurde 1566 die Festungsstadt Valletta (benannt nach dem Großmeister Jean Parisot de la Valette) gegründet.
1798 musste der souveräne Malteserorden kampflos französischen Revolutionstruppen unter Napoleon weichen; seither hält er, wenn auch nicht überall anerkannt, eine staatsähnliche völkerrechtliche Qualität aufrecht, jedoch ohne Gebietsansprüche an die heutige Republik. Die Briten besetzten Malta 1800 und führten die Inseln nach dem Sieg über Napoleon als Koloniegebiet und prägten so die Kultur des heutigen Malta maßgeblich. Zuletzt spielte Malta im Zweiten Weltkrieg eine bedeutende Rolle, als es zu heftigen Kämpfen um den strategisch wichtigen Hafen kam, von dem aus der Nachschub des deutschen Afrikakorps empfindlich gestört wurde (Malta, der „unversenkbare Flugzeugträger“). Die Bevölkerung der Insel erhielt dafür 1942 vom englischen König das Georgs-Kreuz verliehen, das auch auf der Staatsflagge gezeigt wird.

Die Stadt wird von den mächtigen Festungsanlagen beherrscht...


...welche Großteils gut erhalten sind:


Ich durchwandere erst einmal einen Teil der Häfen...


...und Werften um zu schauen, was es auf dem Schiffsmarkt an gebrauchtem so alles gibt. Eine „Kobra 850“ wird mir um 18.000,- € angeboten – für Sandpiper bietet mir der Dealer 5.000,- € - damit hat sich’s der Typ bei mir ganz arg verscherzt…
Es gibt einige halbwegs sortierte Yachtausrüster, eine GP Maus ist jedoch für alle kein Begriff. Vielleicht sollte ich Importeur dieses Produktes in Malta werden! An Bord zurückgekehrt optimiere ich eben die provisorische Kabelverbindung Laptop / Garmin Hand – GPS mit dem mir zum Glück von meinem Bruder mitgegebenen P – Franc Stecker (Danke, Hermann!!), es muss eben so gehen, was soll’s.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Malta / Valletta

Bis auf die stimmgewaltige Singeinlage der offensichtlich sehr gut gelaunten Gäste zweier Ausflugsschiffe gab es keine Störung in der Nacht. Nachdem ich die Lage gepeilt habe hisse ich zur Gastlandflagge die gelbe „Q“ Flagge (zum Einklarieren) und mache mich unter Motor auf den Weg zur Marina „Msida“, wo sich die Immigrationspolizei befinden soll. Diese Marina ist riesengroß, ich finde mich nicht gleich zurecht, bis mich ein freundlicher Maltese zu sich winkt und mir den Platz neben seinem Schiff anbietet, der nicht besetzt ist. Das Einklarieren bei der Immigrationspolizei ging dann schnell, problemlos und sehr höflich vonstatten. Den Zoll schenke ich mir, da ich ja aus einem Schengenstaat komme. Das würde ich zumindest bei einer etwaigen Kontrolle angeben. Das stimmt sogar, nur ob das alle Beamten auch so sehen, wage ich zu bezweifeln...
Das vis a vis vom Marinabüro gelegene Marinazubehörgeschäft ist gleichzeitig der Trans – Ozean Stützpunkt. Dort erstehe neben dem benötigten 2-Taktöl einen (schon vorhandenen baugleichen) 20 Liter Kunststoffkanister, da mein lackierter „Wehrmachts“ Blechkanister schon massiv zu rosten begonnen hat. Ich kann alles gebrauchen, nur keine 20 Liter eines leicht entzündlichen, komplexen Gemisches aus überwiegend leichten, aromatischen Kohlenwasserstoffen, deren Siedebereich zwischen dem von Butan und Kerosin liegt, in der Backskiste….
Kurz durch die Stadt gestromert, der erste Eindruck ist nicht schlecht...


...nur die Geschäfte schließen etwas ungewohnt zeitig für mich.
Der Marinapreis geht in Ordnung, eine Dusche sowie Wasser und Strom am Steg sind im Preis inbegriffen. Nur Internetanschluss haben sie leider keinen…
Gleich meine Wäsche gewaschen und die Pölster, Matratzen u.ä. zum Auslüften an Deck gebracht - sicherheitshalber aber alles festgebunden, damit nicht wieder eine Matratze im dreckigen Hafenwasser schwimmt…
Vom Restaurant „Black Pearl“, einem an Land stehenden „Seeräuberschiff“ den Internetcode besorgt, damit ich endlich meinen Blog wieder aktualisieren kann…
Die erste „richtige“ Dusche seit längerer Zeit war ein Hochgenuss!!

Dienstag, 21. Juli 2009

Von Sizilien nach Malta

Mit Sonnenaufgang verlasse ich Sizilien und laufe aus, achterlicher Wind weht in annehmbarer Stärke. Leider lässt dieser dann immer mehr nach, wird nach 15sm zur totalen Flaute. Selbst mein sonst ach so sensibler Blister wickelt sich nur müde um Mast und Vorstag. Es ist keine Änderung in Sicht: Das Baro zeichnet eine gerade Linie, das Wasser bewegt sich wie Öl, keine Wolke zeigt sich am Himmel; noch dazu wird es unerträglich heiß. Ich beschließe, bis zum ersten Windhauch unter Motor weiterzufahren – denn in den riesigen, mir völlig unbekannten (und noch dazu geteilten Hafen mit verschiedenen Marinas, Kais und Mooringtonnen) von Valletta möchte ich nach Möglichkeit noch bei Tageslicht einlaufen.
Zwischen Sizilien und Malta herrscht ziemlich reger Verkehr auf dem Wasser, da heißt es aufpassen! Es gab keine besonderen Vorkommisse bis auf zwei Tanker, die mir sehr nahe kamen und ein paar Fischer, die mir im Weg standen. Erst einige Meilen vor Malta konnte ich wieder Segel setzen. Dann wurde ich leicht nervös: Wo kommen auf einmal all diese vielen Schiffe her und warum wollen alle genau dorthin, wo ich hin will?
Mit dem letzten Büchsenlicht laufe ich in Valletta, der Hauptstadt von Malta, ein…


…eine herrliche Kulisse empfängt mich:


Die Gastlandflagge habe ich korrekt gesetzt, die gelbe Einklarierungsflagge hebe ich mir allerdings für morgen auf, denn ich bin seit knapp 14 Stunden unterwegs und möchte um diese späte Stunde nicht mehr auffallen…. Ich finde zum Glück schnell (etwas seitenhalber) ein Plätzchen mit ein paar freien Mooringtonnen, wo ich mich zwischen zwei verhefte. (Ursprünglich nur an einer, nachdem Sandpiper aber schwojend mit dem Rumpf an dieser leicht angestoßen ist ziehe ich mich mit der Heckankerleine zur anderen Tonne, damit das nicht noch mal passiert). Nun liege ich neben Hochhäusern und einer Hauptverkehrsstrasse:
(Foto am nächsten Morgen aufgenommen)


Egal, für eine Nacht geht das schon. Hauptsache Sandpiper liegt sicher. Bin gespannt wie die Nacht wird: Ob sich jemand an meinem Liegeplatz stört oder nicht….

Etmal: 56sm, Position: N 35°54,38’ / E 014°30,05’

Montag, 20. Juli 2009

Von Siracusa nach Portopalo

Fast an der Südspitze von Sizilien liegt eine große Bucht, die von zwei langen Molen gut geschützt wird - Portopalo:


Diesen Platz habe ich als Absprungspunkt für die Überfahrt nach Malta gewählt. Es wird ein Traum von einem Segeltag! Schon in Siracusa kann ich unter Segel ablegen und durch den Pulk der ankernden Schiffe hindurch auslaufen. Eine Frau auf einem unter amerikanischer Flagge segelnden Schiff winkt und ruft mir zu: „what a lovely Boat!“ Danke für das Kompliment! Aber was ist mit mir, bin ich nicht auch „lovely“???
Alles wird heute geboten und von uns dankend angenommen: Drehende Winde, Wellen, Flauten, blauer Himmel, Sonnenschein, Starkwind. Sandpiper wieselt durch die Wellen wie in jungen Jahren – mein Herz lacht! An essen ist nicht zu denken, wenn der Wind schon mal passt muss man das ausnutzen! Die letzten fünf Meilen muss ich gegenan kreuzen, bei stärkerem Wind macht das aber so richtig Spaß. Fast bin ich in Versuchung gekommen, gleich die Nacht Richtung Malta durchzusegeln, der Wind stand aber eher ungünstig, ich hätte die Insel nicht anliegen können. So führe ich Sandpiper unter Vollzeug an der Windkante entlang bis in die Bucht hinein, selbst das Ankermanöver (Platz habe ich ja genug) fahre ich unter Segel. Sandpiper bekommt als Belohnung ein paar Streicheleinheiten, für mich gibt’s einen guten Kaffee und ein deftiges Bauernomelett, als Nachspeise eine Banane und ein paar Datteln.
Hoffentlich passt morgen der Wind so halbwegs!!

Etmal: 36sm, Position: N 36°40.09’ / E 015°06,63’

Sonntag, 19. Juli 2009

Siracusa

Ein herrlicher Tag beginnt, die Küstenwache besucht mich wieder: Der Text ist der Gleiche, die handelnden Personen sind andere - macht nix, ich habe ja Zeit…
Um uns herum gibt es „springende Fische“, die zwei, dreimal hintereinander so einen halben Meter aus dem Wasser schnellen. Anfangs dachte ich das machen sie auf der Flucht vor Raubfischen als Verteidigungsstrategie, nach einiger Zeit kam ich aber zu der Erkenntnis, dass sie es aus Spaß an der Sache machen. Als Alternativprogramm stürzen sich rund um Sandpiper „Sturzflugvögel“ auf der Jagd nach Fischen aus rund zehn Metern Höhe in vollem Karacho ins Wasser, die langen, schmalen Flügel eng an den Weißgefiederten, lang gestreckten Körper gepresst. Nach dem Auftauchen schütteln sie kurz das Wasser aus dem Gefieder und weiter geht’s… Leider konnte ich die Vögel nicht identifizieren, sie sahen wie große Seeschwalben aus.
Mit dem Schlaucherl wieder an Land gerudert und Benzin geholt. Mit Sandpiper fahre ich dort lieber nicht hin, denn dazu braucht man gute retour – Manövriereigenschaften des Schiffes (hat Sandpiper nicht) und starke Nerven (habe ich nicht). Während ich meine Kanister befüllen lasse spielen sich auf dem engen Raum Dramen ab. Mir tun die Skipper allesamt leid, die dort hinmussten, denn die Tankstelle ist Clevererweise ins letzte Eck des kommunalen Hafens gebaut worden und als Sonderprüfung liegt auch noch ein dickes Fischerboot ganz knapp daneben. Zusätzlich ist dort die Einfahrt in die Marina, d.h. es herrscht reger Verkehr; nebenbei es ist sauheiß. Ergo dessen liegen teilweise die Nerven blank…
Wieder einen meiner obligaten Kulturhatscher durch die Stadt unternommen:


Ganz Sizilien scheint’s, ist auf dem Wasser, viele Italiener kommen mit ihren Schiffen zur Kaimauer, so eine Art zwangloses Großfamilientreffen:


Und so baden Sizilianer(innen) offensichtlich am Liebsten:


Mein Wetterguru Heli gibt grünes Licht für die Weiterfahrt, morgen geht’s wieder weiter Richtung Süden!!

Samstag, 18. Juli 2009

Siracusa

Die Küstenwache kommt am Morgen mit einem Schlauchboot an Sandpiper herangebraust und möchte einige Daten von mir. Sie kommen aber nicht an Bord, sondern bleiben brav auf ihrer Schwimmhilfe sitzen. Als ich ihre Fragen von woher (Greece…) und wohin (Malta…) wahrheitsgetreu beantworte beäugen sie mit erstaunten Blicken mich und meine aufgemotzte Jolle. Tja Freunde, das hättet ihr von uns wohl nicht erwartet, wie?? Diese Beamten waren übrigens sehr nett und freundlich zu mir – wie eigentlich alle bisher. (Soll auch einmal gesagt werden, nicht immer nur motzen…)
Wieder ist herrliches Wetter, fast schon zu heiß. Ich rudere an Land und stromere durch die Stadt…


…welche mir viel besser als Catania oder Riposto gefällt.
Aber auch hier…


… verfallen ganze Häuserzeilen.
Am Abend kommt Wind auf, die ersten Skipper werden nervös, stecken mehr Kette oder fahren überhaupt ein neues Ankermanöver. Leute, was macht ihr eigentlich, wenn es wirklich einmal anständig am Ankerplatz zu wehen beginnt??
Eigenartigerweise konnte ich keine größeren Geschäfte zum Verproviantieren finden. Das ist mir in Riposto und Catania auch schon aufgefallen – vielleicht habe ich aber auch nur in den falschen Strassen gesucht?
Einige Ship – Chandler fand ich zwar, das Wort „GPS – Mouse“ war für die Verkäufer leider ein Fremdwort…
Ich öffne den defekten Autopiloten in der Hoffnung, ihn mit Bordmitteln reparieren zu können: Das Pflänzchen Hoffnung wird sofort brutal zertreten, als mir ein elektronischer Bauteil und die Reste des mechanischen Endanschlages entgegenkommen. Auch der Motor (eigentlich ein Motörchen…) hat sein kurzes Leben ausgehaucht, er schaut abgebrannt aus und stinkt erbärmlich vor sich hin. Leise vor mich hinfluchend schraube ich das Gerät wieder zu – es ist offensichtlich sinnlos, einen Reparaturversuch zu starten. Ich werde mich doch um eine mechanische Windfahnen - Selbststeuerungsanlage umschauen müssen, denn auf das elektronische Glumpert ist absolut kein Verlass.
Im Gegensatz zu bisher ist es hier (relativ…) sauber, in der Altstadt dominieren viele kleine, ganz enge Gassen, allerdings sind sehr viele der Häuser mit witzigen Mini – Balkonen ausgestattet:


Ehemals prachtvoll, nagt auch hier leider an seeeehr vielen Gebäuden der Zahn der Zeit, allerdings nicht so arg wie in Catania. Die Stadt verbreitet sogar einen gewissen Charme. Hervorzuheben ist die Lebenslust und auch die Freundlichkeit der Einwohner: Mit Händen und Füßen wird gestikuliert, scheinbar kennt jeder jeden, reihum wird gegrüßt und gelacht - es ist eine Freude, ihnen bei ihren Palavern zuzusehen.
Ich allerdings habe ein kleines Problem: In Sizilien eine Internetverbindung herzustellen ist eine echte Herausforderung…

Freitag, 17. Juli 2009

Von Catania nach Siracusa

Ich bezahle zähneknirschend meinen Obolus von 28,- € und mache mich auf die Socken – auf Nimmerwiedersehen, Catania. Es geht wieder nach Süden, Richtung Siracusa. Der Wetterbericht hat ja NO Wind mit einer Stärke von 3 Beauforts angesagt. Ha, das wird ein gemütliches Schiebewindsegeln! So kann sich der kleine Gerhard wieder einmal täuschen. Es wurde ein strammer S / SO, 4-5, in Böen bis 6 Beauforts… Diese Wettervorhersagen sind alle nur ein Blick in eine offensichtlich trübe Kristallkugel, allesamt keinen Schuss Pulver wert. Es wird also wieder einmal ein mühseliger Tag. Ich kann machen was ich will, bei 4 – 5 Beauforts hat Sandpiper einen (echten…) Wendewinkel von 130 Grad. Die Trackaufzeichnung des GPS lügt nämlich nicht... Es ist zum Verzweifeln, kein anständiges Vorwärtskommen möglich. Der ganze Tag vergeht mit dem Kampf um nebbiche 39sm.
Während der Fahrt mutiert Sandpiper offenbar zum Leittier:


(Nein, ich habe mir aus der Herde kein Mittagsessen herausgeschossen...)
Ich demontiere die Backbord – Schotschiene und befestige sie anständig, damit mir nicht das gleiche Malheur wie mit der Steuerbordschiene vor Kreta passiert. Das Bordwerkzeug nehme ich mir auch vor, entroste, öle und fette es.
Vor Augusta, dem riesigen Ölverladeterminal, welches ca. auf halbem Weg zwischen Catania und Siracusa liegt, komme ich leicht in Stress, da gleich zwei Riesentanker meinen Weg kreuzen. Unter Segel hätte ich zwar Wegerecht, mit diesen Kolossen lege ich mich aber lieber nicht an. Außerdem machen die einen Job, ich bin nur zum Vergnügen unterwegs. So schaue ich, dass ich ihnen nicht im Weg rumstehe.
In Siracusa angekommen...


...fahre ich zuerst in die nördlich gelegene Marina: Die ist natürlich bummvoll mit diesem Kroppzeug von übermotorisierten Kleinwasserfahrzeugen. Niemand da, der mir einen Platz zuweisen würde, Besuchersteg gibt es auch keinen. Gut, dann eben ab in den südlich gelegenen Stadthafen. Der ist auf eine Art Marina umgebaut, dort wird wahrscheinlich wieder kräftig abkassiert werden. Gleich nebenan liegen allerdings eine Menge Schiffe in der Bucht auf Reede, ich zähle 36 Stück davon! So viele Skipper können nicht irren...


...ich lege mich also als Nummer 37 dazu - in die Stadt will ich heute sowieso nicht mehr und morgen sehen wir dann weiter. Bei 7 Meter Wassertiefe rauscht mein Schlickhakerl in den hoffentlich gut haltenden Grund – wir sind wieder einmal gut angekommen!

Etmal: 39sm, Position: N 37°03,74 / E 015°16,94’

Donnerstag, 16. Juli 2009

Von Riposto nach Catania

Pünktlich um 06:30 reißt mich der Lärm der Böller aus dem Schlaf. So etwas idiotisches… An weiteren Schlaf ist aber sowieso nicht mehr zu denken, da beginnender Schwell Sandpiper zum kräftigen Schaukeln bringt. Leider Null Wind. Trotzdem: nichts wie weg hier – auf Nimmerwiedersehen, Riposto! Unter Motor geht’s spritsparend gemütlich nach Süden, ich hab’s ja nicht besonders eilig. Die ganze Küste entlang stehen mir die kleinen Boote hoffnungsvoller Nachwuchsfischer im Weg herum. Fischen dürfte in Italien offensichtlich ein sehr beliebter Volkssport sein.
Jedes Mal, wenn ich bei einer Ortschaft vorbeikomme, schwimmt im Meer eine Unmenge von Müll jeglicher Art. Richtige Dreckschweine leben hier – das muss einmal gesagt werden!
Vorbei an den Zyklopeninseln...


...wo ich endlich Segel setzen kann, geht’s Richtung Catania. Dort geht’s zu wie bei „Miami Vice“: Kampfflugzeuge und Hubschrauber donnern über mich hinweg, die „Guardia Finanza“ rauscht mit einem Schnellboot an uns vorbei – wenigstens einen misstrauischen Blick hätten sie mir zuwerfen können – Motorboote zeigen mir dass sie schneller sind als wir, ein großes Kreuzfahrtschiff muss natürlich zeitgleich mit mir Einlaufen. Ich muss nämlich in den Hafen, um die Stadt...


...besichtigen zu können – außerhalb gibt es keine vernünftige Ankermöglichkeit. Im riesigen Hafengelände herrscht betriebsames Chaos. Mit Ach und Krach kriege ich in einer der dort beheimateten Marinas ein Plätzchen. Kein Internet, dafür fließendes Kaltwasser in einer abgefuckten Dusche. Den Zustand der Toilettenanlage kommentiere ich gleich gar nicht… [Sarkasmusmodus/on] Was kann man denn auch schon viel erwarten um läppische 28,- € pro Tag für ein 7m Schiff… [Sarkasmusmodus/off]
So siehts übrigens im Hafen aus:


Bei meinem obligaten Kulturhatscher durch die Stadt trifft mich dann fast der Schlag: Catania muss einmal eine wunderschöne und sehr reiche Stadt gewesen sein:


Großzügig angelegt, breite Boulevards mit herrlichen Palais, Villen und vielen großen, reich geschmückten Sakralbauten.


Das alles verfällt schon seit langer Zeit, ganze Straßenzeilen stehen leer, der Dreck ist allgegenwärtig, Slums in denen Farbige herumlungern und dazu ein Verkehr, der jeder Beschreibung spottet. Die Verkehrsregeln sind außer Kraft gesetzt, jeder fährt wie es ihm passt – es ist sagenhaft. Ich kaufe mir ein Eis, setze mich bei einer Kreuzung mit einer Stopptafel auf eine Bank und beobachte den Verkehr – nichts für schwache Nerven… Ob ich mich mit der italienischen Mentalität anfreunden kann (oder überhaupt will…) wage ich zwischenzeitlich stark zu bezweifeln. Obwohl, wenn ich mit Menschen hier in Kontakt komme sind sie sehr nett und freundlich zu mir. Vor mir geht ein Mann, der sich soeben etwas gekauft hat. Er nimmt es aus der Verpackung und lässt diese dann achtlos auf den Boden fallen – zwei Meter neben einem Mistkübel!! Ich kann das einfach nicht verstehen. Was denken sich die Leute eigentlich dabei? Wahrscheinlich gar nichts…
Nebenbei bemerkt, wie man neben einem aktiven Vulkan, also einer tickenden Zeitbombe, freiwillig leben kann ist mir sowieso schleierhaft…
Meinen für zwei Tage geplanten Aufenthalt verkürze ich ob des bisher gesehenen auf nur eine Nächtigung – mein liebes Sizilien, mir reichts schön langsam mit dir…
Nachdem ich keinen Internetanschluss habe, muss ich also mit dem Wettervorschau - Aushang im Marinabüro vorlieb nehmen.
Übrigens - hier verkünden sie die Zeit auch mit Böllerschießen. Knallereien aller Art haben ja angeblich eine sehr lange Tradition in diesem Land…

Etmal: 21sm, Position: N 38°29,94 / E 015°05,87’

Mittwoch, 15. Juli 2009

Riposto

Das mit dem Ätna wird (zumindest von hier aus) nichts; ich finde keinen Veranstalter, der Touren auf den Vulkan anbieten würde. Die haben es mit dem Fremdenverkehr hier nicht so besonders. Mit Englisch komme ich auch nicht recht weiter – niemand den ich angesprochen habe versteht diese Sprache. Komisch…
Eine GPS – Maus konnte ich keine auftreiben, obwohl sich einige ganz gut sortierte Marineläden in Hafennähe befinden. Zumindest Öl und Benzin bekam ich problemlos…
Mit Böllern (irr lauten) wird hier am Morgen (06:30…), zu Mittag und am Abend im Hafengelände Signal geschossen. Zuerst dachte ich die wollen mich verjagen, an Autobomben und ähnliches. Ich konnte ja nicht ahnen, mit welch archaischen Mitteln einem hier die Zeit mitgeteilt wird. Vielleicht gibt es in der Stadt viele Schwerhörige, wer weiß?
Am Strand wurde ich dann die auf dem Meer aufgefischten Sachen wieder los - eine (leicht verdutzt schauende) italienische Großfamilie ist unerwartet in den Besitz eines aufblasbaren Kinderplanschbeckens und drei Bällen gekommen...


In der Stadt (und hier am Schiff…) stinkt es gotterbärmlich nach Kanal. Außerdem kann man ihren Zustand nicht einmal mit „morbiden Charme“ höflich umschreiben. Sie ist ganz einfach saudreckig und verludert. Vor langer Zeit muss sie aber einmal schön gewesen sein:


Was im Wasser schwimmt und wie es am Strand aussieht will ich gar nicht erst beschreiben. Viele Häuser sind halbverfallen, Alarmanlagen kreischen des Öfteren los, Autofahren ist anscheinend Glückssache, Hauptsache die Hupe funktioniert. Der Blinker wird von einem Großteil der Fahrer anscheinend als nutzloses Sonderzubehör betrachtet…
Leider hat sich den ganzen Tag kein Windhauch geregt, sonst wäre ich schon längst wieder von hier abgehauen.

Dienstag, 14. Juli 2009

Nach Sizilien / Riposto – 4. Tag auf See

Der Tag beginnt mit einem herrlichen Morgenrot – leider auch mit Flaute; und zwar mit einer totalen. Schade! Was am Anfang an Wind und Welle zu viel war, ist nun zu wenig. Schön langsam komme ich aus der Hauptverkehrsroute, es wird ruhiger mit dem Schiffsverkehr. Ich nutze die Zeit der Flaute für eine zeitraubende, ausgiebige Ganzkörperpflege, aber es nützt nichts: Noch immer regt sich kein Hauch von Wind. Es wird unerträglich heiß am Schiff. Bin ich froh dass ich mir noch in Griechenland einen Glatzenschoner (Strohhut…) als probates Mittel gegen einen Hitzekoller gekauft habe. Wohl oder übel muss nun die eiserne Genua wieder herhalten. Am Fuße des Ätnas laufe ich dann um 16:30 in den Hafen von Riposto ein:


Der ist typisch italienisch: Überfüllt, dreckig und laut.


Mir gefällt er überhaupt nicht, ich laufe postwendend wieder aus und lege mich vor einem Strand vor Anker. Ich würde gerne ins Wasser gehen, leider ist dieses ziemlich schmutzig und einige Quallen sichte ich auch; daher verzichte ich lieber freiwillig auf ein erfrischendes Bad…
Ich baue mein Schlaucherl am Vorschiff auf, morgen werde ich damit Benzin holen, Riposto durchstreifen und mal schauen, ob der Ätna überhaupt bestiegen werden darf.
Die Strecke von Griechenland nach Sizilien hätte Luftlinie 254 sm (470 Km) betragen, ich habe dafür 287 sm (531,5 Km) und 76,5 Stunden gebraucht. Das ist ein Schnitt von 3,75sm. Nicht so schlecht, wie ich meine. Schade nur, dass am letzten Tag der Wind total ausgelassen hat…

24 – Stunden Etmal: 74sm (Davon schon etliches unter Motor)
Rest - Etmal: 16sm, Position: N 37°44,15 / E 015°12,38’

Montag, 13. Juli 2009

Nach Sizilien – 3. Tag auf See

Im Morgengrauen taucht die Küste Kalabriens, der „Vorfuß“ Italiens, der mit Sizilien scheinbar Fußball spielt, auf. Nachdem ich aber gleich nach Sizilien möchte, lasse ich sie an Steuerbord liegen. Ich hätte sie sowieso nicht anlaufen können, da mich der Wind nach Süden drückt. Ich hole mit einem leicht wehmütigen Gefühl die griechische Gastlandflagge, die mich so lange Zeit begleitet hatte, ein und ziehe die italienische hoch. Der Wind lässt kontinuierlich nach, hat aber wieder etwas mehr auf Nord gedreht, ich kann meinen Generalkurs „Richtung Sizilien“ so halbwegs halten.
Einen treibenden Ball aus dem Wasser gefischt, das war ein willkommener Anlass für eine „Mann über Bord“ Übung. Der Wind ist nun sehr schwach, ich nutze diese Situation, um etwas Ordnung in das Chaos an Bord zu bringen. Sandpiper ist über und über mit Salz verkrustet, so wie ich und mein Schlechtwetterzeug.
Nochmals zwei Bälle in einem Netz aus dem Wasser gefischt. Ich weiß schon, dass Italien ein Fußballbegeistertes Land ist – aber warum schießen die ihre Bälle ins Meer und spielen nicht damit? Außerdem: Was mache ich jetzt bloß mit drei Bällen an Bord??
Eine Stunde später: Ein UBO (Unbekanntes Treibendes Objekt, nicht zu verwechseln mit einem UFO…) wird in einiger Entfernung gesichtet. Wieder starte ich eine MOB – Übung („Man Over Board“). Ich fische ein aufgeblasenes und unbeschädigtes Kinderplanschbecken (ohne sich darin befindlichem Kind…) aus dem Wasser. Mutieren wir nun zum Spielzeugtransporter oder wie? Beim nächsten Kinderspielplatz spiele ich verfrühten Weihnachtsmann…
Gegen Mittag schläft der Wind ein, ich dümple so mit einem Knoten Fahrt dahin… Die Küste kommt nur unendlich langsam näher. Ich versuche, die GPS – Maus zu reparieren, scheitere aber damit. Anschließend versuche ich mein Hand – GPS, an dem bereits das AIS – Gerät und das UKW – Funkgerät angeschlossen sind mit dem Laptop zu verbinden – und scheitere wieder… Mit dem alten Garmin GPS gelingt es mir dann endlich, mit einem improvisierten Kabel eine Verbindung herzustellen:


Nicht dass ich navigatorisch unbedingt darauf angewiesen wäre, das nicht, aber übersichtlich ist es schon, wenn man den Kurs mitplotten kann. Außerdem will das Kind im Manne sein Spielzeug haben…
Je näher ich mich der Strasse von Messina nähere, umso dichter wird der Schiffsverkehr. Unglaublich, wie schnell (und auch leise!!) manche dieser Biggis sind!
Der Wind dreht plötzlich und frischt auf. Nun drängt er mich nach Norden hoch, an die Küste Kalabriens. Und dann, im Licht der untergehenden Sonne war er plötzlich da: Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich den markanten, rauchenden Kegel des Ätnas weit in der Ferne aufragen:


Europas höchster aktiver Vulkan – immerhin 3323 Meter hoch. Sein letzter großer Ausbruch war 2001. Hoffentlich hält er still, wenn ich in seiner Nähe bin…
Ich binde das erste Reff ein – nach einer Stunde reffe ich wieder aus - und dümple in der Flaute vor der Strasse von Messina rum. Das wollte ich doch schon immer machen, dort, wo sich wie bei einem Nadelöhr die Fähren und Frachter treffen, in der Nacht mit flappenden Segeln herumzudümpeln…


Es nützt alles nichts, ich muss den Motor anwerfen, um den großen Pötten nicht im Weg Rumzustehen. Es wäre viel zu gefährlich bei dem Verkehr, der hier herrscht. Wiederum macht sich die Anschaffung des AIS – Radarwarngerätes bezahlt. Es meldet zuverlässig die Annäherung der großen Pötte, die durchgehend mit AIS ausgestattet sind. Nur eine große private Motoryacht war damit nicht ausgestattet, weil wahrscheinlich nicht ausrüstungspflichtig. Gerade dieser Motoryachtskipper fühlte sich bemüßigt, um drei Uhr in der Früh in knapp hundert Meter Entfernung an mir vorüberzurauschen. Typisch Motorbootfahrer eben… Ich runde den südlichsten Zipfel vom Festland Italiens und steuere geradewegs auf den Ätna zu; hoffentlich finde ich an seinem Fuße einen guten Platz für Sandpiper, da ich zu seinem Krater hinauf möchte; das wird wahrscheinlich nur mit einer Führung möglich sein. Mal sehen, die Touristeninformation wird mir darüber schon Auskunft geben können.
Die Uhrzeit darf ich auch nicht vergessen, wieder umzustellen!

24 – Stunden Etmal: 88sm

Sonntag, 12. Juli 2009

Nach Sizilien – 2. Tag auf See

Gegen Morgen wird es etwas zuviel, Sandpiper luvt mir zu oft an, ich wechsle auf die Fock - keine angenehme Aufgabe bei Wind und Welle.
Die aufgeschraubte Scheuerleiste an der Backbordseite dürfte undicht sein, durch die permanente Schräglage dringt dort etwas Wasser ein, in dem dahinter liegendem Staufach (jenes mit dem Schiebetürl) schwimmt das Wasser – I`m not amused…
Zu Mittag dann für mich ein persönlicher Rekord: Das 24 – Stunden Etmal (diesmal Mittag – Mittag) beträgt sagenhafte 109sm!!!


Ich hätte nie gedacht, dass mein altes Mädchen so etwas zuwege bringen kann! Ich hingegen bin ziemlich geschlaucht, das ewige Gerumpel durch die Wellen macht müde. Dann läuft mir Sandpiper plötzlich aus dem Ruder, der neue (auf Garantie ausgetauschte…) Autopilot ST2000+ hat sich verabschiedet, verweigert seinen Dienst. Die Tasten quittieren zwar bei Betätigung mit einem Piepton, der Antriebsmotor reagiert aber überhaupt nicht. Vielleicht ist dieser durchgebrannt?? Ich weiß es nicht. Heiß ist das Gehäuse jedenfalls geworden, obwohl ich das Gerät mit einem Handtuch abgedeckt hatte. Gut, das Gerät musste bei dem starken Wind viel arbeiten, zeitweise wurde Sandpiper auch ziemlich luvgierig, aber dafür müsste das Ding ja gebaut sein, oder?? Nun muss der alte ST1000+ ran. Der sorgt für einen neuerlichen Adrenalinstoss bei mir, als er beim Anschließen momentan nicht reagierte. Nach einiger Verzögerung „sprang“ er dann doch an. Erleichterung bei mir. Aber was mache ich jetzt mit dem kaputten ST2000+??? Versenken? Zerlegen und dumm reingucken? Ich bin so was von sauer auf dieses Glumpert, ich kann es gar nicht sagen… Fast zeitgleich gibt meine GPS – Maus ihren Geist auf. Es ist nicht zu fassen…
Der Wind lässt nach, ich reffe wieder aus. Noch dazu dreht er auf West, ich muss nach Süden abdrehen. In der Nacht wechsle ich von der Fock auf die Genua zurück, der aufgegangene Mond macht den Wechsel einfacher und etwas ungefährlicher. Manchmal gäbe ich viel für eine anständige Rollreffanlage… Gespenstisch leise ziehen wir unseren Weg durch die vom Mond erhellte Nacht. Ich fühle mich wieder eins mit den Elementen – ich erlebe eine wunderbare Zeit. Schade nur, dass ich diese Freude mit niemand teilen kann…

24 – Stunden Etmal: 109sm (!!!)

Samstag, 11. Juli 2009

Von Argostoli nach Sizilien – 1. Tag auf See

Ich hole noch einen aktuellen Wetterbericht ein – „No Gale warning“ - also los! Unser nächstes Ziel, Sizilien, wartet auf uns!
Ich säubere das Schlaucherl und verstaue es unter Deck im Vorschiff – während der langen Überfahrt würde es mich am Heck nur stören.
Mit Wolfgang noch den Vormittag fachsimpelnd verbracht. Schade dass ich weiter muss, seine Erfahrung und Tipps werden mir fehlen.
Milch und frisches Brot noch schnell eingekauft, Punkt Mittag lege ich ab – dabei habe ich glatt vergessen, auszuklarieren… Ich kann unter Segel ablegen und, bis auf ein kurzes Stück unter Motor, aus der Bucht hinaussegeln. Während der ruhigen Ausfahrt aus der weitläufigen Bucht mache ich Sandpiper seefest: Ich montiere den Heckanker mit seinem Kettenvorlauf ab und verstaue ihn in der Backskiste, bändsle die Fock an die Reling, lege die Sturmfock, den Lifebelt mit den Lifelines und die Automatische Rettungsweste in Reichweite, usw.
Ich nehme wieder einmal Abschied von Griechenland, diesmal wird es - wenn alles gut geht - wohl für eine sehr lange Zeit sein.
In der Landabdeckung geht es leicht chaotisch zu, der Wind schralt, ich habe alle Hände voll zu tun. Draußen werden die weißen Wellenkämme höher und mehr, außerhalb der Landabdeckung geht’s dann zur Sache - der Wind legt kontinuierlich zu. Ich komme bald zu nichts anderem mehr, als mich festzuhalten. Mein altes Mädchen stürmt durch die chaotischen Wellen, dass es eine helle Freude ist. Für mich allerdings etwas weniger, ich hole mir ein paar blaue Flecken und Hautabschürfungen, so geht’s drunter und drüber. An warmes Essen oder einen Kaffee ist nicht zu denken. In der Kajüte schaut es bald aus wie in einer Rumpelkammer. Gegen Abend binde ich aus Sicherheitsgründen das erste Reff ein, danach geht’s ein bisschen aufrechter dahin… Wir fliegen durch die Nacht, blutrot geht hinter uns der im abnehmen begriffene Mond auf. Phosphoreszierendes Plankton blitzt in der Schaumspur von Sandpiper auf, kurz erschrecken mich plötzlich auftauchende Delfine. Ein einziges Kreuzfahrtschiff kommt mir auf zwei Meilen nahe, sonst bin ich alleine auf dem Meer.
Die Nacht verläuft zwar in starker Schräglage bei unverändert chaotischem Wellenbild, aber an sich störungsfrei. Öfter als mir lieb ist kracht Sandpiper mit einem lauten Knall in ein Wellental – ich brauche keinen Wecker; an Schlaf ist bei diesem wilden Ritt sowieso nicht zu denken, nur kurzes Dösen ist möglich.

Freitag, 10. Juli 2009

Argostoli

Mit Wolfgang stundenlang gefachsimpelt, nebenbei seinen Computer navigatorisch auf einen etwas höheren Level gebracht…


Der Wind frischt auf, Dreck wird angeschwemmt – in der fast geschlossenen und seichten Bucht unvermeidlich, da ja fast kein Wasseraustausch stattfindet. Der Hafen füllt sich mit Schiffen – sagenhafte Anlegemanöver, vornehmlich von Charterschiffern vorgeführt, sorgen für ein spannendes „Hafenkino“.
Bei den Fischern am Kai tummeln sich einige große Seeschildkröten herum, ich nehme an Caretta – Carettas, unechte Karettschildkröten. Erstaunlich wie wendig die Tiere sind, wenn sie miteinander spielen!
Ich werde von Wolfgang wieder zum Essen eingeladen, wir verbringen wiederum einen gemütlichen Abend in einem sehr angenehmen Ambiente.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Argostoli

Nach einer herrlich ungestörten Nacht verlege ich mich an den Kai direkt hinter dem Markt, wo kein größeres Segelschiff anlegen kann, da es dort nur knapp über einen Meter tief ist - für Sandpiper kein Problem:


Natürlich halten wir die Parkordnung ein... Und nein, die Tafel haben nicht wir verbogen!
Von dort habe ich nur fünfzig Meter bis zu einer Tankstelle und zu einem Markt, der sehr viel an gutem Obst und Gemüse bietet. Ich decke mich damit ein, fülle meine Benzinkanister auf und verlege mich dann an den Stadtkai...


...um dort am einzigen Zapfhahn Wasser bunkern zu können. Dabei lerne ich Wolfgang und Milena kennen, ein sehr nettes Tiroler Paar, die mit ihrer Westerly auf Reisen sind. Es ist unerträglich heiß, da kein Wind weht und ich nicht in das dreckige Hafenwasser baden gehen will. In der Kajüte hat es am späten Nachmittag 34 Grad Celsius – bei der geringsten Tätigkeit schwitze ich wie ein …
Mit Milena und Wolfgang abends gut essen gewesen, ich wurde ob meiner Tätigkeit als deren neuer Computerfuzi dazu eingeladen.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Von Ag. Nikolaos zur „Shipwreckbay“ und nach Kefallinia

Die Nacht verlief zum Glück ruhig, nichts ist passiert. Ich breche ganz zeitig auf, da ich einiges vorhabe. Zuerst motore ich zu den „blue Caves“, den blauen Grotten von Zakynthos, bei Kap Skinari hoch:


Leider ist es dort ungünstig zu ankern (Wassertiefe um die 30m), noch dazu steht etwas Schwell herein. An ein Anlegen ist bei den scharfen Klippen auch nicht zu denken. Bei diesen unsicheren Bedingungen lasse ich Sandpiper nicht alleine, nur um mit dem Schlaucherl ein paar Meter in eine Höhle zu rudern. Gut, dann eben nicht. Ich motore weiter, zur sogenannten „Shipwreckbay“. Dort liegt das wohl am Meistfotografiertesten Schiffswrack der Welt, welches von der Brandung äußerst fotogen breitseits auf den Sandstrand geworfen wurde, der sich in einer von grandiosen Felswänden umschlossenen Bucht befindet:


Dazu gibt es folgende Geschichte zu erzählen:
„Ein besonders beliebtes Reiseziel ist die nur vom Meer zugängliche Navagio-Bucht mit dem Schiffswrack von Zakynthos. Das Wrack des Küstenmotorschiffs „Panagiotis“ liegt dort auf einem kleinen Strand, umgeben von bis zu 200 Meter hohen, senkrecht hinaufragenden Felswänden, über denen sich eine kleine Plattform befindet. Sie ist der einzige Aussichtspunkt, welcher von der Landseite aus einen Blick auf das Wrack erlaubt. Das Schmugglerschiff strandete im Oktober 1980, als es bei stürmischer See von der Küstenwache verfolgt einen Maschinenschaden erlitt und führerlos mit seiner illegalen Ladung von Zigaretten in der ehemals „Agios Georgios“ genannten Bucht strandete. Die Besatzung des Schiffes konnte sich retten“.
Von vorne ist das Wrack ja hinlänglich bekannt. Kainzfilm zeigt es erstmals, exklusiv und völlig kostenlos, von hinten:


Die Bucht ist wirklich ein wahres Sinneserlebnis! Allerdings nur die ersten zwei Stunden… Dann fallen nämlich Heerscharen von Touristen ein, von Ausflugsdampfern aller Arten in Massen herangekarrt:


Auf einmal wimmelt es in der bis dahin idyllischen Bucht von Menschen, Schiffe fahren im Kreis herum und verpesten dabei die Luft, der Strand füllt sich mit blasshäutigen, großteils unförmigen Leibern… Ich trinke meinen Kaffee gar nicht mehr aus, sondern ergreife, innerlich laut schreiend, die Flucht. Aber was soll’s, nicht nur ich will die Bucht sehen, alle haben das Recht dazu. Ich hatte nur das Glück, deren Schönheit fast alleine genießen zu dürfen!
Ich nehme Kurs auf die Insel Kefallinia, Der größten der ionischen Inseln. Ein Hauch von Wind trägt mich hinüber. Ich komme unter Segel bis ganz hinüber, es war ein total stressfreier Schlag. Ich laufe als Erstes den Hafen von Lixouri, an der Südseite der Insel in einer Art Golf gelegen, an. Dort gefällt es mir nicht, es stinkt erbärmlich, Müll treibt mir im Hafenbecken entgegen. Ich laufe sofort wieder aus, wechsle über nach Argostoli, welches ebenfalls in dem Golf liegt. Diese Stadt wurde 1953 bei einem verheerenden Erdbeben komplett zerstört, wurde aber anschließend wieder aufgebaut. Gegenüber befindet sich zwar eine Marina, welche bei mir aber einen geschlossenen Eindruck erweckt, da dort nur Wracks und kommerzielle Schiffe rumdümpeln. Ich lege mich ganz einfach im seichten Endteil der Bucht, wo nur mehr Sandpiper und Flachgehende Fischerboote hinkommen, vor Anker. Ich war 13 Stunden unterwegs und möchte nun in Ruhe schlafen können….

Etmal: 39sm, Position: N 38°10,69 / E 020°29,71’